Demozug in Münster für Dortmunder Neonazi Borchardt Großer Polizeieinsatz und Gegenprotest

Gegendemonstranten halten ein Banner mit der Aufschrift „Macht’s wie Siggi“ anlässlich des rechten Aufmarschs in ihrer Stadt hoch.
Gegendemonstranten halten ein Banner mit der Aufschrift „Macht's wie Siggi“ anlässlich des rechten Aufmarschs in ihrer Stadt hoch. © picture alliance/dpa
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Der Dortmunder Neonazi und Gründer der Hooligan-Gruppe „Borussenfront“, Siegfried Borchardt, starb 2021. In rechtsextremistischen Kreisen wird er weiterhin als Kultfigur verehrt. So auch zuletzt am Samstag (5.7.) in Münster. Ein großer Polizeieinsatz war die Folge.

Bei einem Aufmarsch in der Münsteraner Innenstadt setzten sich seine Sympathisanten für die Grabstätte des als „SS Siggi“ bekanntgewordenen Borchardt ein. Diese befindet sich auf dem Dortmunder Hauptfriedhof, ist aber nur durch eine Betonplatte gekennzeichnet. Um die Ausgestaltung dieser Grabstätte hatte es juristischen Streit gegeben. Nicht zuletzt wurde von Seiten der Behörden befürchtet, das Grab könnte ein Pilgerort für Rechtsextremisten werden.

Einsatzkräfte der Polizei in der Münsteraner Innenstadt
Am Samstag (5.7.) gab es in Münster einen großen Polizeieinsatz aufgrund eines Neonazi-Aufmarschs.© picture alliance

1200 Gegendemonstranten

Die rechtsextremistischen Demonstranten in Münster setzten sich unter anderem für diese Grabstätte ein. 130 Sympathisanten zogen am Samstag (5.7.) durch die Münsteraner Innenstadt. 1200 Demonstranten protestierten gegen den Aufmarsch der Neonazis. Die von einem starken Polizeiaufgebot begleiteten Demonstrationen im Zentrum von Münster verliefen nach Angaben der Polizei friedlich, aber nicht störungsfrei.

Die Polizei stoppte den Aufmarsch der Rechtsextremisten 300 Meter vor dem Ludgeriplatz, wo die Rechtsdemonstranten eine Kundgebung abhalten wollten. Nach einer rund 90-minütigen Unterbrechung durfte der Zug weiterlaufen und die Kundgebung abhalten.

Ein Polizeisprecher sagte, es sei der starke Eindruck aufgekommen, dass die Teilnehmer „paramilitärisch“ aufgetreten seien und dies bedrohlich gewirkt habe. Das sei laut Gesetz verboten. Der Eindruck sei den Angaben zufolge entstanden, weil die Träger der Schwarz-Weiß-Roten Fahnen in zwei Reihen marschiert seien.

Waffenverbot am Hauptbahnhof

Unter anderem das Bündnis „Keinen Meter den Nazis“ hatte zu Gegen-Demos aufgerufen. Seitens der Behörden waren umfangreiche Vorkehrungen getroffen worden. Unter anderem hatte die Bundespolizei ein Waffenverbot auf dem Hauptbahnhof Münster verhängt. Die Innenstadt war weiträumig gesperrt, der Busverkehr eingestellt. Berittene Polizei begleitete den Zug.

Am späteren Abend teilte die Polizei mit, es seien insgesamt 75 Strafanzeigen verfasst worden: in 69 Fällen wegen Straftaten nach dem Versammlungsgesetz, in je einem Fall wegen Körperverletzung sowie Bedrohung und zweimal wegen Beleidigung. Zwei Personen wurden wegen des Widerstands gegen Polizei- und Vollstreckungsbeamte in Gewahrsam genommen.

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