
Die Signale kommen aus vielen deutschen Städten. In München und Nürnberg haben gerade Geschäfte geschlossen. In Leipzig folgt in Kürze ein weiteres. Was all diese Läden einte: Überall gab es bisher Mode aus Dortmund.
Im Jahr 1984 hatte Sabine Hofius-Dümer ihre eigene Marke gegründet: Hofius. Die Bio-Mode für Damen und Kinder – hochwertig und farbenfroh – hat seitdem ihren zahlungskräftigen Kundenstamm. Hofius gab es in Leipzig, München, Nürnberg und anderen Innenstädten. Aber auch im eigenen Geschäft: im Rosenviertel in Dortmund, an der Straße Olpe.
Manchmal reichten zwei Bons
Dieses Geschäft wird am Samstag, 21. Juni, ebenfalls für immer schließen. Und das eine hängt mit dem anderen zusammen: die Hofius-Kollektion, die vor Jahren noch an viele Einzelhändler geliefert wurde, die mittlerweile geschlossen haben – und der Hofius-Stammladen im Rosenviertel mit seinen 428 Quadratmetern.
Lena Dümer (43), Tochter der Gründerin und heute Geschäftsführerin, erklärt: „Wir haben Kunden, die sich wirklich auf einen weiten Weg machen – aus Frankfurt, aus Bielefeld, aus Siegen, Paderborn oder Oberhausen.“ Manchmal reichten ein oder zwei Bons, und das Ziel des Tagesgeschäfts war erreicht.
Marge ohne eigene Marke zu gering
Doch nur im Gesamtpaket habe sich alles langfristig gerechnet: Jedes Jahr neue Kollektionen mit hochwertigen Stoffen, Knöpfen, Reißverschlüssen, geliefert an viele andere Einzelhändler, plus der Verkauf dieser Mode im eigenen Laden.
„Diese Kunden kommen ja nicht für das, was wir an Zusatzgeschäft haben – die kommen für Hofius“, sagt Lena Dümer. Seit einigen Jahren gibt es im Laden auch Bücher, Spielzeug, Aufbewahrungsboxen, andere Kleinigkeiten. Bei all dem sei die Marge aber zu gering, als dass man allein davon überleben könne.
„428 Quadratmeter sind langfristig nicht finanzierbar, wenn wir unsere eigenen Produkte nicht haben“, sagt Lena Dümer. „Wir haben sehr viele Firmen in die Insolvenz gehen sehen. Und wir haben gesagt, wir wollen bis zum letzten Tag alles in der eigenen Hand haben. Wir möchten selbst entscheiden können, was wir machen.“

Viel Besonderes im Angebot
Kurzfristig hätte man keine Probleme gehabt, sagt Lena Dümer. Aber es sei eben absehbar, dass das Geschäftsmodell so nicht mehr funktioniere. Für Kunden hat das in den nächsten Wochen auch Vorteile.
Nicht nur, dass es auf die Bekleidung noch ordentlich Prozente gibt bis zum letzten Öffnungstag, 21. Juni. „Wir haben 40.000 Knöpfe in kleine Tütchen verpackt und etikettiert“, sagt Lena Dümers Schwester Nora (35) und lächelt. „Wir haben ja viele schöne hochwertige Knöpfe, Tausende von Reißverschlüssen, Industrie-Nähgarne, Borten, Bänder, und vor allem schöne Stoffe.“
Weniger Kunden im Sommer
Nora Dümer ist Chefin im Atelier, beim Design, in der Produktion, die eben nur noch an wenigen Tagen in der Woche hochgefahren werde. Jede Menge habe man verbraucht, aber vieles sei eben noch übrig. Zum Einlagern sei das zu viel. Deshalb startet am 19. Mai der Sonderverkauf im Geschäft.
Warum „Hofius“ im Frühjahr schließt – selbst das haben die Schwestern genau durchdacht. Weil sie ihre Kundschaft genau kennen, seit vielen Jahren. Lena Dümer erklärt: „Unsere Kunden sind die, die in den Urlaub fahren – selbst, mit den Enkeln oder mit den Kindern. Oder sie betreuen die Enkel im Sommer und kaufen denen was Schönes, aber denken dann nicht an sich selbst.“
Online-Shop bleibt zunächst
Hofius habe immer ein „Sommerloch“ gehabt: die NRW-Sommerferien plus ein paar Wochen darum herum. „Das sind immer drei Monate, in denen wir draufgelegt haben“, sagt Lena Dümer: „Das haben wir in Kauf genommen, weil es sich über das Jahr gesehen gerechnet hat.“ Aber in Bezug auf die Schließung sei klar gewesen: lieber alles vorher abwickeln.
Zumal es danach ja auch noch genügend zu tun gibt: ausräumen, einlagern, denn der Online-Shop bleibe ja noch ein bisschen bestehen.
Erst in den Urlaub, dann mal gucken
Und danach? Wie geht es weiter für die Schwestern? „Ich mache endlich einmal Sommerurlaub mit der Familie“, sagt Nora Dümer. Über mehrere Wochen sei das ja in all den Jahren nicht drin gewesen – zu viel sei zu tun gewesen. Auch Lena Dümer will den Sommer genießen.
Alles, was danach folge im Leben, werde sich dann zeigen, sagen die Schwestern. Und lächeln noch einmal zufrieden.