„Mein Lokal, Dein Lokal“ in Dortmund und Castrop-Rauxel Ein Gastronom knausert mit Punkten

Stavros vom Restaurant Yamas in Dortmund stand bei Mein Lokal, Dein Lokal zum ersten Mal vor der Kamera
Stavros vom Restaurant Yamas in Dortmund stand zum ersten Mal vor der Kamera, hat sich aber gleich wohlgefühlt. © Privat
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Die Kabel-1-Sendung „Mein Lokal, dein Lokal – Der Profi kommt“ kommt nach Dortmund und Castrop-Rauxel. Das Konzept: Jede Woche treten fünf Gastronomen aus einer Stadt oder Region gegeneinander an. Sie besuchen sich gegenseitig in ihren Lokalen, testen dort das Essen, das Ambiente und den Service – alles im laufenden Betrieb und ohne vorherige Abstimmung auf spezielle Menüs.

Am Ende der Woche bewerten die Gastronomen ihre Gastgeber geheim mit Punkten; zusätzlich vergibt ein prominenter Profikoch ebenfalls Punkte. Der Gewinner erhält eine Trophäe und ein Preisgeld von 3000 Euro.

Neuer Profi

Seit 2025 und dem Abschied von Mike Süsser sind die Profis bei „Mein Lokal, Dein Lokal – der Profi kommt“ abwechselnd Ali Güngörmüş, Christian Henze oder Robin Pietsch. Für diese Folgen aus Dortmund und Castrop-Rauxel allerdings kommt ein neuer Profi ins Spiel: Semi Hassine. Er betreibt in Hattingen „Das Fachwerk“.

Und er hat TV-Erfahrung. Nicht nur, dass er 2018 Zweiter bei „The Taste“ wurde. 2019 nahm er mit seinem „Fachwerk“ selbst an „Mein Lokal, Dein Lokal“ teil. Als Profi-Koch ist es sein erster Auftritt für das Format.

In der Woche vom 7. bis 11. Juli treten also das Haus Hölter aus Castrop-Rauxel, das Steakhaus Golden Horn aus dem Dortmunder Kreuzviertel, das griechische Restaurant Yamas aus dem Dortmunder Kaiserviertel, La Mozzarella Da Bruno aus Dortmund-Wellinghofen und der Volksgarten Mengede gegeneinander an.

Die Dreharbeiten fanden bereits im November letzten Jahres statt. Jetzt erzählen die fünf Teilnehmer, wie das ablief und warum ein Gastronom sich ziemlich unzufrieden äußert.

Montag: Haus Hölter, Castrop-Rauxel

Haus Hölter bei Philipp, im Norden von Castrop-Rauxel am Kanal gelegen, machte den Anfang. „Das war Nachteil und Vorteil“, sagt Suvad Memovic, seit Frühjahr 2024 Küchenchef im Haus Hölter. Zwar erleichterte der Montag als Ruhetag die Arbeit. Memovic konnte sich voll auf seine vier Gäste konzentrieren. Aber alle kannten sich noch nicht, erste Einschätzungen waren eher vorsichtig.

Suvad Memovic hat dem Profi-Koch Rehrücken mit Walnusskruste und gebratenen Semmelplätzchen serviert. Das Foto entstand für ein Weihnachtsmenü mit etwas anderen Beilagen.
Suvad Memovic hat dem Profi-Koch Rehrücken mit Walnusskruste und gebratenen Semmelplätzchen serviert. Das Foto entstand für ein Weihnachtsmenü mit etwas anderen Beilagen.© Ronny von Wangenheim

Frank Philipp erzählt von seinen Beobachtungen: „Das Fernsehteam hat aufgefordert, ruhig kritisch zu sein, nicht zu hoch zu bewerten.“ Er ist sicher: „Wären wir als letzte dran gewesen, wäre die Bewertung noch höher ausgefallen.“ Der Hölter-Chef war bei den Dreharbeiten, die über den ganzen Tag gingen, nur ab und zu dabei. Ihn forderte damals der Aufbau des Weihnachtsdorfes in Castrop-Rauxel. Wie es am Ende ausgegangen ist, das dürfen weder er noch die anderen Teilnehmer verraten.

Es war nicht das erste Mal, dass Suvad Memovic vor Fernsehkameras stand. Doch Beiträge wie zum Beispiel zum Umzug des Sternekochs Thomas Bühner von Dortmund nach Osnabrück, für den er damals als Küchenchef arbeitete, seien eher dokumentarisch gewesen. Doch hier ging es um die Show, stand Memovic an „seinem“ Tag ständig im Fokus. Drei der Köche besuchten ihn bei der Speisenzubereitung in der Küche. Und ja, sagt er, auch schiefgegangen sei mal was.

Profikoch Semi Hassine hatte Haus Hölter wie üblich vorher besucht und sich auftischen lassen. „Er ist sehr sympathisch, hat eine gute Ausstrahlung“, lobte Memovic den Kollegen. Gekocht hat er für ihn, was er auch schon unseren Lesern für ein Weihnachtsmenü mit Tipps zum Nachkochen empfohlen hat: Rehrücken mit Semmelplätzchen, Pastinakenpüree und Cassis-Jus.

Dienstag: Golden Horn Steakhaus, Dortmund – Kreuzviertel

Bei einem Anruf im Steakhaus erfahren wir, dass Eren, der für das Golden Horn vor der Kamera stand, längst nicht mehr im Restaurant arbeitet. Man habe sich nicht im Guten getrennt, sagt der neue Chef. Trotzdem freue man sich, das Restaurant im Fernsehen zu sehen.

Mittwoch: Yamas, Dortmund – Kaiserviertel

Einer hat nach den Dreharbeiten Blut geleckt und schon Lust auf weitere TV-Formate: Stavros Liakeas, der Erfinder des griechischen Tapas-Restaurants „Yamas“. Bis „Mein Lokal, Dein Lokal“ sei er völlig unerfahren vor der Kamera gewesen, könne sich aber gut vorstellen, sich auch für andere Formate zu bewerben. Auf die Ausstrahlung freut er sich so sehr, dass er am 13. Juli eine Watch-Party im Yamas Dortmund veranstaltet.

Das Kamerateam von Kabel 1 hat er als „herausragend freundlich“ in Erinnerung, „auch wenn die schon manchmal ein bisschen gekitzelt haben, um negative Bewertungen zu provozieren.“ Vor der Kamera sei es teils heiß hergegangen. „Wir sind etwas überkritisch eingestiegen und haben dieses Level dann gehalten“, sagt er über sich und seine Kollegen.

Kabel-1-Sendung
Im Restaurant Yamas in Dortmund testeten der Profi und die Kollegen griechische Tapas.© Just Friends Productions

„Ich war manchmal wirklich empört. Wegen Brunos Bewertung war ich richtig sauer.“ Herrscht nun böses Blut zwischen den beiden? „Überhaupt nicht“, verspricht er. Er und Bruno seien ein Dream-Team gewesen, gerade wegen ihrer gegenseitigen Frotzeleien. „Uns hätte man wie in der Muppet Show auf den Balkon setzen können, bei uns lag das Kamerateam vor Lachen auf dem Boden.“

Überhaupt sei die Stimmung hinter der Kamera eine völlig andere, als vor der Kamera gewesen. Man habe sich durchweg gut verstanden, habe sich auch nach den Dreharbeiten gegenseitig besucht. Wer sein Favorit war? Die anspruchsvollste Küche habe er im Castrop-Rauxeler Haus Hölter erlebt.

Wohler gefühlt habe er sich aber ausgerechnet bei Bruno, „weil er einfach ein fantastischer Gastgeber ist.“ Den Volksgarten Mengede bezeichnet er dagegen als „Katastrophe“, dort sei man in der Bewertung sehr gnädig gewesen. „Dafür ist der Uli ein absolut töfter Typ, ein richtiger Ruhrpottler“, sagt er über den Volksgarten-Chef.

Donnerstag: La Mozzarella, Dortmund-Wellinghofen

Wer ist denn nun dieser Bruno? Ein penibler Knurrer oder ein echter italienischer Spaßvogel? Eine Mischung aus beidem, trifft es wohl am besten. Denn die Gastro-Legende aus dem Dortmunder Süden hat im Alter von 71 Jahren „einfach aus Spaß“ an der Sendung teilgenommen.

Nicht etwa, um den Laden, in dem seit zwölf Jahren auch Sohn Marco arbeitet, in sicheres Fahrwasser für die Zukunft zu bringen? „Nein, ich mache das noch zwei, drei Jahre. Danach will ich eigentlich, dass Marco mit nach Italien kommt.“ Er sei neugierig gewesen, wollte es einfach mal ausprobiert haben. Das fehlte in seiner 50 Jahre andauernden Gastro-Vita eben noch.

Kabel-1-Sendung
Semi Hassine (rechts) ist diesmal der Profi bei „Mein Lokal, Dein Lokal“. Bruno (mittig) von La Mozzarella war in der Sendung strenger als er.© privat

Und ausgerechnet ihm, dem so erfahrenen italienischen Gastronomen, unterlief ein entscheidender Fehler in der Königsdisziplin – dem Tiramisu: „Da war aber auch das Kamera-Team schuld“, sagt er. So ein Tiramisu, das sei bei ihm noch nie herausgegangen. „Aber jetzt kann ich darüber lachen“, sagt er.

Alle Kontrahenten seien sehr nett gewesen, mit vielen habe er sich sehr gut unterhalten – ein Spaßvogel eben. Doch dann kommt auch die andere Seite von Bruno Rossi im Gespräch durch: „Wir saßen mit verschiedenen Nationalitäten und Mentalitäten am Tisch, teilweise waren es keine Profis“, sagt dann der Knurrer. „Fünf Punkte, mehr habe ich niemandem gegeben.“ Das wäre eine sehr maue Bewertung, die wohl kaum ein Gastronom in dem Format jemals abgegeben hat.

Freitag: Volksgarten, Dortmund-Mengede

Schon häufiger habe es Anfragen für „Mein Lokal, Dein Lokal“ gegeben, sagt Ulrich Lang, Chef im Volksgarten Mengede. Diesmal hat er zugesagt: „Mein Koch Patrick Endres wollte das unbedingt“, sagt er.

Anders sieht das bei seinen Erlebnissen in den anderen Restaurants aus. „Irgendwie ist das alles nicht meins“, sagt er. „Ich mag keine griechischen Tapas.“ Er steht für deutsche Küche. Schnitzel, Steaks, im November damals auch Gänsekeule, das findet sich im Volksgarten auf der Karte.

Patrick Endres hat für den Fernsehkoch Semi Hassine eine Lammkeule zubereitet, „Er hatte nichts auszusetzen“, sagt Ulrich Lang. Das muss bei den anderen Teilnehmern anders gewesen sein. Lang spricht davon, sein Koch sei traurig gewesen. Einer der Kollegen habe gesagt, sein Laden sei altmodisch. Eitle Harmonie, das spürt man im Gespräch heraus, war es nicht immer. „Ich würde nie unter sieben Punkte geben, weil wir doch alle Kollegen sind.“

Ulrich Lang selbst bezeichnet sich als waschechten Dortmunder, „viele nennen mich ein Original“. Und dazu steht er. Er erzählt: „Die haben immer gefragt, welchen Wein ich zum Essen will. Ich möchte aber Bier trinken. Da haben sie schon komisch geguckt.“

Mit Stammgästen – einige von ihnen saßen auch bei den Dreharbeiten an Tischen – wird er die Sendung anschauen. Auch wenn er vermutet, dass er dann wenig Grund zum Jubeln hat. Ein Höhepunkt in seiner langen Laufbahn als Gastronom sei „Mein Lokal, Dein Lokal“ auf jeden Fall, sagt er. „Im Oktober höre ich auf.“

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 30. Juni 2025.

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