Anklage, große Not, Sprachversuche – als Pfarrer war Karl Henschel nach dem 24. März besonders herausgefordert. Manchmal ist er auch heute noch traurig wie am ersten Tag.
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Wo hat Sie die Nachricht vom Absturz der Germanwings-Maschine erreicht? Was waren Ihre ersten Gedanken, wohin führte Sie der nächste Weg?
Die Kirchen haben sich an die Seite der Trauernden gestellt, alle Seelsorger haben bis zur körperlichen und seelischen Erschöpfung ihren Dienst versehen. Wenn Sie heute zurückblicken: Haben die Angehörigen und Freunde der Opfer Ihre Hilfe gesucht und hat ihnen Ihr Beistand geholfen?
Haltern ist damals in eine Schockstarre gefallen. Sie haben in einer Predigt gesagt, der Grund ist uns zum Abgrund geworden. Wie haben Sie die trauernde Stadt erlebt?
Sie haben die Predigt während der großen Trauerfeier in der Sixtus-Kirche gehalten. Wie findet man Worte des Trostes angesichts von lähmendem Entsetzen, Verzweiflung und unbeschreiblicher Trauer? Fällt es da nicht schwer, den Namen Gottes zu nennen?
Als die Särge nach Haltern überführt und die Jugendlichen beerdigt wurden, kehrte die Trauer damit in ganz anderer Nähe und Greifbarkeit zurück. Es waren ergreifende Tage, wie hält man das als Seelsorger aus?
Darf ein Pfarrer in solchen Situationen auch mal weinen?
Die Katastrophe ist nun zehn Jahre her, aber noch immer wird Haltern damit verbunden und noch immer denken die Bürger mit Schrecken an das furchtbare Leid. Welchen Gedanken kommen Ihnen nach zehn Jahren? Haben die Trauernden und die Stadtgesellschaft Frieden gefunden?
Immer wieder wurde bei den Trauer- und Gedenkfeiern gesagt: Wir werden euch nicht vergessen. Ist das eine Verpflichtung, an die sich auch die nachfolgende Generation zu halten hat?