Mit Unverständnis und teils harscher Kritik reagieren in Haltern viele Menschen auf die Tatsache, dass dem Ausbau der Koeppstraße sechs alte Kastanien zum Opfer fallen könnten. Die Reaktionen in den Sozialen Medien hat die Redaktion bereits zusammengefasst, aber manch ein Kritiker hat auch einen Leserbrief geschrieben, um seinen Ärger kundzutun.
Tim Kittberger: Das ist eine Frage des Respekts
Man stelle sich zweierlei Szenerien vor: In der Ersten schleppt sich der von Hitze geplagte Besucher in einer Welt des Klimawandels durch eine mit Asphalt und Pflaster neu gestaltete Koeppstraße, in der zwar jetzt auch Fahrräder auf dem eigenen Parkplatz in der sengenden Hitze brutzeln dürfen, aber ebenso auch der geneigte Besucher.
In der Zweiten spazieren die gutgelaunten Gäste der Stadt im Schatten uralter Baumriesen zum Gezwitscher der Vögel in Richtung Marktplatz, um sich ein Eis zu gönnen, während Sie die Kreativität der Stadtplaner bewundern. Diese haben es geschafft, sechs gesunde und riesengroße Kastanienbäume sinnvoll in eine naturnahe, lebenswertere Koeppstraße zu integrieren.
Jeder Leser kann natürlich selbst entscheiden, welche der beiden Szenerien ihm lieber ist. Die richtige Wahl ist hier jedoch eindeutig.
Eine Stadt, die mit dem Zusatz „am See“ die Verbundenheit zur Natur im Namen trägt, sollte sich diese Verbundenheit bei allen Umgestaltungsmaßnahmen zur obersten Direktive machen. Sie sollte nicht fragen, wie junge, weniger bedeutende Pflanzungen in eine neue Asphaltwüste integriert werden können, sondern wie neue Wege um die alten Baumriesen herum gelingen.
Generationen von Kindern haben die Kastanien dieser Bäume gesammelt. Bei plötzlich einsetzendem Regen war man unter ihnen geschützt und im Sommer war der Weg zwischen Brunnen und Sparkasse eine willkommene Abkühlung im Vergleich zu einer ohnehin nicht gerade üppig belaubten Stadtmitte.
Die Kastanienbäume der Koeppstraße tragen aber nicht nur zur Lebensqualität in unserer Stadt bei. Sie sind auch ökologisch wertvoll. Daher ist der Erhalt dieser Naturdenkmäler, bei allem Verständnis für die Notwendigkeit einer Umgestaltung, eine Frage des Respekts vor der Stadt und seinen Bürgern.
Barbara Budey: Schädlicher und unnötiger Kahlschlag
Das kann nicht ernst gemeint sein! In Zeiten des Klimawandels werden sechs gesunde, über 50 Jahre alte Bäume gefällt, um eine „attraktivere Anbindung des Bahnhofs an die Innenstadt“ zu schaffen. Hätten sich die beauftragten Stadtplaner länger hier aufgehalten, hätten sie festgestellt, dass der Strom der Besucher zu Stadtfesten und Events, verkaufsoffenen Sonntagen etc. diesen (Um-) Weg nicht geht, sondern den direkten über den Bahnhofszufuhrweg, die anschließende Recklinghäuser Straße oder über die Bahnhofstraße in die Stadt nimmt. Das kann ich als Anwohnerin seit 18 Jahren so beobachten.
Da gibt man fast eine Million Euro, die für viele andere Projekte dringend nötiger wären, aus, um in einer Straße, die optisch völlig in Ordnung ist, einen umweltschädlichen und unnötigen Kahlschlag zu veranstalten. Eine Bürgerbeteiligung ist nicht erforderlich? Die Anwohner werden später informiert? Wahrscheinlich würden Sie das auch nicht gut finden. Wo ist ein Protest der Grünen?
In Haltern wird ein idyllischer Platz nach dem anderen zubetoniert (siehe Stadtmühlenbucht), statt das Geld in Kitas, Schulen, Spielplätze, Krankenhäuser zu investieren. So viele Dinge müssen Ehrenamtler auffangen und auf die Beine stellen, weil angeblich kein Geld dafür da ist. Wenn man das gegeneinander hält, bleibt nur verständnisloses Kopfschütteln.

Henriette Wesselny: Eine Straße ohne Bäume ist nicht freundlich
Es macht mich sprachlos und zerreißt mir fast das Herz: Sechs wunderschöne, große Kastanienbäume „müssen“ gefällt werden, um die Straße „freundlicher“ zu machen. Dazu fällt mir nichts mehr ein. Nur – eine Straße ohne Bäume ist nicht freundlich. Niemals.
Thomas Sentis: Baumbestand muss integriert werden
Als Halterner freue ich mich darüber, dass die Kommunalpolitik unsere Stadt zukunftsfähig aufstellen möchte. Mit der Koeppstraße einen schönen Weg zwischen Bahnhof, Schulzentrum und Innenstadt zu schaffen, wäre sicher ein Gewinn.
Es darf nicht sein, dass keiner der vorgelegten Pläne die ehrwürdigen Kastanienbäume in das Straßenbild einbezieht. Neupflanzungen können den Verlust dieser wunderbaren Riesen nicht kompensieren. Eine Aufwertung ist nur möglich, wenn der Baumbestand integriert wird. Denn Zukunftsfähigkeit geht nur, wenn man die Interessen der Bürger, Nachhaltigkeit und Umweltschutz parteiübergreifend mitdenkt. Das heißt hier, die Kastanien müssen bleiben.
In diesem Sinne, liebe Verantwortlichen im Rat der Stadt Haltern, fordert einen neuen Plan! Fordert einen Plan für die Koeppstraße, der die Kastanienbäume als zentralen Bestandteil des Straßenbildes schützt und die Stadtentwicklung nachhaltig voranbringt.
Michael Tönnis: Plötzlich sind die Bäume ein Problem
Es tut mir leid, aber bei dieser Aktion geht es doch nur darum, beim nächsten Schützenfest den Lkw des Zeltbetriebes eine freie Zufahrt zum von-Galen-Park zu ermöglichen. Also ziemlich fadenscheinig. Die angeblichen Flachwurzler stehen dort seit Jahrzehnten und sind plötzlich ein Problem. Wobei die Stadt es ebenfalls seit Jahrzehnten versäumt, die Fußgängerwege in einem vernünftigen Zustand zu halten.
Die Bäume müssen stehen bleiben.
Franz Engel: Für Stadtbild und Klima unersetzlich
Den Artikel („In Sachen Klimaschutz in Haltern tut sich einiges“) kann ich nur mit einem „Daumen hoch“ bestätigen. Nur, wie verhält es sich dann mit der Ankündigung der Stadtverwaltung, an der Koeppstraße die Kastanien zu beseitigen, um einen Weg in das Stadtzentrum attraktiver zu gestalten? Richtig ist, dass durch die Flachwurzler die dortigen Gehwege zu Stolperfallen geworden sind. Der Seniorenbeirat hat schon auf das Problem aufmerksam gemacht. Doch die Bäume müssen erhalten bleiben! Experten von Straßen- und Gehweggestaltung können da sicherlich mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Ich (73) bin Halterner Poahlbürger und bin mit den Bäumen aufgewachsen. Sie gehören in unser Stadtbild und sind für unser Klima unersetzlich! Ich appelliere an die Verantwortlichen unserer Stadt, dass ein Umdenken stattfindet.
Joachim Oswald:
Ich wohne zwar seit 40 Jahren nicht mehr in Haltern, besuche die Stadt aber regelmäßig, da ich noch Familie in Haltern habe. Im Laufe der vergangenen Jahre hat sich das Stadtbild von Haltern und seiner umliegenden Dörfer leider sehr negativ entwickelt. Als Beispiel fallen mir da spontan der Kastanienhof in Lavesum , das Alloheim in Sythen und diverse Geschosswohnungsbauten in der Stadt ein. Hier fehlt komplett die Maßstäblichkeit. Beispiele für „städtebauliche Meisterleistungen“.
Da fragt man sich doch, wer ist in Haltern für so etwas verantwortlich? Das Bauamt, das Planungsamt? Bin mir nicht sicher, ob es überhaupt ein Planungsamt in Haltern gibt? Falls ja, würde ich mir ein sensibleres Vorgehen bei der Beurteilung neuer Baumaßnahmen wünschen.
Jetzt lese ich noch, dass sechs Kastanienbäume zu Gunsten einer Promenade auf der Koeppstrasse gefällt werden sollen. Gerade die Bäume, die den Park umliegend einfassen. Hier wäre es doch eine Chance, die Bäume mit in eine neue Planung der Koepstrasse zu integrieren. Wenn man sich Promenaden anschaut, sind Bäume meist ein wesentlicher Bestandteil.
Der Sinn eine Promenade erschließt sich mir auch nicht wirklich. Wo soll die hinführen? Würde mir auch hier eine Stadtplanung wünschen, die zumindest Ansatzweise die Gegebenheiten berücksichtigt.
Axel Lemmnitzer: Andere Straßen sind wichtiger
Denkt man überhaupt noch? Wie schrieb mir ein Stadtratsmitglied: innerstädtisches Entwicklungsprojekt, ganz vom Land bezahlt. Mag sein, dass es für die Kommune 0 Euro kostet. Deshalb sechs gesunde alte Bäume platt machen – andere pflanzen, wir sägen um! Als ortsunkundiger Bahnreisender würde ich nie auf die Idee kommen, am Schulzentrum vorbei Richtung Innenstadt zu gehen.
Dass die Feuerwehr- und Rettungswache dort einen falschen Standort hat und auch nicht mit einer breiteren „Rennstrecke“ optimiert werden würde, dürfte auch jedem klar sein. Aber dass zum Beispiel im Kreuzungsbereich Rochfortstraße/ Recklinghäuser Damm die Fahrbahn mehr als sanierungsbedürftig ist, scheint nicht weiter zu interessieren – ist ja auch ein anderer Zuständigkeitsbereich.
Dort wird vermutlich die Dringlichkeit nicht gesehen, Personalmangel vorgeschoben oder die finanziellen Mittel fehlen. Und „Die Grünen“, die für jeden Abschnitt eines Zweiges am liebsten eine behördliche Genehmigung erwirken wollen, die schweigen!
Andrea Bernhard: Gehwege sind ziemlich geschädigt
Ich bin grundsätzlich dafür, die Kastanien an der Koeppstraße, wenn sie gesund und standfest sind, zu erhalten. Allerdings hätte ich mir im Rahmen der Berichterstattung gewünscht, dass die Pläne zur Umgestaltung veröffentlicht werden, damit ich mir ein Bild machen kann.
Zu beachten ist aber auch, dass Gehweg und Parkplätze durch die Wurzeln der Kastanien ziemlich geschädigt sind und die Sturzgefahr dort sehr hoch ist, zumal es unter den Bäumen auch sehr dunkel ist. Es sollte doch möglich sein, eine entsprechende Lösung zu finden.
Bernd Wirtz: Koeppstraße zur Fußgängerzone machen
Mir ist es unbegreiflich, wie Geld für ein Stadt-Planungs-Büro ausgegeben werden kann, wenn dann so ein Ergebnis dabei herauskommt. In der heutigen Zeit müssten eigentlich Stadtplaner den vorhandenen Baumbestand in ihre Überlegungen einbinden. In Zeiten des Klimawandels reißen andere Städte Straßen auf, um Bäume zu pflanzen, die das Klima in der Stadt erträglicher machen.
Das Argument der flach wurzelnden Kastanien kann ich nicht nachvollziehen, da Straßen NRW entlang der Weseler Straße nur Kastanien gepflanzt hat und selbst die Bäume, die durch Trockenheit gefällt werden mussten, wurden durch Kastanien ersetzt.
Ich möchte an dieser Stelle auch noch einen konstruktiven Vorschlag zur Umgestaltung der Koeppstraße beitragen: Man könnte ja die Koeppstraße ab der Dr.-Conrads-Straße bis zur B 58 als (Fußgängerzone) Promenade ausbilden und vom normalen Straßenverkehr abbinden. In diesem Zusammenhang könnte man den Kardinal-von-Galen-Park bis über die jetzt vorhandenen Parkplätze ausweiten.
Die Koeppstraße wird aus meiner Sicht nur für den Durchgangsverkehr „gebraucht“. Die gesamte Innenstadt war früher mal für den Verkehr freigegeben und ist es heute auch nicht mehr. Dieses könnte man auch an der Koeppstraße so umsetzen und damit die Kastanien mit geringem Aufwand erhalten.
Stadtplaner, die erst einmal Bäume fällen wollen, um ihre Ideen umzusetzen und dann neue Bäume pflanzen wollen, sind aus der Zeit gefallen.
Dagmar Höhner: Entscheidungsträger agieren kontraproduktiv
Wie absurd ist das denn? Während andere Städte und Gemeinden planen und planen und planen, wie sie durch weitere Begrünung ihre innerstädtischen Flächen klimafreundlich und lebenswert gestalten können, scheinen die Halterner Entscheidungsträger geradezu kontraproduktiv zu agieren. Wissen die immer noch nicht, wo die Glocken hängen?
Eine Sanierung der Koeppstraße, gerade auch im Bereich der Bäume, ist dringend notwendig, aber wo lässt es sich schöner promenieren als unter Schatten, Kühle und Lebensraum für Kleingetier spendenden Bäumen? Oder schwebt o.g wieder so ein sinnloser Gigantismus wie bei der Einfahrt und Gestaltung der Stadtmühlenbucht vor?