
Seit Jahrzehnten ist die Beleuchtung über der Kaiserstraße so angelegt, dass die Lampen an Stahlseilen hängen, und zwar mittig über der Fahrbahn. Am nördlichen Straßenrand sind die Seile an Stahlmasten befestigt, am südlichen Rand mit Haken an den Gebäuden.
Auf dem rund 600 Meter langen Abschnitt zwischen Josefstraße und Stadtgrenze Recklinghausen haben die Stadtwerke die Beleuchtung jetzt umgebaut. Es stehen nun Laternenmasten entlang des südlichen Geh- und Radweges, und zwar direkt an den Hausfassaden. Das führt dazu, dass die südliche Straßenhälfte intensiv ausgeleuchtet ist, die nördliche Seite aber nur schwach. Denn dort stehen keine Laternen.
Anwohner: „Hartes Licht und Schlagschatten“
Mehrere Leser/innen haben sich gegenüber unserer Redaktion kritisch darüber geäußert. Ingo Rasch zum Beispiel, Anwohner der nahe gelegenen Markusstraße, berichtet, dass die Straße nicht mehr gleichmäßig ausleuchtet sei: „Der südliche Bürgersteig ist zu hell, der nördliche bleibt dunkel.“ Holperige Gehwegplatten und herausragende Wurzeln in den Baumscheiben seien kaum noch zu sehen. Darüber hinaus empfindet er das neue, „kältere“ Licht als unangenehm: „Hartes Licht und Schlagschatten wechseln sich ab.“ Ingo Raschs Fazit: „Die Veränderung erschwert sowohl Autofahrern durch Blendung als auch Fußgängern durch schlechte Ausleuchtung das nächtliche Vorankommen.“ Er wünscht sich, dass die Lampen über der Fahrbahn wieder in Betrieb genommen werden.

Das allerdings sei nicht vorgesehen, erklären Frank Girke und Evangelos Kamarakis von den Stadtwerken auf Nachfrage unserer Redaktion. Girke, Fachgebietsleiter für das Stromnetz, erläutert, dass die Instandhaltung der altbekannten Hängelampen immer schwieriger und teurer werde: „Die Stahlmasten und -haken verwittern und rosten. Beim Bau des Distelner Fachmarktzentrums waren wir auch gezwungen, einen Mast zu entfernen. Und immer, wenn Leuchtmittel gewechselt werden, müssen wir mit dem Hubsteiger mitten im Straßenverkehr stehen – das ist durchaus gefährlich.“
Vor diesem Hintergrund ersetze man die Hängelampen durch Laternenmasten. Dafür sei eigens ein Lichtgutachten erstellt worden. Ergebnis: „Es sind 17 Laternen nötig, mit denen wir die Norm für die Ausleuchtung sogar leicht übererfüllen“, sagt der zuständige Abteilungsleiter Evangelos Kamarakis.
Bäume und Fahrzeuge blockieren Lichtschein
Doch die rechtlich-technische Norm und das menschlich-subjektive Empfinden sind zwei Paar Schuhe. Auf der nördlichen Straßenseite tragen mehrere Faktoren dazu bei, dass der Gehweg als sehr dunkel wahrgenommen wird: Große Baumkronen lassen kein zusätzliches natürliches Licht durch. Es gibt fast keine Gebäude, von denen Licht ausgehen könnte. Außerdem blockieren am Fahrbahnrand geparkte Autos, Transporter und Anhänger den Lichtschein der neuen Laternen.
Und da ist noch ein weiterer Unterschied in der Wahrnehmung: Während Anwohner Ingo Rasch sich das gelbliche, breit gestreute Licht der Natriumdampf-Lampen zurückwünscht, wollen die Stadtwerke das genaue Gegenteil erreichen. Frank Girke: „Moderne Leuchten sollen weniger Lichtverschmutzung durch Streulicht produzieren, sondern gezielt bestimmte Bereiche auf der Straße ausleuchten.“ Das weiße LED-Licht spare dabei etwa 60 Prozent Stromkosten ein.
Fortsetzung bis zur Uferstraße geplant
Evangelos Kamarakis kündigt an, dass spätestens im nächsten Jahr auch die Hänge-Beleuchtung über der Kaiserstraße zwischen Ufer- und Josefstraße durch Laternenmasten ersetzt werde. Die gesamte Beleuchtung werde letztlich mit einem intelligenten Licht-Management gekoppelt sein, das nachts bei geringem Verkehrsaufkommen die Lichtintensität herunterregelt oder aber auch bestimmte (Gefahren-)Bereiche dauerhaft besonders stark erhellt.
Kamarakis berichtet, dass es im Zuge der Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED in Herten immer wieder zu kritischen Rückmeldungen von Bürgern komme. Man sei jedoch offen für Gespräche, erkläre gerne die Hintergründe und prüfe Nachjustierungen.