Kommentar zur Woche Die vierte Welle trifft die Kinder – und deren Eltern

Frank Bergmannshoff, Redaktionsleiter
Frank Bergmannshoff, Redaktionsleiter © HA
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76,0 beträgt die Inzidenz, einer der niedrigsten Werte im Kreis RE. Doch das ist nur ein gesamtgesellschaftlicher Durchschnittswert – und deshalb auch nur die halbe Wahrheit.

Die vierte Corona-Welle trifft in erster Linie Ungeimpfte. Und zwar nicht allein erwachsene Impf-Skeptiker, sondern immer stärker auch Kinder und Jugendliche. Die Inzidenz speziell für die Altersgruppe der 10- bis 19-Jährigen beträgt im Kreis RE aktuell 226,2. Bei den Unter-Zehnjährigen sind es 173,9.

Abstrakte Zahlen mit ganz konkreten Auswirkungen in Herten. So ist etwa die AWO-Kita Abenteuerland wegen Corona komplett geschlossen. Auch in den Schulen nehmen die Quarantäne-Fälle zu, sitzen plötzlich wieder einzelne Schüler oder ganze Klassen zu Hause. Schon jetzt wissen viele betroffene Eltern nicht mehr, wie sie Quarantäne, Kinderbetreuung und Berufstätigkeit unter einen Hut bringen sollen.

Schon gehen die Diskussionen los: Muss wirklich pauschal eine ganze Kita oder Schulklasse in Quarantäne? Wären nicht präzisere Maßnahmen ausreichend? Warum kann man sich nicht „freitesten“? Gleichzeitig ächzt und stöhnt die Kreisverwaltung schon jetzt unter dem gewaltigen Aufwand. Für aufwendige Einzelfallentscheidungen steht kaum Zeit und Personal zur Verfügung.

Es bleibt daher weiterhin vor allem der Appell: Wer alt genug ist, sich impfen zu lassen, sollte es dringend tun. Nur so lässt sich die Corona-Ausbreitung zumindest bremsen. In der kommenden Woche bietet die Stadt Herten wieder öffentliche Impf-Termine an.

Stammtischparolen angemessen kontern

„Ihr Italiener seid doch alle faul und Ihr Polen klaut doch nur“. Solche rassistischen und beleidigenden Aussagen kennen auch Schülerinnen und Schüler der Martin-Luther-Sekundarschule. Sie haben daher ein Training durchlaufen, um auf solche Stammtischparolen angemessen reagieren zu können. Eine sinnvolle Aktion, die in den Lehr- und Stundenplänen vieler Schulen keine Selbstverständlichkeit darstellt. Es ist erfreulich, dass an der Martin-Luther-Schule ein besonderes Bewusstsein für dieses Thema besteht und dass Diakonie und „Haus der Kulturen“ Unterstützung geleistet haben.

Zuspruch nach Durstrecke

Ebenfalls mit dem Ziel, das friedliche Miteinander zu stärken, haben sich am Mittwoch Hertener/innen an der Zeche Scherlebeck zum Antikriegstag versammelt. Während die Tradition solcher Mahn- und Gedenkveranstaltungen in anderen Städten bröckelt, erlebt sie in Herten nach einer Durststrecke wieder stärkeren Zulauf. Natürlich sind das keine Massenzusammenkünfte. Aber dennoch ist es gut zu wissen, dass Teile der Gesellschaft sich die Mühe und wortwörtlich auf den Weg machen, um sich gegen Gewalt und für Frieden einzusetzen.

Schönes Wochenende!

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