
Gerd Burkart und Max Westhoven reisen bald nach Madagaskar. Doch statt Traumstrände, Thermalquellen oder den Urwald zu besuchen, machen sich die beiden im Namen des gemeinnützigen Vereins „Bottroper Bürger begeistert im Einsatz“ (Bobbie e.V.) zu einem ehrenamtlichen Arbeitseinsatz auf.
Auf der Insel vor Ostafrika werden sie zusammen mit Jakob Adolf von der Deichmann-Stiftung zwei Trucks mit aufwendigen Container-Aufbauten ihrer Bestimmung übergeben.
Die besonders geländegängigen Fahrzeuge sollen dort mobile Kliniken und das dazugehörige Personal an schwer zu erreichende Orte bringen. Orte, an denen Menschen noch niemals zuvor in ihrem Leben einen Arzt gesehen haben.
„Ohne den unermüdlichen Einsatz des Bobbie e.V. hätten wir die Trucks niemals so schnell und unkompliziert fertigbekommen“, sagt Jakob Adolf, der selbst einige Jahre in Madagaskar als Buschpilot gearbeitet hat und das Land gut kennt.
Die Deichmann-Stiftung baut dort zusammen mit verschiedenen Partnerorganisationen Gesundheits- und Bildungsangebote auf, die Menschen in besonderes schwierigen Lebenssituationen unterstützen. Ein wichtiger Teil davon sind die mobilen Kliniken, an denen insgesamt elf Ehrenamtler vom Bobbie e.V. in den vergangenen Monaten gearbeitet haben.

Sinnvolle Taten im Ruhestand
Der 63-jährige Gerd Burkart aus Marl war in seinem Berufsleben Schlosser im Bergbau, arbeitete aber auch gern mit Holz, Elektrik, Motoren und Klimaanlagen. Nach der Frühverrentung suchte er eine sinnvolle Beschäftigung und fand sie beim Bobbie e.V.
„Ich habe Glück gehabt und möchte anderen mit meinem Engagement auch zu etwas Glück verhelfen“, sagt Max Westhoven. Der 65 Jahre alte, gelernte Elektriker aus Kirchhellen macht zur Vorbereitung auf die Reise extra einen Französischkurs.
Durch zahlreiche Projekte haben sich die „Bobbies“ bereits einen Namen gemacht. Da kam die Anfrage der Deichmann-Stiftung an die Bobbies gerade recht: Gesucht wurden Handwerker, die in der Lage sind, einige Umbauten an Trucks durchzuführen und zwei Container so auszubauen, dass sie sich zum sicheren Transport von Menschen und Material auf den überwiegend unbefestigten und oft verschlammten Straßen Madagaskars eignen.
Bei diesen Arbeiten waren Gerd Burkart und Max Westhoven in den vergangenen Monaten häufig dabei. In einer Bottroper Lagerhalle des Schuhhändlers Deichmann schraubten, flexten, sägten oder bohrten sie mit anderen Bobbie-Mitgliedern, was das Zeug hielt.
Jetzt sind die Container so weit hergerichtet, dass sich neben sechs Ärzten und Pflegekräften, zwei Zelte, ein Operationssaal, Medikamente, ein Generator, eine Wasseraufbereitungs- sowie Klimaanlage und mehr unterbringen lassen, die für den medizinischen Einsatz in einem der ärmsten Länder der Welt benötigt werden.

Gespannt auf die Fahrt
„Wir werden dort die Einsatzkräfte in die Handhabung des Fahrzeugs einweisen und ihnen zeigen, wie die Zelte und andere Geräte aufgebaut werden“, sagt Gerd Burkart, der bereits „gespannt wie 1.000 Volt“ auf die Fahrt ist.
„Ich freue mich besonders darauf, dass ich sehen kann, wie die Sachen, die wir bei Bobbie machen, den Leuten vor Ort konkret helfen“, ergänzt Max Westhoven und zeigt sich unbeeindruckt von der Tatsache, dass Madagaskar mit rund 8.800 Kilometern Luftlinie doch ziemlich weit von Bottrop entfernt ist.
Medizinische Hilfe erhalten die Menschen in ländlichen Gebieten Madagaskars nur sehr schlecht: Auf rund 5.000 Patienten kommt in dem Land ein Arzt oder eine Ärztin. Beide Ehrenamtler sind überzeugt, dass Hilfe für Menschen in Not am sinnvollsten dort stattfindet, wo die Betroffenen leben.
„Niemand möchte doch seine Heimat verlassen müssen, weil er dort nicht mehr leben kann. Wenn wir mit unserer Schrauberei an der mobilen Klinik dazu beitragen können, ist das großartig.“