Schwerer Stadtbahn-Unfall in Dortmund „Im Schülerverkehr wäre es deutlich schlimmer ausgegangen“

Fahrgäste der verunglückten Bahn werden am Dienstag (13.5.) kurz nach dem Unfall an der Evinger Straße behandelt.
Fahrgäste der verunglückten Bahn werden kurz nach dem Unfall an der Evinger Straße behandelt. © Philipp Pohl
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Eindrückliche Bilder entstanden am Dienstag (13.5.) wenige Stunden, nachdem ein Lkw an der Evinger Straße in Dortmund beim Abbiegen zwei Stadtbahnen zum Entgleisen gebracht hatte. Völlig deformierte Stahlwände, gesplittertes Glas, verbogene Stangen und eingedrückte Sitze: Beim Abschleppen der Bahn waren die immensen Schäden erst richtig zu sehen, die der Crash mit dem Lkw-Auflieger ausgelöst hat.

Am Mittwoch tauchte zudem ein Video aus einer Dashcam eines hinterherfahrenden Autos auf, das den Ablauf zeigt. Der Lkw biegt ab, der hintere Teil schwenkt aus, erwischt die Rückseite einer Bahn in fast voller Fahrt. Diese prallt durch die Wucht mit einer gerade in diesem Moment vorbeifahrenden Bahn in der Gegenrichtung zusammen.

Mulmiges Gefühl

Das Video sowie die Bilder der beschädigten Bahn lösen bei Betrachtern, aber wahrscheinlich vor allem bei den rund 50 Menschen, die am frühen Abend nichtsahnend in der U41 saßen, ein mulmiges Gefühl aus. Das Gefühl verstärkt sich noch durch den frischen Eindruck des heftigen Unfalls zwischen einem Audi und einer Stadtbahn am Montag (12.5.) nur wenige hundert Meter entfernt.

Die Frage kriecht vom Bauch in den Kopf: Hätte das hier noch viel schlimmer ausgehen können?

Sprecher von Feuerwehr und Polizei in Dortmund wollten sich sich am Tag nach dem Lkw-Unfall nicht an Spekulationen über mögliche andere Verläufe beteiligen. Aber es besteht Einigkeit in einem Punkt: Es war knapp.

Ein Bild aus dem Innern eines stark beschädigten Stadtbahn-Waggons nach einem Unfall in Dortmund.
Ein Bild aus dem Innern des Bahn-Waggons zeigt die starke Beschädigung.© Philipp Pohl

„Am Ende kann man froh sein, dass die Leute viel Glück hatten“, sagt Polizeisprecher Tobias Boccarius. Denn die erste Auswertung der Unfallspuren zeige: „Die meisten Personen, die in der Bahn waren, haben sich zum Zeitpunkt des Unfalls da aufgehalten, wo der Lkw die Bahn getroffen hat.“

Das Dashcam-Video zeigt, dass der Lkw kein hohes Tempo hat und erst kurz vor Ende des Abbiegevorgangs mit dem Auflieger die Bahn trifft. Das macht das Ausmaß der Beschädigung an den Waggons aber nur noch eindrücklicher – denn es lässt erahnen, was mit nur ein wenig mehr Geschwindigkeit hätte passieren können.

„Wäre deutlich schlimmer ausgegangen“

Feuerwehrsprecher Oliver Körner sagt im Gespräch mit dieser Redaktion am Mittwoch (14.5.): „Zu Hauptverkehrszeiten oder im Schülerverkehr wäre es garantiert deutlich schlimmer ausgegangen.“

13 Menschen wurden an der Evinger Straße leicht verletzt, bei dem Unfall von Montag waren es drei Fahrgäste sowie der schwerverletzte Fahrer des Autos. Für die Feuerwehr sei in beiden Fällen das Alarmstichwort „Manv 5“ aufgerufen worden. Das sind Einsätze mit potenziell mehr als fünf Verletzten, bei denen bestimmte Abläufe in Gang gesetzt werden.

Eingeübte Abläufe

Bei der Anfahrt zum Einsatzort waren die gut 40 Feuerwehrleute also auf noch Schlimmeres eingestellt, was sich nicht bestätigte. Letztlich liefen beide Einsätze dem äußeren Eindruck nach ruhig und routiniert ab. „Das ist eingeübt, das Gelernte wird angewendet. Aber jeder Einsatz ist anders“, sagt Oliver Körner.

Die beiden Unfälle an aufeinanderfolgenden Tagen seien aus seiner Sicht „unter Zufall einsortieren“. Die Stadtbahnen seien unverschuldet in beide Unfälle hineingezogen worden. Ähnliches passierte schon bei einem Vorfall an der Bornstraße im Jahr 2023.

Auswertung der Unfallspuren

Bei der Polizei läuft jetzt die Auswertung der umfangreichen Beweisaufnahme an den Unfallstellen. An beiden Einsatzorten war ein Spezialteam im Einsatz, unter anderem filmten Drohnen das Umfeld. Laut Polizeisprecher Tobias Boccarius könne die Auswertung einige Zeit in Anspruch nehmen.

Nach ersten vorliegenden Analysen waren die Fahrer in beiden Fällen vollständig fahrtüchtig. Es habe sich um „Fahrfehler“ gehandelt, die auch durch bessere Beschilderung oder andere Maßnahmen nicht verhindert werden könnten. Gegen die Männer (36, 41) wurde wie bei Fällen dieser Art üblich Anzeige wegen fahrlässiger Körperverletzung erstattet.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 14. Mai 2025.

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