
Nach den regenreichen Monaten April und Mai sind die Stauseen in Haltern für den Sommer gerüstet. „Unsere Talsperren sind zu 100 Prozent gefüllt“, erklärt André Ziegert, Sprecher der Gelsenwasser AG, auf Anfrage. Trotzdem sind die Nachwirkungen der extremen Trockenjahre (2018 bis 2020) immer noch zu spüren.
Gelsenwasser wünscht sich „einige nasse Jahre in Folge“
Nach Angaben des Trinkwasserversorgers bewegen sich die Grundwasserstände weiterhin auf einem niedrigen Niveau. Um tatsächlich von einer Trendumkehr zu sprechen, bedürfe es weiterer ergiebiger Niederschläge in diesem Jahr. „Noch besser wären – aus wasserwirtschaftlicher Sicht – einige überdurchschnittlich nasse Jahre in Folge“, heißt es in einem Bericht aus Anlass der Gelsenwasser-Hauptversammlung in dieser Woche.
Das Jahr 2020 war das wärmste Jahr in NRW seit dem Beginn der systematischen Wetteraufzeichnungen 1881; geprägt von einer lang anhaltenden Trockenphase in den Frühjahrs- und Sommermonaten, die auch dem Wald und der Landwirtschaft zu schaffen machte. Zwischen April und September fielen nach Gelsenwasser-Angaben nur zwei Drittel der üblichen Niederschläge, der Grundwasserspiegel sank stellenweise auf neue Tiefststände, die Bodentrockenheit erreichte extreme Zustände.
Wasserverbrauch von 136 Litern pro Kopf und Jahr
Entsprechend stieg auch der Wasserbedarf. Mit 136 Liter pro Kopf und Tag lag der Verbrauch sogar über dem Niveau der beiden Vorjahre, nachdem in den Jahrzehnten zuvor eher ein stetiger Rückgang zu beobachten war. Der Spitzentag für die Wasserabgabe war der 6. August mit einer Summe von fast 356.000 Kubikmeter. Normal sind laut Gelsenwasser für einen durchschnittlichen Sommertag gut 300.000 Kubikmeter. „Die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser war aber auch in 2020 zu jeder Zeit sichergestellt“, betont das Unternehmen.

Um das Absinken des Wasserspiegels in den Talsperren Haltern und Hullern zu verlangsamen, sind auch 2020 große Mengen von Kanalwasser aus dem Dortmund-Ems-Kanal in die Stever eingespeist worden – Anfang August bis Anfang September insgesamt 2,6 Millionen Kubikmeter. Im Jahr zuvor war die Menge sogar mehr als doppelt so groß.
Wasserwerk versorgt zwei Millionen Menschen mit Trinkwasser
Das Halterner Wasserwerk versorgt rund zwei Millionen Menschen mit Trinkwasser. Kernstück der Wassergewinnung sind 26 Versickerungsbecken, die zusammen eine Fläche von mehr als 80 Fußballfeldern haben. Das Rohwasser aus den Talsperren wird darauf geleitet und versickert dann sechs Wochen lang bis ins Grundwasser. 232 Vertikalbrunnen, 40 bis 165 Meter tief, fördern das Wasser schließlich ins Werk, wo es dann zu Trinkwasser aufbereitet wird.