Tod von Mouhamed Dramé - Todesschütze sagt aus „Mein aufrichtiges Mitgefühl“

Angeklagte und Verteidiger sitzen während des Prozesses rund um den Tod von Mouhamed Dramé auf der Anklagebank im Gericht in Dortmund.
Die fünf Angeklagten stehen wohl noch bis September vor Gericht. © Martin von Braunschweig
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Mit der Vernehmung des angeklagten Maschinenpistolen-Schützen hat das Schwurgericht den Prozess um den Tod von Mouhamed Dramé fortgesetzt. Insgesamt sind drei Polizeibeamte und zwei Beamtinnen wegen des dramatischen Einsatzes vom August 2022 angeklagt.

Mouhamed hielt sich damals im Innenhof einer Jugendeinrichtung in der Nordstadt auf. Er hatte sein T-Shirt ausgezogen und ein Messer auf seinen Bauch gerichtet. Die Polizei wurde alarmiert, weil man fürchtete, der 16-Jährige könne sich selbst verletzen oder gar töten.

Messer auf Bauch gerichtet

Der 30-jährige Angeklagte aus Selm wurde damals als sogenannter Sicherungsschütze eingeteilt. „Meine Aufgabe war es, dafür zu sorgen, dass der Polizeieinsatz sicher ablaufen kann“, sagte er den Richtern.

Der Beamte sah schließlich, wie eine Kollegin eine Ladung Pfefferspray auf den 16-Jährigen abschoss. „In diesem Moment hat er sich aufgerichtet, sich kurz orientiert und ist dann schnell auf uns zugelaufen“, erinnerte sich der Angeklagte.

„Kurz orientiert“

Als Mouhamed etwa drei Meter zurückgelegt hatte, schoss der Beamte mit seiner Maschinenpistole auf den Jugendlichen. „Für mich war die Situation lebensbedrohlich“, sagte er. Und: „Es war keine Zeit für einen Warnschuss. Ich hätte nicht abwarten können, ob dieser eine Reaktion bewirkt oder nicht.“

In den ersten Momenten nach den Schüssen will der 30-Jährige keine schwerwiegenden Verletzungen festgestellt haben. Die Nachricht vom Tod des Jungen sei deshalb wie ein Schock gewesen. „Es fühlte sich so an, als würde kurz die Zeit stillstehen“, so der Angeklagte.

Todesnachricht war ein Schock

Für den Selmer steht außer Zweifel, dass er mit den Schüssen in Notwehr gehandelt hat. „Ich habe mich und meine Kollegen geschützt“, sagte er. Dennoch ist der Beamte seit dem 1. September 2022 vom Dienst suspendiert. Allerdings bekommt er aktuell die vollen Bezüge.

Sein Verteidiger Christoph Krekeler sagte später: „Mein Mandant hatte gerade in Selm ein Haus bezogen.“ Er habe sich seine Zukunft natürlich alles andere als so vorgestellt, wie sich gerade darstelle.

Gerade Haus bezogen

Zum Schluss seiner Aussage richtete sich der 30-Jährige dann direkt an Mouhameds Brüder, die als Nebenkläger anwesend waren. Mit stockender Stimme sagte er: „Das alles betrifft mich sehr und es macht mich traurig. Ich will mir nicht vorstellen, wie es ist, auf diese Weise ein Familienmitglied zu verlieren.“

Und weiter hieß es: „Ich spreche der Familie mein aufrichtiges Mitgefühl aus. Es tut mir wirklich sehr leid.“ Auch Mouhameds Brüder kämpften da mit den Tränen.

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