
Hier ist einfach eben einfach gut. „Gutbürgerlich“ sagte man früher gern zu diesen Speisen, bis der Titel eine „muffige“, unmoderne Note bekam. Doch heute ist „Küche wie bei Oma“ wieder sehr hoch im Kurs, besonders, wenn es dann doch noch eine Idee besser ist.
Das Magazin Ruhrgebiet geht aus hat die zwölf besten ausgesucht und ausführlich beschrieben. Hier die Liste, die einen großen Anteil Dortmunder Häuser hat und damit zeigt, dass diese Küchenrichtung eine Stärke der Stadt ist.
Beste Heimatküchen – die Plätze 5 bis 12 belegen ohne Reihenfolge:
- Der Brauturm in Dortmund (nur noch eine reine Eventlocation)
- Das Restaurant Neunzehn30 im Ringhotel Drees in Dortmund
- Frintrop in Oberhausen
- Das Restaurant Emma’s in Bochum, unweit des Hauptbahnhofs
- Das Mit Schmackes von Kevin Großkreutz und Reiniger in Dortmund
- Westermanns Wirtshaus in Dortmund
Die Top 5 – der Gewinner kommt aus Dortmund
Platz 5: Brüderlich in Dortmund (Neu)
Hier geht es seit März 2023 tatsächlich ziemlich brüderlich zu, denn hinter dem Hexenkessel-Nachfolger stecken die Brüder Till und Felix Feldkamp, deren Vater Frank ein paar Meter weiter und gegenüber die Küchen-Wirtschaft Bismarck betreibt. Das ist schon mal ein gutes Backup für die Junggastronomen, die mit dem Brüderlich-Konzept auf Platz 4 beim Gründerwettbewerb Geschmackstalente landeten.

Ein relativ einfaches Restaurant, das auf gutbürgerliche Frischeküche, Burger und Bier setzt. Stars sind etwa die Zapfhähne, aus denen mehrere Dortmunder Biere vom Fass sprudeln, etwa Kronen, Bergmann und Borsigplatz Style Export. Das ergänzt perfekt das Angebot, etwa von Salzkuchen, Frikadelle und Currywurst.
Das Ambiente ist gepflegt und zurückhaltend, weniger rustikal als der Vorgänger, doch ähnlich gemütlich. Gut ein Kneipenrestaurant-Klassiker, das „Brüderlich Krüstchen, ein Schweineschnitzel, Champignon-Rahmsauce, Landbrot, Spiegelei, Pommes“ für 16,90 Euro. Ansonsten: Burger (Beef, Pulled Pork oder Veggie), Pasta, Thaicurry, Salate und ein Trio von Gerichten für Kids. Beliebt ist die Terrasse auf der Kaiserstraße, hier wird man gesehen und kann das Treiben auf der Straße beobachten.
Kaiserstraße 92
44135 Dortmund
0231 5 49 53 63
Mo–Do 12–22 Uhr
Fr 12–23, Sa 9.30–23 Uhr
So 9.30–22 Uhr
Platz 4: Sachte in Dortmund
Das Kleinod-Eckrestaurant im Kreuzviertel, das Sachte, wurde im Dezember 2021 präsentiert. Über den Kunstrasen an der Decke des Restaurants mit dem schönen Namen wurde überall gesprochen.

Moderne deutsche Küche nennen Adrian Busch und Pascal Hinz ihre gastronomische Idee, wobei Busch als Barkeeper und Hinz als Küchenchef agieren. Dem Restaurant ist ein gehobenes Barkonzept angehängt. Hinz kennen Dortmunder Restaurantfans noch aus der ambitionierten Neuen (Ess)Klasse in Hörde.
Heuer bringt er wieder echtes Soulfood auf den Tisch. Die Vorspeise „Geräucherte Makrele mit Rote Bete, Thymian-Kartoffelschaum, Artischockencreme, Senfkaviar“ etwa, ein Feuerwerk mediterraner Aromen. Bei den Hauptgerichten (sieben an der Zahl, regelmäßig wechselnd) treffen sich Schnitzel, Rumpsteak und Zander mit gleich drei vegetarischen Alternativen.
Großartig die „Selbstgemachten Ravioli mit Wirsing-Pilzfüllung, Trüffelschaum und Parmesan“. Starke Pasta. Kakao-Fans werden den „Toffiebrownie mit Bananenschaum, Schokokaviar und Blaubeerschmandeis“ lieben.
Flüssig: acht Sorten Gin & Tonic, Dortmunder Craftbiere, Schnäpse aus dem Sauerland, sagenhafte Cocktails, ein Dutzend offene Weine von der ausgesucht guten Weinkarte, die bis zur Magnum-Pulle vom Foster Ungeheuer GG, 2013, von Reichsrat von Buhl reicht. Klasseladen.
Schillingstr. 18 1/2, 44139 DO
0231 13 78 54 78
So, Di–Do 17–22 Uhr
Fr, Sa 17–23.30 Uhr
Platz 3: Mausefalle in Mülheim an der Ruhr
Das 1555 errichtete Hallenhaus ist eher eine Gäste- statt Mausefalle und das ist in absolut positivem Sinne gemeint, denn das interessant aufgebaute Gebäude mit imposantem Fachwerk ist ein absoluter Hingucker. Daran kann man einfach nicht vorbeigehen und wenn man schon mal davorsteht, warum nicht rein und auch gleich das Restaurant ausprobieren? Und schwupps sitzt man fest und will gar nicht mehr weg.
Das von Küchenchef Hendrik Peek toll geführte Haus bietet Platz für Gastronomie auf fünf Ebenen. Neben dem Gewölbekeller im Torbogen, dem Schankbereich im Erdgeschoss und dem Restaurant in den oberen Etagen, gibt es auch noch eine Terrasse.

Die Küche ist regional und saisonal ausgerichtet. Selbst angebaute Gemüse, Kräuter und Salate finden hauptsächlich Verwendung. Der 150-Quadratmeter-Acker sowie die liebevoll gehegten Kräuterbeete auf der Terrasse stellen alles bereit, was die Küche so braucht.
Vorab wird die Curry-Wirsing-Cranberry-Quiche probiert. Eine tolle Mixtur aus dem milden Wirsing und den süß-sauren Beeren. Exotisches Aroma erhält das Ganze durch as Curry, dazu Kräuterschmand und Salat. Im Hauptgang begeistert der schwarze Heilbutt mit gebratenem grünem Spargel und einer Guacamole ganz ohne Avocado. Hier ersetzen nämlich Erbsen die Frucht. Fantastisch dazu die spritzige Zitronen-Petersilien- Emulsion. Spritzig und erfrischend auch die selbst gemachten Sorbet- und Eissorten, die einen tollen Abschluss bilden.
Bogenstraße 8
45468 Mülheim an der Ruhr
0208 3 05 98 60
Do–Mo ab 17 Uhr
Platz 2: An der Krüpe in Hattingen-Holthausen
Die familiengeführte Gastronomie in dritter Generation lockt mit deutsch-österreichischer Küche, gepaart mit feinen Wildspezialitäten. Tatsächlich wurde Marius Krüpe mal eine „wilde“ Speisekarte attestiert. Eine Doppeldeutigkeit, denn der Patron kocht einerseits angenehm wildlastig, aber auch wild in dem Sinne, dass seine Kreationen durchaus unkonventionell daherkommen, ohne allerdings ins gänzlich Vogelwilde abzudriften.
Die Leidenschaft „Wild“ teilte Marius mit seinem Großvater, mit dem er früh auf die Jagd ging. Seine Ausbildung in der Küche machte er bei Dirk Eggers, das Wilde mag er dann in Düsseldorf bei Jean-Claude Bourgoeil im Schiffchen abgeguckt haben.
2013 übernahm Marius die Küchenleitung von Vater Wilhelm Krüpe, 2016 mit Gattin Chantal dann das Restaurant. Zuletzt erschufen die beiden ein tolles Refugium im Außenbereich, längst ist das ruhig gelegene Restaurant und Hotel als Übernachtungsort mit sehr guter Küche bekannt.
Von der aktuellen Karte kommt nach einer vortrefflichen „Wildgulaschsuppe mit Croûtons“ der Hauptgang „2erlei Wildschweinbäckchen & Mandelschnitzel, geschmorter Spitzkohl & Drillinge“, was ganz klassisch und großartig ist. Reh kann hier übrigens auch als Wiener Schnitzel mit Preiselbeeren und Salat bestellt werden. Immer auch eine Alternative: der Wildburger. Überhaupt ist die Auswahl fantastisch, auch Fischliebhaber oder die Veggie-Fraktion werden segensreich bedient. Diese Breite an Genüssen bedient natürlich auch die feine Weinkarte.
Dorfstraße 27,
45527 Hattingen
02324 9 33 59
Mo, Di & Fr 17–22 Uhr
Sa & So 11.30–14 & 17–22 Uhr
Platz 1: Overkamp in Dortmund
Seit mehr als 300 Jahren wird an dieser Stelle schon Gastronomie gelebt. Und der Spagat zwischen der langen Tradition und der ja immer dringend erforderlichen Moderne gelingt der Familie Overkamp und ihrem gesamten Team einfach exzellent.

Die Küche weiß ganz genau, wo sie herkommt und wo sie hinwill. Mit den ausgezeichneten Zutaten, die man bei Overkamp nicht ohne Stolz von „Freunden“ und nicht etwa von Lieferanten bezieht, werden jeder Teller und jedes Glas zum Erlebnis.
Lachsforellen und Bachsaiblinge kommen zum Beispiel fast täglich frisch aus der Scheda in Wickede. Und mit den Betreibern der Getreidebrennerei Dinsing in Wichlinghofen verbindet die Overkamps nicht nur eine lange Geschäftsbeziehung. Die beiden Familien sind seit mehr als 160 Jahren miteinander befreundet.
Die Speisekarte stellt die Gäste schließlich nur vor ein einziges Problem: Die Auswahl ist so sagenhaft reichhaltig, dass die Entscheidung unsagbar schwerfällt. Traditionalisten liegen beim „Schweineschnitzel Westfälisch, Rührei, Speck, Zwiebeln, Bratkartoffeln Salatteller“ immer richtig.
Auch das „Krüstken“, das hier geschrieben wie im Pott gesprochen auf der Karte steht, lässt keine Wünsche offen. Doch es muss ja gar nicht immer das deftig Westfälische sein, wenn man zu Overkamp geht. Eine Bowl bekommt man auch. Nur, dass sie hier eben „Grünes Schüsselken“ heißt.
Am Ellberg 1
44265 Dortmund
0231 46 27 36
Mi-So 9–23 Uhr
„Ruhrgebiet geht aus! 2024“ ist im Dezember 2023 in der Edition Überblick erschienen. Es informiert über 160 kulinarische Adressen, hat 114 Seiten und kostet 9,90 €. Erhältlich im gut sortierten Handel oder im Überblick Shop.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 19. März 2024. Wir haben die Öffnungszeiten angepasst. Die Tipps der Redaktion sind nach wie vor aktuell – möglicherweise hat sich aber die Speisekarte in einigen Fällen etwas geändert.