
Nach der quälend langen Zeit des Lockdowns zieht es die Menschen dorthin, wo etwas los ist. Auch in die Innenstadt. Mal wieder einen Schaufensterbummel machen oder im Straßencafé ein Eis essen – danach haben sich viele gesehnt. Die Innenstädte werden wieder voller, das sei der allgemeine Trend, sagt Lena Majnaric, Referentin für Handel und Stadtentwicklung bei der Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen (IHK) und zuständig für die Emscher-Lippe-Region mit dem Kreis Recklinghausen sowie den Städten Bottrop und Gelsenkirchen. Aktuelle Passantenfrequenzzählungen gebe es noch nicht. Aber klar sei auch, dass trotz steigender Umsatzzahlen das Niveau von 2019, dem Jahr vor Corona, noch nicht erreicht sei.
Verhaltener ist die Einschätzung des Handelsverbandes Ruhr-Lippe e.V. in Recklinghausen. „Der erste Effekt ist bereits wieder verpufft“, sagt Geschäftsführerin Marion Runge. Die Kunden hielten sich zurzeit merklich zurück, was allerdings auch an der Ferienzeit liegen könne.
Städte verzichten auf Gebühren für die Außengastronomie
Die IHK hatte im Mai bei den Kommunen für eine „Wiederbelebung und Stärkung der Innenstädte“ geworben. Und tatsächlich ist einiges passiert. Um die gebeutelten Gastronomen zu entlasten, verzichten die Städte im Kreis Recklinghausen zum Beispiel weitgehend auf die Erhebung von Gebühren für die Nutzung von Außenflächen für Tische und Sitzgelegenheiten. Teilweise gilt das auch für Händler, die ihre Waren vor der Ladentür präsentieren.
Das ist für die Kommunen mit Einnahmeausfällen verbunden, die von 10.000 Euro in Datteln und Waltrop über 20.000 Euro in Gladbeck und Herten bis zu 95.000 Euro in Recklinghausen reichen. In Gladbeck bietet die Stadt den Gastronomen sogar Bürgersteige Grünflächen und öffentliche Parkplätze als Stellflächen an.
Doch das ist nur ein Baustein im Bemühen, die Innenstädte von der Corona-Lähmung zu befreien.
An Aktionstagen kostenlos mit dem Bus in die Stadt
In Recklinghausen sind in diesem Jahr mehrere Aktionstage in der Altstadt geplant. Zwei stehen noch aus: Am 14. August und am 11. September können Besucher auf ausgewiesenen Parkplätzen kostenfrei parken, mit den Bussen der Vestischen im Stadtgebiet umsonst fahren und einen Gutschein in Höhe von fünf Euro erhalten, wenn sie mit dem Fahrrad anreisen und zu den ersten 1000 Radlern gehören. Mit einer Plakatkampagne – „Willkommen zurück“ – werden die Gäste freundlich begrüßt.
In Castrop-Rauxel verzichtet die Stadt bis zum 31. Dezember freitags ab 15 Uhr und samstags ganztägig auf das Erheben von Parkgebühren sowohl in der Altstadt als auch in den Nebenzentren. Einstimmig hat der Stadtrat außerdem beschlossen, die Liquiditätshilfen für Betriebe und Unternehmen über den 30. Juni hinaus zu verlängern.
In Dorsten erhoffen sich Gastronomen und Händler von Aktionstagen einen größeren Andrang in der Innenstadt. Am 29. August etwa steht der Fahrradaktionstag an. Ein Programmpunkt ist die beliebte Versteigerung von Fundrädern.
Fünf Städte nehmen an der Aktion „Heimatshoppen“ teil
In Datteln hat die Werbegemeinschaft City Partner in Kooperation mit der Volksbank Datteln, der Sparkasse Vest und der Stadt Datteln hochwertige Bistrotische und Stühle für die Außengastronomie angeschafft, die den Gastronomen kostenlos zur Verfügung gestellt werden.
Castrop-Rauxel, Gladbeck, Haltern, Herten und Marl nehmen am 10./11. September an der bundesweiten Aktion „Heimatshoppen“ teil. Neben Rabattaktionen und Gewinnspielen plant jede Stadt in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Werbegemeinschaften ihre eigenen Attraktionen. Ziel sei es, die Menschen für die Bedeutung des Einzelhandels in der Stadt zu sensibilisieren, erläutert IHK-Referentin Lena Majnaric.
Auch der Handelsverband Ruhr-Lippe begrüßt das Engagement von Kommunen und Werbegemeinschaften. „Alles, was gemacht wird, hilft. Wir sind für jeden Kunden dankbar“, betont Geschäftsführerin Marion Runge. Trotzdem herrsche bei den Einzelhändlern Skepsis. Denn niemand könne abschätzen, wie es in der Pandemie weitergehe.