
Diese Woche nimmt Semi Hassine erstmalig die Rolle des Gastprofis bei der Fernsehsendung „Mein Lokal, Dein Lokal“ ein. In der Show besuchen sich fünf Gastronomen, die in dieser Woche (7. bis 11. Juli) aus Dortmund und Castrop-Rauxel kommen, gegenseitig; bewerten Küche, Service und Ambiente. Dabei kämpfen sie um den Wochensieg.
Zu Beginn der Woche geht es nach Castrop-Rauxel. Dort steht ein schnuckliges Traditionshaus – direkt am Kanal. Darin zu finden: das Restaurant „Haus Hölter bei Philipp“. Hier ist das Motto: „Fine Dining, aber gut bürgerlich“. Der 48-jährige Suvad Memovic ist hier seit März 2024 Küchenchef und legt viel Wert auf ehrliches Handwerk.
Der Gastprofi Hassine darf zuerst probieren. Schon beim Betreten des Restaurants ist er positiv gestimmt und lobt das Ambiente. Genauso gut geht es weiter, während er Suvad bei der Zubereitung des Hauptgerichts – Rehrücken mit Walnusskruste – zuschaut, fällt ihm das gute Handwerk des Kuchenchefs auf: „Das ist schon sehr, sehr weit oben“.
Das Wildgericht segnet der Gastprofi als „sensationell“ ab. Doch eins scheint zu stören: „Die Soße, das ist ein großer Fehler auf dem Teller.“ Da kommt Suvad kurz ins Stocken, lacht aber erleichtert auf, als der TV-Koch hinzufügt: „Da sind etwa 300 Milliliter zu wenig auf dem Teller. Besser kann man einen Wild-Jus nicht machen.“ Laut Hassine ist der Teller „nahezu perfekt“, nur einen kleinen Kritikpunkt hat er: Die Walnusskruste könnte kräftiger und nussiger sein.
Teilnehmer sind schwer zu beeindrucken
Nachdem Suvad von Semi Hassine als „Bomben-Koch“ betitelt wird, muss er seine Künste auch vor Eren Özdere (ehm. „Goldenes Horn“), Stravos Liakeas („Yamas“), Bruno Rossi („La Mozzarella“) und Ulrich (kurz Ulli) Lang („Volksgarten“) beweisen.
Die Vier nehmen kein Blatt vor den Mund. Wie uns der Chef vom Haus Hölter, Frank Philipp, kürzlich erzählte, habe „das Fernsehteam aufgefordert, ruhig kritisch zu sein, nicht zu hoch zu bewerten“. Und genau das merkt man direkt: „Das ist nicht so mein Geschmack“, sagt Ulli zur Tischdeko und zweifelt an der „hohen Küche“.
Als Vorspeise wählen Bruno und Eren Vitello Tonnato und finden hier keinen Fehler: „Das zergeht schon fast im Mund“, lobt Eren das Fleisch und erfreut sich an den Kapern. Auch Bruno schwärmt von dem zarten Fleisch und betont, dass er „die Soße nicht besser hätte machen können“.
Ulli fällt die gute Qualität seiner Entenbrust, die „auf den Punkt gebraten ist“, auf – er hätte sich aber eine Soße gewünscht. „Dadurch fehlte der Pfiff“, sagt er. Die Vorspeise von Stravos – der gebeizte Lachs – gefällt ihm gut, gerade die Optik seines Tellers lobt der Erfinder von „Yamas“. Nur bei der Beilage, dem Kürbis-Kartoffel-Salat, hätte er sich „weniger Kartoffel, dafür mehr Kürbis“ gewünscht.

Beschwerde an den Koch
Beim Hauptgang setzt Suvad den Tipp des Gastprofis Hassine um und erhöht die Walnussmenge in der Kruste des Rehrückens. Das lohnt sich, denn Stravos ist begeistert von dem Gericht. Die Kruste hat, wie er sagt, „sowas von nach Walnuss“ geschmeckt und gut zum Rest gepasst. Genauso glücklich ist Eren mit der Maispoulardenbrust, zu der die Beilagen „wie die Faust aufs Auge“ passen.

Ulli bestellt das gegrillte Zanderfilet und lobt zunächst das Filetstück und dessen Zubereitung: „Super! Was gar nicht so einfach ist.“ Dann hat er doch Zweifel: „Da ist nicht viel an Gewürz dran.“ Im Interview sagt er: „Da hätte ich auch Toast nehmen können, war auch geschmacklos.“ Harte Worte, die Hassine nicht nachvollziehen kann. Doch die Kritik endet hier nicht.
Denn auch Bruno von „La Mozzarella“ ist nicht zufrieden mit seiner Hauptspeise – einem Seeteufel auf Mettwurst-Püree. Er schaut Suvad schon bei der Zubereitung kritisch über die Schulter. Als der Küchenchef den Seeteufel dann mit Sahne einstreicht, fällt Bruno alles aus dem Gesicht. Im Interview erzählt er lachend: „Sahne und Fisch, in Italien ist das wie ein Boxkampf.“
Am Tisch probiert der Italiener dann. Seine Befürchtungen bestätigen sich: Die Mettwurst findet er unpassend zum Fisch und der Seeteufel sei nicht ganz durch. „Ich gehe jetzt in die Küche und werde mich mit dem Koch unterhalten“, kündigt er an. Dort zeigte er Suvad den Fisch, der ihm zustimmt: Der Seeteufel habe einen „kleinen, rohen Kern“, das Zusammenspiel von Püree und Fisch verteidigt der Küchenchef jedoch: „Vielleicht habe ich da deinen Geschmack nicht getroffen.“ Gastprofi Hassine schätzt das anders ein: Roh war der Fischkern nicht, sondern glasig – und somit in Ordnung.

Versöhnende Worte zum Abschluss
Bei der Zubereitung des Crème brûlée schaut Ulli zu und freut sich anschließend auf sein Dessert. Er sei „richtig aufgeregt, das gleich zu speisen“, sagt er zur Crème mit Nougat – und ist anschließend begeistert: „Grandios.“ Stravos ist ebenso erfreut über den Geschmack seines Desserts, muss aber über die Optik seines Dulcey-Schokoladenmousses lachen – anstatt der mühevoll geformten Luftballons erkennt er hier eher „aktive Spermien“ auf seinem Teller.
Eren bekommt Armen Ritter mit Dörrpflaumen-Eis serviert. Das Eis ist zu warm, „schon fast wie ein Mousse“. Bruno gefällt bei seinem Marzipanmousse vor allem das Sorbet und die karamellisierten Äpfel, doch das Marzipan ist „nicht ganz sein Fall“.
Überraschende Punktevergabe
Am Ende zahlen die vier 283 Euro, davon 215 Euro für Speisen, was sie angesichts der Qualität als absolut fair empfinden. Doch die Punktevergabe trifft Suvad hart: Eren und Stravos vergeben beide 8 Punkte, von Ulli gibt es 7 Punkte – Bruno gibt nur 6. Bei letzterer Zahl steigt Empörung in der Küche auf. „Frechheit“, sagt Suvads Kollege, während der Küchenchef sichtlich enttäuscht ist.
Gastprofi Semi Hassine kann die Bewertung nicht nachvollziehen: „29 Punkte insgesamt, das finde ich wirklich frech. Das spiegelt überhaupt gar nicht wieder, was in dem Restaurant passiert ist.“ Er hatte mit 9 Punkten im Schnitt gerechnet. Ob er die am Finaltag vergeben wird? Das wissen wir erst am Freitag.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 7. Juli 2025.