Impfzentrum Impfstoff drohte zu verfallen

Im Impfzentrum des Kreises Recklinghausen musste am Sonntag schnell reagiert werden. © Jörg Gutzeit
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Im Impfzentrum Recklinghausen drohten am Sonntag 30 Fläschchen Biontech zu verfallen, weil das Haltbarkeitsdatum beinahe erreicht war. Somit ging es um mindestens 180 Impfdosen, für die auf die Schnelle Impfwillige mit entsprechender Priorisierung gefunden werden mussten. Aus dem Impfzentrum wurde in diesem Zusammenhang der Verdacht in die Öffentlichkeit getragen, es seien an diesem Sonntag Menschen ohne Impfberechtigung immunisiert worden. Dem widerspricht allerdings die Kreisverwaltung.

Am Sonntag passte es mit den Mengen überhaupt nicht

Wie kann es überhaupt dazu kommen, dass Impfstoff in dieser Menge kurz vor dem Verfallsdatum steht? Das habe mehrere Gründe, erklärt Landrat Bodo Klimpel (CDU) auf Anfrage. Impfdosen blieben übrig, weil Termine nicht abgesagt würden oder weil Betroffene bei der Zweitimpfung lieber bei Astrazeneca bleiben möchten, obwohl Biontech für sie bestellt gewesen sei. „Manchmal kommt auch Impfstoff bei uns an, der nur noch einen oder zwei Tage haltbar ist“, sagt Bodo Klimpel. Meistens sei die Situation zu handhaben. Am Sonntag passte es mit den Mengen in Verbindung mit dem Haltbarkeitsdatum überhaupt nicht.

Es wurden deshalb Impfberechtigte angerufen, die sich zuvor auf Listen haben eintragen lassen. Doch ein großer Teil von ihnen habe abgewunken, weil er bereits eine Spritze beim Hausarzt bekommen habe, berichtet der Leiter des Impfzentrums, Patrick Hundt. Erreicht wurden hingegen Apotheken-Beschäftigte, Marktleute, Mitarbeiter aus dem Lebensmitteleinzelhandel. Auch Personen, die erst in den Folgetagen ihren Impftermin gehabt hätten, konnten kurzfristig gewonnen werden.

Am Ende waren nach Darstellung des Kreises immer noch Impfdosen übrig. Deshalb sei Mitgliedern des Corona-Krisenstabs des Kreises das Angebot einer Impfung gemacht worden. Weitere Kontaktpersonen seien benannt worden.

Mitarbeiter des Impfzentrums erheben Vorwürfe

Mitarbeiter des Impfzentrums, die sich an die Redaktion gewandt haben, erheben in einem Schreiben den Vorwurf, es seien von der Leitung des Impfzentrums Leute angerufen worden, „die absolut keine Priorisierung haben“. Geimpft worden seien „Freunde und Verwandte“. Eine Liste mit den Namen der Geimpften – insgesamt 21 – liegt der Redaktion vor.

Landrat Bodo Klimpel weist diesen Vorwurf zurück. Er habe angeordnet, dass nur Menschen aus den Prioritätsgruppen 1, 2 und 3 geimpft werden dürften. Jeder, der auf der Liste stehe, erfülle diese Voraussetzung, versichert er. Die Geimpften seien teilweise selbst chronisch vorerkrankt, Kontaktpersonen von Pflegebedürftigen oder Eltern sehr kranker Kinder, die nicht selbst geimpft werden können.

Alle 180 Dosen sind am Ende verimpft

Nur für bestimmte Berufsgruppen der Priorisierungsgruppe 3 ist vom Land allerdings bislang der Weg zur Immunisierung in den Impfzentren freigemacht worden. Lediglich Hausärzte dürfen alle Menschen, die der Priogruppe 3 zugeordnet sind, immunisieren. Im Recklinghäuser Impfzentrum sind am Sonntag auch Personen geimpft worden, die nicht zu den freigegebenen Berufsgruppen gehören. Ein Regelverstoß ist das dennoch nicht. Im Impferlass des Landes Nordrhein-Westfalen vom 15. April 2021 heißt es: „Sollte eine Impfung aus überzähligen Dosen in der 2. Priorität nicht möglich sein, können nachrangig Personen aus der Priorität 3 geimpft werden, um einem Verwurf des Impfstoffs vorzubeugen.“

In Recklinghausen wurde das Ziel am Sonntag erreicht. Alle 180 Dosen waren am Abend verimpft.

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