
Die Herausforderungen für die Feuerwehr verändern sich. Dass der ehrenamtliche Löschzug Westerholt zu einem schweren Verkehrsunfall mit eingeklemmten Insassen gerufen wird, hat Seltenheitswert. Auf dem neuen Löschgruppenfahrzeug vom Typ LF 20 fehlen daher Hydraulikschere und -spreizer. Stattdessen ist der Löschzug jetzt noch besser für Einsätze ausgestattet, die immer häufiger werden. Unwetter zum Beispiel. Statt einer Tauchpumpe und einer Motorsäge wie auf dem bisherigen, 22 Jahre alten Fahrzeug sind jetzt jeweils zwei dieser Geräte an Bord. Auch ein Tragekorb mit D-Schläuchen ist nun stets griffbereit. „Wir werden öfter zu Waldbränden gerufen, da sind die dünneren Schläuche optimal“, erklärt Florian Piechkamp. „Die Einsatzkräfte haben weniger Gewicht zu tragen und die Schläuche lassen sich leichter über Wurzeln und Gestrüpp ziehen“, ergänzt Stefan Lammering, Leiter der Berufsfeuerwehr Herten.
Digitale Technik für Atemschutz-Einsätze
In den letzten Jahren absolvierte der Löschzug Westerholt jeweils etwa 45 bis 80 Einsätze. Als neues Flaggschiff, das immer als erstes ausrückt, verfügt das neue Löschfahrzeug natürlich über alles Nötige für die Brandbekämpfung – und dies jetzt auf modernstem Niveau. Auf dem Weg zur Einsatzstelle können sich im Fahrzeug zwei Trupps à zwei Personen mit Atemschutzgeräten ausrüsten. Und die Zeit, wie lange ein Trupp im brennenden Gebäude ist und wie lange die Luft in den Flaschen noch reicht, wird jetzt digital gemessen. „Jeder Atemschutzgeräteträger hat einen persönlichen Chip, der mit einem Gerät ausgelesen wird“, erklärt Dennis Piechkamp. Auf diesem ist sogar gespeichert, ob der oder die Betreffende die nötigen medizinischen Untersuchungen absolviert hat.
Schluss mit stinkender Kleidung im Fahrzeug
An allerlei weitere Details wurde gedacht. So stehen LED-Flutlicht und Wärmebildkameras zur Verfügung. Niemand steigt mehr mit stinkender, dreckiger Einsatzkleidung zurück ins Fahrzeug, denn es ist Wechselkleidung an Bord. Ein Hygiene-Brett ermöglicht Händewaschen und Reinigung mit Druckluft. Die Schiebleitern auf dem Fahrzeugdach müssen nicht mehr mühsam hinunter gewuchtet werden, sondern senken sich elektrisch ab. Der neue 290-PS-Motor ist deutlich leiser, was den Lärm an der Einsatzstelle reduziert. Übrigens müssen auch Feuerwehrfahrzeuge allen Umweltvorschriften genügen, Euro6-Norm und AdBlue-Tank sind obligatorisch.

Über das Fahrzeug des Herstellers Rosenbauer auf MAN-Basis ist der stellvertretende Löschzugführer Christian Lackmann voll des Lobes. Die Verarbeitungsqualität sei hervorragend – anders als bei dem letzten Fahrzeug, das nach Auslieferung 150 Mängel aufwies.
Weiteres Detail: Ein sogenannter Systemtrenner sorgt dafür, dass Wasser nicht aus dem 2000 Liter fassenden Tank des Löschfahrzeugs durch den Hydranten zurück in die Trinkwasserleitung fließt. Auch für rettungsdienstliche Notfälle ist Ausstattung an Bord, ganz neu jetzt auch ein Defibrillator für Wiederbelebungsmaßnahmen.
Neuer MTW war schon im Hochwasser-Einsatz
Neun Einsatzkräfte finden im LF 20 Platz. Falls weitere Helfer benötigt werden oder andere Fahrten zu erledigen sind, steht dem Löschzug jetzt auch ein neuer Mannschaftstransportwagen (MTW) auf Basis eines VW Crafter zur Verfügung. Der Clou: „Es ist nicht nur ein Bus, sondern es kann eine kleine Einsatzzentrale mit Funkgerät, Tisch und Laptop eingerichtet werden“, erklärt Christian Lackmann. Seinen ersten größeren Einsatz hat der MTW schon hinter sich: nicht in Westerholt, sondern in Wuppertal – beim Hochwasser.