Letzter Gottesdienst von Pfarrer Apostolos Abschied nehmen von einem „Stück Zuhause“

Am Sonntag heißt es Abschied nehmen: Pfarrer Apostolos Amvrasis vor der griechisch-orthodoxen Kirche an der Herner Straße 99.
Es heißt Abschied nehmen: Pfarrer Apostolos Amvrasis vor der griechisch-orthodoxen Kirche an der Herner Straße 99. © Jörg Gutzeit
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Für Apostolos Amvrasis und Ehefrau Konstantina ist dieser Sonntag ein besonderer. Um 9 Uhr findet in der Kirche an der Herner Str. 99 wieder der Gottesdienst der griechisch-orthodoxen Gemeinde Heiliger Dimitrios statt, den der Pfarrer in den vergangenen 25 Jahren so oft geleitet hat.

Aber diesmal ist alles anders. Es heißt Abschied nehmen – von den Gemeindemitgliedern, von Herten, von Deutschland.

Ganz freiwillig geht das Paar nicht. Private Gründe machen den Umzug in die alte Heimat aber nötig, die Hafenstadt Volos am Pagasitischen Golf. Am Sonntag wollen alte Weggefährten noch auf Wiedersehen sagen, sich bedanken für die Arbeit, die der Erzpriester für die heimischen Griechen geleistet hat.

In 25 Jahren viel aufgebaut – sogar eine Kirche

Ein solcher Weggefährte ist Dr. Thomas Panagiotidis. Er lobt Pfarrer Apostolos‘ Lebenswerk: „Er hat 1996 die Gemeinde Heiliger Dimitrios quasi begründet – vorher war die Pfarrei in Dortmund für uns zuständig. Und ihm ist es maßgeblich zu verdanken, dass wir kurz nach der Jahrtausendwende ein eigenes Gotteshaus bauen konnten.“

Geldspenden in den Imbissbuden gesammelt

Um das Großprojekt zu finanzieren, war sich der Pfarrer sogar fürs „Klinkenputzen“ nicht zu schade, erinnert sich Panagiotidis, damals Mitglied des Bauvorstandes. „Er hat in allen griechischen Imbissbuden und Restaurants im Kreis sowie den Nachbarstädten unermüdlich Spenden gesammelt.“ Viel Geld sei auch auf dem Kunstmarkt oder bei Gemeindefesten zusammengekommen. „Das Fleisch für die dortigen Souvlaki-Spieße haben wir von Imbissen geschenkt bekommen“, betont Panagiotidis die große Hilfsbereitschaft der heimischen Griechen.

Stadt Herten als zuverlässiger Partner

Die Mühen zahlten sich aus. Nachdem ein Grundstück des Grafen Nesselrode erworben worden war, wurde ab 2002 an der Herner Straße gebaut. Die Stadt mit den damaligen Bürgermeistern Klaus Bechtel und später Uli Paetzel hätte den Bau nach Kräften unterstützt, betonen die Beteiligten noch heute. 2004 war das Gotteshaus fertig, eingeweiht wurde es 2008 – mit einer Zeremonie, die ihresgleichen sucht. „Nicht nur das Wetter war herrlich“, erinnert sich Pfarrer Apostolos an diesen „einmaligen Tag“. Viele Busse mit Geistlichen reisten an, sogar fünf Metropoliten (Oberbischöfe der griechisch-orthodoxen Kirche) waren vor Ort.

Große Verbundenheit mit Herten: In der Kirchenkuppel hat die Gemeinde die Silhouette der Stadt, mit Sehenswürdigkeiten wie Schlosspark oder Zeche Ewald, verewigt.
Große Verbundenheit mit Herten: In der Kirchenkuppel hat die Gemeinde die Silhouette der Stadt, mit Sehenswürdigkeiten wie Schlosspark oder Zeche Ewald, verewigt. © Jörg Gutzeit © Jörg Gutzeit

Zuständigkeitsbereich reicht bis an den Niederrhein

Seitdem ist viel Zeit vergangen, aber noch immer pilgern Gläubige von weit her nach Herten-Süd. Der Zuständigkeitsbereich der Gemeinde reicht mittlerweile von Goch am Niederrhein bis nach Castrop-Rauxel.

Dabei fing für den Gastarbeiter Apostolos Amvrasis Anfang der 1990er-Jahre alles bescheiden an. Der studierte Theologe und Philologe war zunächst fünf Jahre als Lehrer an einem griechischen Gymnasium in Dortmund tätig. Später erfolgte die Weihe zum Pfarrer und schnell kam der Wunsch nach einer eigenen Gemeinde auf.

Aus der Gemeinde eine Gemeinschaft gemacht

Der Gang nach Herten erwies sich als Glücksgriff für die Griechisch-Orthodoxen. Der neue Pfarrer schaffte es, aus der Gemeinde eine Gemeinschaft zu formen. Der konnte auch die Schließung der Kirche in der Corona-Pandemie nichts anhaben. „Für viele ist sie ein Stück Zuhause“, sagt Pfarrer Apostolos nicht ohne Stolz.

Hinter dem Lebenswerk steckt eine starke Frau

Hinter dem erfolgreichen Mann steht aber auch eine starke Frau. Konstantina war das Bindeglied zur Basis, sorgte für die Integration der ältesten und jüngsten Kirchgänger, führte im Gemeindesaal Theaterstücke auf, gründete einen Chor. Und: Als Zahlenexpertin – sie ist Mathelehrerin – hatte sie ein Auge auf die Finanzen.

Geld, zum Beispiel für die Instandsetzung der Kirche, wird weiterhin nur aus Spenden erwirtschaftet. Damit soll irgendwann auch ein Gemeindezentrum auf dem Gelände entstehen. Apostolos Amvrasis ist dann längst weg, aber seine Spuren bleiben.

Am Sonntag wird Pfarrer Apostolos ein letztes Mal die Gläubigen zum Gottesdienst empfangen. Sein Abschied aus Herten ist nicht ganz freiwillig.
Am Sonntag wird Pfarrer Apostolos ein letztes Mal die Gläubigen zu einem Gottesdienst empfangen. Sein Abschied aus Herten ist nicht ganz freiwillig. © Jörg Gutzeit © Jörg Gutzeit

Nur an der Sprachhürde gescheitert

Der Pfarrer hat in seinen 25 Jahren in Herten viele Hürden gemeistert: Nur an einer, das gibt er zu, ist er gescheitert: der fremden Sprache. Eine Dolmetscherin war daher bei offiziellen Anlässen stets an seiner Seite, um seine Worte für deutsche Gäste zu übersetzen.

Damit gibt es zumindest eine Sache, die der neue Pfarrer Thomas besser machen wird als sein Vorgänger, meint Pfarrer Apostolos’ Weggefährte Dr. Thomas Panagiotidis augenzwinkernd: „Er kommt aus München und spricht gut Deutsch.“

INFO

– Die Gemeinde Heiliger Dimitrios ist nicht nur für die griechisch-orthodoxen Gläubigen in Herten zuständig. Auch Städte wie Goch und Wesel am Niederrhein sowie Herne und Castrop-Rauxel fallen in ihren Zuständigkeitsbereich.

– Der neue Pfarrer Thomas wird am Sonntag, 15. August, mit einem Gottesdienst feierlich ins Amt eingeführt.

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