Umfrage in Reisebüros Wie steht es in Herten um die Reiselust in Corona-Zeiten?

Strandkörbe stehen am Strand von Westerland.
Laut Experten wird es so wohl erst wieder in der Reise-Saison 2023/24 am Strand von Westerland auf Sylt aussehen. © dpa
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Die Reisebranche wurde durch das Coronavirus hart getroffen. Daher wächst auch in Hertens Reisebüros die Hoffnung, dass die anstehenden Lockerungen und der Impffortschritt die Reiselust wecken. Doch von einem Buchungsboom kann derzeit noch keine Rede sein. „Die ersten vorsichtigen Anfragen kommen“, sagt Gürkan Sönmez. „Doch die Buchungsabschlüsse lassen noch auf sich warten“, berichtet der Inhaber des „Glückauf“-Reisebüros in Langenbochum.

„Ich bin seit Montag verhalten optimistisch. Wir erleben seit Montag eine Belebung der Nachfrage“, sagt Michael Germann vom gleichnamigen Reisebüro in Disteln. Er hat auch schon die ersten Buchungen vorgenommen. Wohin es die Hertenerinnen und Hertener zieht? „In den Mittelmeerraum, EU-weit. Und Kreuzfahrten, die laufen auch gut.“

Viele Kunden würden den Markt aber noch „beschnuppern“, sagt Gürkan Sönmez, und ihre wesentlichen Fragen seien: „Ist was möglich, und wenn ja, zu welchem Preis?“ Einige Länder erleichtern Geimpften und Genesenen die Einreise bereits, zum Beispiel Kroatien, oder haben Lockerungen angekündigt, etwa Griechenland. Für den Spanien-Urlaub braucht man derzeit einen negativen Corona-Test. Unlängst habe er für einen Kunden nach einem Angebot für einen Kurzaufenthalt auf Mallorca geschaut, berichtet Sönmez. Dabei zeigte sich, dass die Preise angezogen hätten: „Vier bis fünf Nächte in einem Vier-Sterne-Hotel mit Halbpension liegen so zwischen 450 und 600 Euro pro Person, inklusive Flug“, berichtet Sönmez. Zu „normalen Zeiten“ hätte man dafür 300 bis 500 Euro bezahlt.

„Flexibilität ist wichtig“

Das hat auch mit der Verknappung des Angebots zu tun, wissen die Reisefachleute, denn derzeit stünden nicht allzu viele Flüge zur Verfügung. Medienberichten zufolge will die Lufthansa ihr Streckennetz zu beliebten Urlaubszielen auch mithilfe ihrer Tochter Eurowings ausbauen und zum Beispiel Mallorca ab Mitte Juni wieder deutlich häufiger anfliegen. Neben der Lieblingsinsel der Deutschen werden bei Gürkan Sönmez auch Reisen in die Türkei oder nach Griechenland nachgefragt. Grundsätzlich sei Flexibilität in diesen Zeiten wichtig: Zum einen, weil man nicht weiß, wie sich das Pandemie-Geschehen entwickelt, zum anderen mit Blick auf die Angebote.

„Gehen die Veranstalter jetzt hin und kaufen feste Kontingente, so wie zu normalen Zeiten? Das glaube ich nicht“, sagt der erfahrene Touristiker. Wahrscheinlich würden sie eher auf kurzfristigere Zukäufe setzen, je nach Nachfrage. Dass das funktioniert, habe man beobachten können, als Mallorca „aufgemacht“ wurde und wie schnell die Menschen dann Reisen dorthin gebucht hätten, sagt Michael Germann.

Rückkehr zur Normalität wird noch dauern

Wann es aber so richtig losgeht mit den Buchungen, das weiß auch Gürkan Sönmez nicht. „Vielleicht mit Beginn der Sommerferien. Der große Brüller wird das aber nicht.“ Michael Germann stellt klar: „Auch dieses Jahr wird für die Touristik ein hartes Jahr.“ Ihre Prognose: Nächstes Jahr geht es ein gutes Stück aufwärts, doch Richtung Normalität geht es erst 2023/2024. Das deckt sich in etwa mit den Erwartungen der Branche: Der Tourismusverband rechnet mit einer „schrittweisen Rückkehr“ zur Normalität.

56 PROZENT WENIGER UMSATZ

Die coronabedingten Einbußen im Tourismus sind massiv: Den Umsatz der deutschen Reisebranche im Jahr 2020 schätzt der Statista Mobility Market Outlook auf rund 26 Milliarden Euro, das sind 56 Prozent weniger als 2019. Am härtesten hat Corona die Kreuzfahrtbranche und die Anbieter von Pauschalreisen getroffen. Auch für das laufende Jahr gehen die Analysten noch von einem Drittel weniger Umsatz im Vergleich zum Vorkrisenniveau aus. Erst für 2023 wird wieder ein einigermaßen normaler Reise- und Tourismus-Umsatz vorausgesagt. (Quelle: Statista.com)

Michael Germann jedenfalls freut sich sehr über die ersten Buchungen. „Wir haben welche für Mai, aber auch für die Sommerferien oder für den Herbst. Und wir haben auch einige unserer eigenen Reisen verkauft.“ Mit dem Bus geht es beispielsweise im September an den Genfer See.

„Ich bin wesentlich optimistischer als noch vor drei, vier Wochen“, sagt der Reisefachmann. Richtig freuen wird er sich, wenn er nicht mehr alleine in seinem – noch geschlossenen – Reisebüro sitzen muss, sondern seine Mitarbeiter aus der Kurzarbeit zurückholen kann, weil wieder richtig viel zu tun ist. „Je schneller, desto besser!“

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