
Die Rettungswagen der Hertener Berufsfeuerwehr sind im vergangenen Jahr 6.670 Mal ausgerückt, also im Schnitt fast 20 Mal am Tag. Ein guter Grund, darüber nachzudenken, welche Verbesserungen für die Patientinnen und Patienten, aber auch für die Notfallsanitäter/innen erreicht werden können.
„Wir hatten jetzt die Gelegenheit, zwei Rettungswagen gleichzeitig und somit vollkommen baugleich zu bestellen“, sagt Stefan Lammering, Leiter der Berufsfeuerwehr. Jeder Schrank, jede Schublade, jedes Gerät, jedes Medikament – alles hat jeweils denselben Platz. „Wenn es schnell gehen muss, spart das Zeit und reduziert Fehler“, erklärt Claas-Tido Hoffmann, Leiter der Abteilung Rettungsdienst.
Rollende Intensivstationen
Und schnell gehen muss es täglich. Rettungswagen sind rollende Intensivstationen, die bei Herzinfarkt, Schlaganfall, Unfällen und anderen gravierenden Notfällen ausrücken.

Damit sie in der Dunkelheit gut gesehen werden, sind die neuen Fahrzeuge mit reflektierenden Streifen beklebt. Die stilisierten Bögen des Horizontobservatoriums auf der Halde zieren die Außenseiten.
Geräte sind schnell und rückenschonend greifbar
Im Inneren ist alles darauf ausgelegt, dass Retter und Gerettete gleichermaßen gut aus jedem Einsatz kommen. „Alle Geräte wie EKG und Beatmungsgerät lassen sich schnell aus einer seitlichen Tür entnehmen“, erklärt Notfallsanitäter Antonio Morcillo. Während er den 25 Kilo schweren Notfallrucksack früher aus dem Fahrzeug heben und erst einmal auf dem Knie abstellen musste, steht der Rucksack jetzt hinter der Klappe auf Rückenhöhe zum Aufsetzen bereit. „Wir arbeiten bis 67, da ist ergonomisches Arbeiten wichtig“, sagt Morcillo und ergänzt: „Ich finde es gut, dass wir als Mitarbeiter hier an der Wache regelmäßig gefragt werden, was man für uns und für die Bürger verbessern kann.“
Patiententrage fährt elektrisch rauf und runter
Ein Beispiel: die neue Trage. Die Federung ist weicher als bisher, was sich im Alltag bei Fahrten über holperigen Straßen auszahlt, erst recht aber bei Wirbelsäulenverletzungen. Die Notfallsanitäter wiederum müssen nicht mehr in die Hocke gehen, um die Trage samt Patient mit Muskelkraft nach oben zu wuchten. Das alles funktioniert elektrisch. „Die Trage ist für 318 Kilogramm zugelassen“, sagt Notfallsanitäter Carsten Iwanowski und deutet an, welche Herausforderungen es im Rettungsdienst wortwörtlich zu stemmen gilt.

Die Klimaanlage kühlt den Rettungswagen auf 16 Grad herunter, was für Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen förderlich ist, oder heizt auf 36 Grad hoch. Auch viele andere Anregungen der Mitarbeiter sind in die Fahrzeuge eingeflossen: ein zusätzlicher Sitz für Auszubildende, besser platzierte Infusionshalter (früher war oft der Schlauch zu kurz) oder ein Kleiderhaken für die Jacke vom Notarzt, die immer hin und her flog. Im Einsatz bewährt hat sich auch schon die neue Isofix-Halterung für Baby-Schalen und Kindersitze.
Panik-Taste und gesicherte Rad-Muttern
Zum Glück noch nicht benötigt wurden die neuen Sicherheitsvorkehrungen für die Notfallsanitäter, die im Einsatz immer häufiger mit aggressiven Patienten oder gar mit Angriffen zu rechnen haben. Carsten Iwanowski: „Wir haben jetzt eine Paniktaste. Falls wir mal in den Rettungswagen flüchten müssen, können wir mit einem Knopfdruck alle Türen verriegeln.“ Gelbe Markierungen an den Felgen sollen die Einsatzkräfte sofort darauf aufmerksam machen, wenn Chaoten die Radmuttern gelöst haben. „In Herten ist das noch nicht vorgekommen, in anderen Städten aber schon“, sagt Stefan Lammering.

Im nächsten Jahr müssen zwei weitere neue Rettungswagen angeschafft werden. Lammering hofft, dass dann der gleiche Hersteller die Ausschreibung gewinnt, damit weitere baugleiche Fahrzeuge gekauft werden können. Zum Wohl der Patienten und der Rettungskräfte.