
Mit neuster Messtechnik und Mini-Videoskopen untersuchen acht angehende Bauingenieure den Zustand von Gebäuden auf dem stillgelegten Gelände der ehemaligen Westfälisch-Anhaltischen Sprengstoff-Actien-Gesellschaft (WASAG) in Haltern am See.
Die Studierenden an der Akademie Bauhandwerk erfassen und bewerten die Bausubstanz aus dem beginnenden zwanzigsten Jahrhundert als Praxisprojekt. Dieses ist Teil des Studiengangs „Bauen im Bestand – Bachelor of Engineering“, den das Handwerkskammer-Bildungszentrum (HBZ) Münster in Kooperation mit dem Fachbereich Bauingenieurwesen der FH Münster durchführt.
Die Ergebnisse werden in einem Schadenskataster dokumentiert, das die Grundlage für mögliche Instandsetzungsarbeiten bildet. Die Dokumentation wird abschließend dem Kreis Recklinghausen als Projektpartner präsentiert und soll in Planungen für die künftige Entwicklung des Geländes in Sythen einfließen.
Betriebe der Umwelttechnik
Das Gelände der ehemaligen Sprengstofffabrik, das im Untergrund durch Rückstände der jahrzehntelangen Produktion stark mit Schadstoffen belastet ist, war 2019 vom Kreis Recklinghausen übernommen worden. Von den 210 Hektar Gesamtfläche eignen sich etwa 35 Hektar für neue Gewerbeansiedlung. Außerdem gibt es umfangreiche Wald- und Moorflächen auf dem Gelände.

Zur Internationalen Gartenausstellung 2027 soll das Gelände spätestens auch für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Auf den Gewerbeflächen sollen Betriebe der Umweltforschung und Umwelttechnik angesiedelt werden sowie Start-Ups, die sich mit Umweltthemen beschäftigen.
In diesem Bereich befinden sich heute noch rund 140 Gebäude aus den Produktionszeiten. Einige davon, unter anderem das Pförtnerhaus und ein Labor, waren Gegenstand der Untersuchungen der Studenten.
Zollstock und Video-Kamera
„Dabei geht es um eine Bestandsaufnahme des Gebäudezustands und der Schäden sowie möglicher Ursachen“, erläutert Architektin und Dozentin Elfriede Heidhoff, die das Projekt betreut. Seit Mitte April waren die Studierenden acht Mal auf dem ehemaligen WASAG-Gelände vor Ort.
„Dabei erstellen sie zunächst Pläne der Gebäude und nutzen historische Quellen“, so Heidhoff weiter. „Dann gehen sie in die Gebäude und dokumentieren mit unterschiedlichen Methoden den Zustand. Dabei kommt der Zollstock genauso zum Einsatz wie moderne Mini-Videokameras, mit denen man in Risse und Löcher in der Gebäudesubstanz schauen kann.“
Der Studiengang ist an der Fachhochschule Münster im Fachbereich von Prof. Wilhelm Fix angesiedelt, der selbst als Schadensgutachter an Gebäuden tätig war. Zum Abschluss präsentieren die Studenten ihre Ergebnisse Vertretern des Kreises Recklinghausen, dem auch die Dokumentation zur Verfügung gestellt wird.