„Pädagogisch und sozial völlig ungeeignet“ Leser diskutieren zweiten Standort für Drogenkonsumraum

Leiter Jan Sosna vor dem Drogenkonsumraum Café Kick in Dortmund.
Leiter Jan Sosna vor dem Drogenkonsumraum Café Kick. Dortmund plant einen zweiten Standort – provisorisch in einer Ex-Kneipe. Unsere LeserReporter äußern Kritik und Sorgen. © Stephan Schuetze
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Die Stadt Dortmund plant an der Rheinischen Straße 111 einen zweiten Drogenkonsumraum – zunächst als Übergangslösung in einer früheren Kneipe. Der Umbau soll rund 200.000 Euro kosten, der Betrieb noch in diesem Jahr starten. Das Ziel: Entlastung des überfüllten Konsumraums am Grafenhof und eine bessere Betreuung suchtkranker Menschen.

Doch die Pläne der Stadt stoßen bei vielen Menschen auf Kritik – auch bei unseren LeserReportern. Besonders der Standort in einem Wohngebiet sorgt für Unverständnis und Sorge.

Annette C. meint: „Vielleicht sollte die Stadt das Geld in unsere Kinder und Schulen sowie Freizeittreffs investieren, auch das wäre Prävention.“ Rosy P. kommentiert mit Blick auf die Kosten: „Klasse! Umbau für 200.000 €. Super, dass die Fabido-Kitas aufs Mineralwasser verzichten und so 200.000 € einsparen.“ Auch Sarah M. zeigt sich froh, dort nicht mehr zu wohnen.

Lara S. warnt vor erhöhtem Verkehr und einem verstärkten Aufenthalt von Drogenabhängigen im Unionviertel. Sie befürchtet, dass der Ruf des Viertels leiden und es unattraktiv für Familien werden könnte. Ähnlich sieht es ein Leser, der meint, der Konsumraum werde einen starken Sog auf Konsumentinnen und Konsumenten ausüben und zu einem dauerhaften Aufenthalt in der Umgebung führen.

David K. kritisiert den Standort scharf: „Hier sind Schulen, Kindergärten, S-Bahn-Stationen. Dadurch werden die Drogenabhängigen den ganzen Tag zu 100 % mit schutzbefohlenen Minderjährigen in Kontakt kommen. Das ist eine absurde, nicht durchdachte Idee.“ Er schlägt vor, Containerlösungen in nicht besiedelten Gebieten zu prüfen.

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Sabire A. hält den Ort für pädagogisch und sozial völlig ungeeignet. Ein solcher Raum mitten im Viertel, so ihre Sorge, könne den Eindruck erwecken, harter Drogenkonsum sei Teil des normalen Alltags und die Hemmschwelle für junge Menschen senken. Auch Ekrem A. warnt: „Ein Konsumraum gefährdet den sozialen Frieden im Viertel. Mieter ziehen weg, Eigentumswerte sinken.“

Torsten T. sieht die Stadt auf einem Irrweg. Dortmund baue seine Rolle als Stadt von Konsumplätzen für illegale Substanzen aus, meint er, und fragt: „Wo bleiben Präventions- und Entzugsprogramme und eine Fokussierung auf die Süchtigen aus Dortmund?“

Gülsah G. warnt vor einer offenen Drogenszene, Müll, Lärm und Unsicherheit – untragbar, wie sie findet, für ein Wohngebiet mit Kindern und älteren Menschen. Gizem G. betont, dass es in der Straße fast nur Familien gebe. „Wir als Frauen hatten schon vorher Angst, an der Kneipe vorbeizugehen. Unkorrekt, dort für Drogenkonsum eine Einrichtung zu installieren.“

Kai O. berichtet aus eigener Erfahrung vom Grafenhof, wie belastend ein solcher Standort für Anwohner sein könne: „Kaum auszuhalten. Das wird woanders nicht besser.“ Ingeborg W. fragt sich, warum ein Konsumraum ausgerechnet in einem Wohngebiet mit Schule und Spielplatz entstehen müsse. Auch Anna K. plädiert für andere Standorte: „So einen Ort kann man am verlassenen Industriegelände machen und nicht in einer Wohngegend.“

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