Hoffnung auf Schutz gegen RS-Virus Dortmunder Kinderklink sucht Babys für Studie

Das RS-Virus ist insbesondere für Babys gefährlich. Die Dortmunder Klinik sucht nun Babys für eine Impfstoff-Studie.
Das RS-Virus ist insbesondere für Babys gefährlich. Die Dortmunder Klinik sucht nun Babys für eine Impfstoff-Studie. © picture alliance/dpa
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Die Kinderärzte und die Kinderklinik in Dortmund sind wie in der gesamten Republik in diesem Winter stark belastet. Grund dafür ist eine heftige Welle verschiedener Atemwegserkrankungen. Für Kleinkinder ist besonders das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) gefährlich.

Die Dortmunder Kinderklinik möchte dazu beitragen, weitere RSV-Wellen einzudämmen und beteiligt sich deshalb an einer länderübergreifenden Studie für einen RSV-Passivimpfstoff. Das Klinikum Dortmund ist der einzige Standort im Ruhrgebiet, der mit seiner Kinderklinik teilnimmt.

Gefährlich für Säuglinge

Wie Prof. Dr. Dominik Schneider, Direktor der Kinderklinik, erklärt, ist das RS-Virus der Erreger, wegen dessen Kinder im ersten Lebensjahr am häufigsten im Krankenhaus behandelt werden müssen.

Auch Erwachsene erkranken am RS-Virus. Anders als Säuglinge können sie Schleim aber problemlos abhusten. Bei Babys können die kleinen Atemwege hingegen regelrecht verkleben, was zu ernsten Verläufen führen kann. „Teile der Lunge können deshalb kollabieren“, sagt Schneider.

Seit 15 Jahren gebe es einen Passiv-Impstoff, der nur an besonders gefährdete Frühchen verimpft werde, um sie vor dem RS-Virus zu schützen, sagt der Klinikdirektor. Die Antikörper schützen vor einer Infektion, allerdings nur für einen kurzen Zeitraum. „Jeden Monat muss nachgeimpft werden“, und eine Dosis koste 1000 Euro pro Dosis, benennt Schneider die Nachteile.

Länderübergreifende Studie

Hoffnung bringt jetzt aber ein neuer Impfstoff, der aktuell in einer Studie getestet wird und auf Antikörpern basiert. Er soll einen Schutz für 5 bis 6 Monate bieten. Ein Piks würde so reichen. „Das ist ein großer Vorteil, weil der Schutz so über einen Winter Bestand hat“, sagt Schneider. Zumindest würde das die bisherige Datenlage zeigen.

An der Harmonie Studie sollen 28.860 Babys in Großbritannien, Frankreich und Deutschland teilnehmen. Insgesamt sei der Impfstoff bereits 4.000 Babys verabreicht worden und sei „sehr gut verträglich“, sagt Dominik Schneider. In Deutschland hätten ihn 1.000 Babys bekommen.

Ein Baby wird gegen das RS-Virus geimpft.
Ein Baby wird gegen das RS-Virus geimpft. © picture alliance/dpa

Hinter der Studie stehen der französische Pharmakonzern Sanofi und das schwedische Unternehmen Astrazeneca. Die europäische Arzneimittelbehörde hat die Studie zugelassen. In ihr werden neugeborene bis 12 Monate alte Babys aufgenommen, die sich in ihrer ersten RSV-Saison befinden oder kurz davor stehen.

Online Abfrage

Das Klinikum Dortmund ist der einzige Krankenhausstandort im Ruhrgebiet, der mit seiner Kinderklinik teilnimmt. Eltern können sich mit ihren Kindern in der Kinderklinik melden. Dort finden dann ein Aufklärungsgespräch und eine Untersuchung des Kindes statt, die klärt, ob Erkrankungen vorliegen. Einmal monatlich werden für ein Jahr online benötigte Informationen von Eltern abgefragt. Die Kinder müssen nicht zwingend aus Dortmund kommen.

Die Hälfte der rund 28.000 Kinder erhält den Impfstoff, die andere Hälfte ist die Kontrollgruppe und bekommt ihn nicht verabreicht. Mehr Infos gibt es auch unter www.rsvharmoniestudy.com/de-de.

Im Unterschied zu einer aktiven Impfung bietet die passive Impfung einen sofortigen Schutz, allerdings nur für eine kurze Zeit. „Bei einer aktiven Impfung wird das Immunsystem aktiviert, das dann selbst einen Schutz aufbaut. Bei der Passiv-Impfung sind die Antikörper die Schutzsubstanz“, erklärt Dominik Schneider. „Eine solche Impfung ist nebenwirkungsfrei.“

„Können durchatmen“

Das sei auch ein Grund für die heftige Welle und die hohe Belastung der Kinderkliniken. „Aktuell haben wir aber weniger Fälle und können ein bisschen durchatmen. In der zweiten Woche der Weihnachtsferien ist es meist ruhiger“, sagt Dominik Schneider. Außerdem seien auch die Krankheitsfälle beim Personal zurückgegangen. „Ich gehe aber davon aus, dass es im Januar wieder losgeht.“

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