
So individuell wie die Comedyshow „Nachtschnittchen“ sind auch ihre Komiker. Moderator Helmut Sanftenschneider, Heinz Gröning, Serhat Dogan und Jacky Feldmann zeigen aktuell ein Repertoire aus Stand-Up-Comedy, musikalischen Darbietungen und Auszügen aus dem Leben eines Deutsch-Türken. Wie es ihnen in Herten gefallen hat, wer ein Comedy-Visum bekommt oder wer im Ruhrgebiet lacht, verraten sie im Interview.
Dem Publikum hat man angemerkt, dass es von eurer Show begeistert war. Doch wie habt ihr den Auftritt von der Bühne aus wahrgenommen?
Gröning: Sensationell, Herten rockt! Auch wenn die weit auseinandergestellten Tische meistens dazu führen, dass die Stimmung erst langsam ins Kochen kommt, ging dies bei diesem Auftritt sehr schnell.
Sanftenschneider: Es ist deutlich leichter auf Veranstaltungen, die draußen stattfinden, als im Innenraum. Denn draußen stehen zwar die Tische weit auseinander, aber daran können ganze Gruppen sitzen. Drinnen dürfen meistens nur zwei Leute nebeneinander hocken und da ist das Publikum schon sehr entzerrt.
Bis auf den Moderator sind ja immer andere Künstler Teil der Reihe. Wie ist es dazu gekommen, dass nun ihr vier die Gesichter der Nachtschnittchen seid?
Sanftenschneider: Meistens suche ich die Künstler aus, bei denen ich das Gefühl habe, die würden gut zur Show und auch untereinander passen. Es ist ein bisschen wie Kuchenbacken. Da kann man auch nicht einfach reinpacken, was gerade in der Küche rumsteht, sondern die Zutaten müssen stimmig sein. So habe ich für den Bereich Stand Up die Jacky ausgewählt, dann als Ergänzung mit seinem musikalischen Programm Heinz und das Exotische liefert Serhat.
Kann die Nachtschnittchen-Reihe auch als Sprungbrett dienen?
Feldmann: Auf jeden Fall im Ruhrgebiet. Ich als Sauerländerin wäre wahrscheinlich nie in den Genuss eines Auftritts in Herten, Herne, Recklinghausen usw. gekommen, wenn ich nicht Teil dieser Truppe wäre. Wenn man sich im Ruhrgebiet etablieren möchte, ohne von hier zu stammen, dann hilft einem die Reihe schon sehr.
Gröning: Es kann eins sein, muss es aber nicht. Nicht jeder Comedian möchte unbedingt ins Fernsehen oder große Hallen voll machen. Einigen macht es sogar mehr Spaß, auf kleinen Veranstaltungen wie heute zu spielen.
Sanftenschneider: Es ist häufig eine gute Möglichkeit, auf seine Solo-Shows aufmerksam zu machen. Und gerade, wenn man diese im Ruhrgebiet zeigen möchte, kann man sich mit den Nachtschnittchen gut dem Publikum vorstellen.
Comedian ist kein Ausbildungsberuf. Ihr alle habt vorher etwas anderes gemacht und arbeitet jetzt Vollzeit auf der Bühne. Wie ist es dazu gekommen?
Feldmann: Ich habe da immer schon Bock draufgehabt und habe mir irgendwann gedacht: Ach komm, mach es doch einfach. Dann war es erst mein Hobby, bis es zu meinem Hauptberuf geworden ist.
Dogan: Bei mir war es genau das Gegenteil. Ich musste diesen Beruf ergreifen, um nach Deutschland zu können. Ich wollte dem Militärdienst in der Türkei entfliehen, da kam meinem deutschen Schwager die Idee, mich rüber zu holen. Er ist ebenfalls Comedy-Autor und ich war sein Projekt. Ich habe ein sogenanntes Comedy-Visum bekommen und hätte wieder zurück in die Türkei gemusst, wenn ich mein Künstlerdasein aufgegeben hätte. Es war nicht mein Traumjob, aber heute bin ich sehr glücklich auf der Bühne stehen zu dürfen.
Abschließend noch die Frage: Lacht man im Ruhrgebiet anders als in anderen Teilen Deutschlands?
Gröning: Regionen gegenseitig zu vergleichen ist tatsächlich schwieriger, als Städte miteinander zu vergleichen. Da spielt man einen Abend in einer Stadt und dann am nächsten im Nachbardorf und wundert sich, warum die Leute dort so steif sind. Da ist der Unterschied dann größer, als zwischen Hamburg und Gelsenkirchen.
Dogan: Tolle Zuschauer gibt es einfach überall.