Notsituation am Samstagabend Waldritter-Verein: „Wir sind voll!“ – keine Flüchtlingsaufnahme in Herten möglich

Jeden Tag treffen Ukraine-Flüchtlinge in Herten ein. Doch jetzt ist die einzige Erstaufnahme-Unterkunft am Limit. (Symbolbild)
Jeden Tag treffen Ukraine-Flüchtlinge in Herten ein. Doch jetzt ist die einzige Erstaufnahme-Unterkunft am Limit. (Symbolbild) © picture alliance/dpa/EUROPA PRESS
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Die Situation ist ernst. Jeden Tag – auch an Wochenenden, sogar nachts – treffen Flüchtlinge aus der Ukraine unangekündigt in Herten ein. Am Samstag (19.03.) standen plötzlich neun nicht angekündigte Flüchtlinge vor dem Glashaus in der Innenstadt.

Info-Punkt im Glashaus am Wochenende nicht besetzt

Das Problem: Von montags bis freitags betreibt die Stadt Herten dort neuerdings die „Anlaufstelle Ukraine“. Doch an Wochenenden ist dieser Info-Punkt nicht besetzt – und das Rathaus ebenfalls nicht.

Eine Bürgerin nahm sich am Samstag der Sache an und organisierte die Weiterleitung an den „Waldritter“- Verein, der seine Räume an der Ewaldstraße als Erstaufnahme-Unterkunft zur Verfügung stellt. Ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter kümmern sich dort mit großem persönlichen Engagement in drei Schichten rund um die Uhr um die Menschen, gehen mit ihnen zu Behörden und Banken, organisieren Kleidung und Essensbelieferung.

Großer Aufwand, um letzte Plätze zu schaffen

Die besagten neun Flüchtlinge waren die letzten, die noch aufgenommen werden konnten. Und dies, wie die Waldritter mitteilen, auch nur mit sehr großem Aufwand. Um Platzkapazitäten zu schaffen, mussten andere, bereits untergebrachte Familien verlegt und auf andere Räume verteilt werden. Es war viel Erklärungsarbeit nötig. Rund sieben Stunden dauerte es, die Verhältnisse neu zu ordnen.

Begegnungsstätte und Turnhalle nicht fertig

55 Plätze sind jetzt belegt. Und daran wird sich übers Wochenende auch nichts ändern. „Wir sind zu – was nun?“ fragen die Waldritter in einer Pressemitteilung am Samstagabend um 19.30 Uhr und deuten damit ein ernstes Problem an: Sehr wahrscheinlich werden im Laufe des Wochenendes weitere Flüchtlinge eintreffen. Doch wo sollen sie unterkommen? Der „Waldritter“-Verein ist mehr als drei Wochen nach Kriegsbeginn noch immer die einzige Erstaufnahme-Unterkunft in der Stadt.

Zwar hat die Stadtverwaltung damit begonnen, in der Begegnungsstätte der Erlöserkirche und im muslimischen Schülerinnenwohnheim auf dem Paschenberg weitere Kapazitäten einzurichten. Pläne gibt es auch für das leerstehende Schulgebäude am Wilhelmsplatz und die benachbarte Karl-Schweisfurth-Turnhalle. Doch diese Räume sind bisher nicht zur konkreten Belegung bereit. Klar ist hingegen: Die „Waldritter“ nehmen vorerst niemanden mehr auf. Der Verein bittet darum, bis auf Weiteres keine Menschen mehr zu ihm zu schicken.

Private Angebote lindern den aktuellen Engpass nicht

Auch private Wohnungsangebote können diesen Engpass nicht kurzfristig auflösen. Denn zum einen sind die „Waldritter“ für die Weiterleitung von Flüchtlingen an Privatwohnungen nicht zuständig und verantwortlich. Das ist Aufgabe der Stadtverwaltung. Zum anderen müssen alle Wohnungsangebote zunächst von der Stadt Herten geprüft werden, damit die Flüchtlinge – zum Teil junge Frauen, Säuglinge, traumatisierte Menschen – angemessene Verhältnisse vorfinden.

Leider sind in den vergangenen Wochen auch schon Wohnungen angeboten wurden, die abgelehnt werden mussten, weil eine sichere und menschenwürdige Unterbringung nicht gewährleistet gewesen wäre.

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