
Als Edgar Schulenberg am Mittwoch (5.5.) gegen Abend zurück nach Hause kam, fiel ihm ein Riss im Pflaster des Gehwegs nahe seines Hauses an der Adalbertstraße in Herten-Süd auf. Als er nach oben schaute, wurde ihm klar, dass diesen Riss wohl das Wurzelwerk des angrenzenden Platane verursacht haben musste. „Der Baum dort stand noch schräger als sonst“, berichtet der Anwohner. Der Wind der vergangenen Tage hatte den Bäumen mitsamt der Blätter ganz schön zu schaffen gemacht.
Was der aufmerksame Mann ebenfalls wusste und auch auf dem Bürgersteig aufgrund einer Platte sichtbar ist: Unterhalb des Fußwegs verläuft eine Gas-Hauptleitung. Das Wurzelwerk drückte von unten auf die Leitung.

Ein weiteres Problem: Derzeit finden direkt neben dem Baum an der Adalbertstraße Arbeiten zur Kanalerneuerung statt. Dort klafft inmitten der Straße eine riesige Baugrube.
Da ihm die Situation unsicher erschien, rief Edgar Schulenberg die Feuerwehr an. Die Einsatzkräfte rückten gegen 17.45 Uhr aus. Zur Einschätzung der Lage zogen die Feuerwehrleute weitere Kräfte der Drehleiter und der Einsatzleitung hinzu. Der stellvertretende Feuerwehr-Chef Hans-Georg Lauer stellte die Standsicherheit des Baumes infrage.

Der Baum drohte zur Straßenmitte und somit auf das gegenüberliegende Haus zu stürzen und mit den nach oben gedrückten Wurzeln die Gasleitung zu beschädigen. Vorsorglich sperrten die Feuerwehrleute den Bereich ab.
Die Einsatzkräfte zogen die Experten vom Grünflächen-Amt der Stadt Herten hinzu. Der Bereichsleiter Grün des ZBH, Jan-Tobias Welzel und Baumsachverständiger Lars Kuhnt machten sich vor Ort ein Bild. Er begutachtete die Platane, die wohl nach dem Krieg gepflanzt wurde und circa 70 bis 80 Jahre an diesem Standort gewachsen war.
Gefahr in Verzug: Baum an der Adalbertstraße muss sofort gefällt werden
„Wenn sich der Boden auf dem Gehweg in so kurzer Zeit so stark öffnet, ist es unsere oberste Maxime für Gefahrenabwehr zu sorgen“, sagt Welzel. Leichtfertig habe er die Entscheidung nicht getroffen. Es hätten viele Ereignisse – nicht zuletzt der starke Wind der vergangenen Tage – dafür gesorgt, dass der Baum nicht mehr sicher steht. „Es war nicht mehr die Frage ob der Baum umkippt, sondern wann“, sagte Welzel.
Aufgrund der Gefahr im Verzug entschied er, den Baum noch am Mittwochabend fällen zu lassen. Er beauftragte eine Fachfirma.
Denn: Für die Einsatzkräfte der Feuerwehr stellte sich ein weiteres Problem heraus. Der Baum hätte aufgrund der Baugrube nicht einfach von der Drehleiter aus erreicht werden können. Die neun Feuerwehrkräfte vor Ort sicherten die Einsatzstelle und rückten gegen 21 Uhr wieder ab.
Stadtwerke messen möglichen Gasaustritt in Herten-Süd
Auch Experten der Hertener Stadtwerke waren die gesamte Zeit vor Ort und haben Messungen vorgenommen, um ein mögliches Leck in der Haupt-Gasleitung aufspüren zu können. Sie konnten jedoch keinen Gas-Austritt feststellen.
Bevor jedoch der Fällkran an die Platane heranrücken konnte, musste zunächst die Baugrube von den Arbeitern verschlossen werden, die derzeit die Kanalsanierung durchführen. Sie haben besonders tragfähige Bohlen, sogenannte Baggermatratzen, über das Erdloch verlegt. Diese ermöglichten es dem Fällkran, den Arm mit der Kettensäge anzusetzen, um die Äste der Baumkrone abzusägen und Stück für Stück Sicherheit herzustellen. Am Ende musste auch der Baumstamm abgesägt werden.

Die Arbeiten zogen sich bis circa 23 Uhr hin, berichtet Welzel. „Zum Glück waren die Anwohner sehr verständig, dass die Arbeiten sofort noch an diesem Abend ausgeführt werden mussten“, sagt Welzel.
Natürlich wünschen sich Edgar Schulenberg und seine Nachbarn, dass nach den Bauarbeiten ein neuer Baum gepflanzt wird. „Ich würde auch die Patenschaft dafür übernehmen“, sagt Edgar Schulenburg. Er hofft, dass ein ebenso robuster Baum auswählt wird, der dort viele weitere Jahre stehen bleibt.