ZDF-Doku zum Fall Mouhamed D. mit neuen Details Interne Chats der Polizei veröffentlicht

Die Dokumentation „Tödlicher Polizeieinsatz – Warum musste Mouhamed sterben?“ des ZDF arbeitet den Fall Mouhamed D. auf und nennt auch neue Details.
Die Dokumentation "Tödlicher Polizeieinsatz - Warum musste Mouhamed sterben?" des ZDF arbeitet den Fall Mouhamed D. auf und nennt auch neue Details. © Redaktion
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Im ZDF-Hauptprogramm ist am Mittwochabend (3.5. um 22.45 Uhr) der Fall des bei einem Polizeieinsatz in Dortmund getöteten Mouhamed D. beleuchtet worden. Die neue Folge des investigativen Doku-Formats „Die Spur“ ist weiterhin auch in der Mediathek des ZDF abrufbar. Sie stellt die Frage: Warum musste Mouhamed D. sterben?

Beantwortet wird diese in der halbstündigen Dokumentation, die in Zusammenarbeit mit dem Informationsfreiheits-Portal „Frag den Staat“ entstanden ist, allerdings nicht. Auch über den Fall an sich werden wenig neue Erkenntnisse geteilt. Sehenswert ist sie aber dennoch, da sie die Abläufe des Polizeieinsatzes am 8. August 2022 auf dem Gelände der St.-Antonius-Gemeinde in der Nordstadt noch einmal anschaulich darstellt.

Polizei-strukturelles Problem?

Darüber hinaus betrachtet die Dokumentation den Fall Mouhamed D., über den deutschlandweit berichtet wurde, in einem größeren Kontext und stellt die Frage nach einem strukturellen Problem bei der Polizei im Umgang mit Menschen in psychischen Ausnahmesituationen.

Auch NRW-Innenminister Herbert Reul soll diese Frage beantworten, wehrt sie jedoch ab: „Das wissen wir nicht“, sagt er und verteidigt die Strukturen, indem er die handelnden Polizeibeamten in den Fokus rückt: „Der Staatsanwalt sagt, die haben persönlich falsch gehandelt.“

Kurz nach den tödlichen Schüssen hatte Reul die eingesetzten Polizisten noch in Schutz genommen, war aber immer weiter davon abgerückt, als weitere Details zum Einsatz bekannt wurden. In der Dokumentation wiederholte Reul auch die Ankündigung, Polizisten in ihrer Ausbildung besser auf Einsätze mit Menschen in psychischen Ausnahmesituationen vorbereiten zu wollen.

Zitate aus internen Chats

Dass bei solchen Einsätzen anders als im Fall Mouhamed D. kein Pfefferspray eingesetzt werden dürfe, betont mit Florian Söhring jemand aus der Polizei. Als Verhaltenstrainer an der Polizeiakademie Berlin bereitet er Beamte auf solche Einsatzlagen vor. Er sagt: „Ich halte den Einsatz von Pfeffer in einer statischen Situation mit einer bewaffneten Person für sehr gefährlich. Deshalb empfehlen wir das in diesem Seminar nicht.“ Der Einsatz könne eine Situation erst dynamisch machen. Söhring verdeutlichte außerdem, dass das robuste Auftreten mit lauten Ansagen gerade in Situationen mit Menschen in einer psychischen Krise kontraproduktiv sei.

Gerade das bekommen Polizeibeamte aber im Training beigebracht, wenn sie auf mit Messern bewaffnete Menschen treffen. Auch bei den eingesetzten Beamten sei deshalb die verbreitete Meinung: Der Großteil der eingesetzten Beamten habe das Gefühl, dass alles richtig gelaufen sei, heißt es in der Dokumentation. Es gebe „sehr wenig Zweifel, dass Fehler gemacht wurden“, sagt Journalist Marcel Siepmann. Als Beleg werden interne Chats der Einsatzkräfte aufgeführt, die den Journalisten zugespielt worden seien. Nur eine Beamtin habe Zweifel geäußert: Die psychische Erkrankung von Mouhamed sei offensichtlich gewesen.

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