Schulen und Kindertagesstätten Mobile Lüftungsanlagen in Herten keine Option - lieber offene Fenster

An der Rosa-Parks-Gesamtschule wurden für 150.000 Euro 121 starre Fensterelemente ausgetauscht.
An der Rosa-Parks-Gesamtschule wurden für 150.000 Euro 121 starre Fensterelemente ausgetauscht. © Privat
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Unlängst wies Bundes-Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) darauf hin, dass man im Schulwesen auch nach den Sommerferien nicht ohne Corona-Schutzmaßnahmen auskommen werde. Eine sehr wichtige Maßnahme spielt bisher noch kaum eine Rolle, obwohl schon lange klar ist, dass sie den Schutz enorm erhöht: der Einbau von Lüftungsanlagen. In Deutschland insgesamt und in Herten gibt es diese nur in wenigen Einrichtungen. Es tut sich zwar etwas auf diesem Gebiet, aber sollte es im Herbst eine vierte Welle aufgrund der Delta-Variante geben, kämen die Maßnahmen dafür viel zu spät.

Fenster an RPS und Süder Grundschule wurden „ertüchtigt“

Bisher ist in den meisten Einrichtungen in städtischer Trägerschaft das Lüften über die Fenster die einzige Möglichkeit, eventuell vorhandene Aerosole aus der Luft der Klassenzimmer zu entfernen. In manchen war noch nicht einmal das möglich: An der Rosa-Parks-Gesamtschule (RPS) in Disteln und an den beiden Standorten der Grundschule Süd mussten die Fenster erst „ertüchtigt“ werden, um sie weit genug öffnen zu können: An der RPS wurden für 150.000 Euro, die vollständig gefördert wurden, 121 starre Fensterelemente ausgetauscht. „Letztlich sitzen die Schüler dann aber im Winter mit dicker Jacke oder Decke bei offenem Fenster in den Klassenräumen und frieren“, gibt RPS-Schulleiterin Stephanie Brzoza zu bedenken.

An der Rosa-Parks-Gesamtschule wurden 121 starre Fensterelemente ausgetauscht.
An der Rosa-Parks-Gesamtschule wurden 121 starre Fensterelemente ausgetauscht. © Privat © Privat

So wäre es dann auch an der Süder Grundschule. Dort wurden sogenannte Scheren installiert, die eine größere Öffnung der Fenster und damit besseren Luftaustausch ermöglichen.

Immobilienbetrieb prüft Nachrüstung

Mit Lüftungsanlagen ausgestattet sind die Willy-Brandt-Realschule und die Grundschule Herten-Mitte. An letzterer sind allerdings die Klassenräume nicht an die Anlage angeschlossen, diese versorgt lediglich Aula und Küchenbereich mit Frischluft.

Die Willy-Brandt-Realschule Herten ist als MINT-Schule rezertifiziert worden.
Die Willy-Brandt-Realschule Herten ist als MINT-Schule rezertifiziert worden. © Anna Lisa Oehlmann © Anna Lisa Oehlmann

Von der Stadt heißt es, der Hertener Immobilienbetrieb (HIB) prüfe aktuell, ob weitere Schulen oder Kindertagesstätten durch Förderung vom Bund mit stationären Lüftungsanlagen nachgerüstet werden können. Sollte das der Fall sein, würden fristgerecht bis zum 31. Dezember 2021 Förderanträge gestellt, die bei positivem Bescheid innerhalb von zwölf Monaten umgesetzt werden müssten, heißt es seitens der Stadt. Für alle künftigen Bauten von Schulen oder Kindergärten werden Lüftungsanlagen mitgeplant. Das gilt auch für die Kitas Pusteblume (Süd) und Annastraße (Westerholt), die gerade neu gebaut werden.

Mobile Lüftungsanlagen für Stadt keine Alternative

Wäre es angesichts der Tatsache, dass die Delta-Variante deutlich ansteckender als alle bisherigen ist, und sie früher oder später wohl auch in Deutschland dominant wird, nicht sinnvoll, mobile Lüftungsanlagen anzuschaffen? Diese Variante hat die Stadt verworfen und bezieht sich dabei auf das Bundesumweltamt. Dieses sehe die mobilen Geräte kritisch, weil nicht sicher sei, dass sie effektiv genug seien. Das Bundesamt empfehle ihren Einsatz allenfalls als Ergänzung zum Lüften über die Fenster.

Nicht nur Jens Spahn, auch der Kinderschutzbund hat sich kürzlich zur Situation der Kinder geäußert. „Ich fürchte, die Kinder werden erneut die Verlierer der Pandemie sein“, sagte Verbandspräsident Heinz Hilgers mit Blick auf die Ausbreitung der Delta-Variante auf der einen und den Stand der Digitalisierung und den Einbau von Lüftungsanlagen auf der anderen Seite.

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