
Das Leben des griechischen Priesters Thomas Karamitsos ist gezeichnet von einigen Umwegen und Umzügen. Geboren 1970 in Frankfurt, kehrte er als Kleinkind wieder zurück nach Griechenland, da seine Eltern als „Gastarbeiter“ kaum Zeit für die Kinderbetreuung hatten. So wuchs er bei den Großeltern auf und verbrachte Kindheit und Jugend in Griechenland, die Ferien aber meistens bei seinen Eltern in Deutschland.
So verlor er nie die Verbindung und zog für seine Ausbildung mit 18 Jahren wieder nach Frankfurt. Nach einer abgebrochenen Ausbildung zum Industriekaufmann, trat er zunächst in die Fußstapfen seines Vaters, absolvierte eine Ausbildung zum Hotel- und Restaurantfachmann und eröffnete eigene Lokalitäten.
Ausbildung zum byzantinischen Sänger
Während dieser gesamten Zeit hatte Karamitsos immer einen starken Bezug zur Kirche, da er seit seiner Kindheit als Messdiener tätig war und mit vierzehn sogar eine Ausbildung zum byzantinischen Sänger machte. Erst mit 38 Jahren entschied er sich dann für die Ausbildung zum Priester: „Ich hatte schon viele Jahre davor den Wunsch, Priester zu werden, jedoch war meine Frau zu der Zeit noch nicht ganz damit einverstanden. Häufig sind die Frauen wie eine Art Manager für die Priester, weshalb dieser Beruf viel von ihnen abverlangt“, erklärt er.
Priesterschule war eine Art Crashkurs für Theologie
Als sich die Familie jedoch 2008 dazu entschied, wieder zurück nach Griechenland zu gehen, sieht Karamitsos dies als Zeichen und kann seine Frau doch noch überzeugen. Die Priesterschule beschreibt er rückblickend wie eine Art Crashkurs für Theologie. Er wird schon währenddessen zum Priester geweiht und verbringt anschließend einige Wochen alleine in einem Kloster.
Fünf Jahre betreut er eine Gemeinde in Griechenland, bis ihn die damalige Wirtschaftskrise wieder zurück nach Deutschland treibt. Hier arbeitet er in München, bis er nun letzte Woche den Umzug nach Herten antrat. Mit 78 Jahren ist der vorherige Priester der Gemeinde in den Ruhestand gegangen.
Karamitsos tritt in große Fußstapfen
Karamitsos ist sich bewusst, dass er hier in große Fußstapfen tritt: „Der vorherige Priester Apostolos Amvrasis hat für die Gemeinde viele Feste und Veranstaltungen organisiert. Ich bin sehr dankbar für das Werk, das ich von ihm übernehme, darum möchte auch ich der Gemeinde dies bieten können“, beschreibt er. Sein Herzensprojekt ist jedoch der Bau eines Gemeindezentrums, womit er ebenfalls weiterführen möchte, was sein Vorgänger begann.
Am vergangenen Sonntag konnte der Priester sich in seiner ersten Messe der Gemeinde vorstellen. Da die Kirche eine der wenigen ihrer Art in der Umgebung ist, weiß Karamitsos, wie viel sie den Menschen bedeutet. Darum ist sein Neustart hier in Herten besonders aufregend und auch emotional für ihn. „Dadurch, dass es heutzutage viele gemischte Ehen zwischen Griechen und Deutschen gibt, freue ich mich, die verschiedenen Sakramente in zwei Sprachen abhalten zu können. Ich hoffe, dass so die Gemeindemitglieder weiterhin gerne ihre Zeit hier in der Kirche verbringen“, erzählt der Priester.
Neuer Heimatort ist deutlich ruhiger als der letzte
Viel Zeit, sich seinen neuen Heimatort anzuschauen, hatte er noch nicht. Ihm gefällt jedoch bereits, dass es deutlich ruhiger ist als in München. So startet Karamitsos mit viel Vorfreude in seine neuen Aufgaben und hofft, dass es vorerst sein letzter Umzug war.