Polizeipräsidentin geht gegen Messergewalt vor Neue Plakatkampagne ist nur ein Baustein

Montage zeigt eine Hand mit einem Messer und ein Porträt von Friederike Zurhausen, Polizeipräsidentin in Recklinghausen
„Besser ohne Messer“: Recklinghausens Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen will die Menschen zum Umdenken bewegen. © dpa/Polizei Recklinghausen
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Mit der Kampagne „Besser ohne Messer“ wollen die Behörden landesweit gegen das Tragen von Messern (oder sonstigen Waffen) in der Öffentlichkeit vorgehen. „Schon kleine Messer reichen, um jemanden schwer zu verletzen oder im schlimmsten Fall zu töten. Selbst Stiche oder Schnitte an Armen oder Beinen können in kürzester Zeit lebensgefährlich werden“, heißt es dazu aus dem NRW-Innenministerium. „Die landesweit steigenden Zahlen von mitgeführten Messern und Messertaten im öffentlichen Raum sind besorgniserregend“, findet auch Ramona Hörst, Sprecherin der Polizei in Recklinghausen, die für das gesamte Kreisgebiet sowie Bottrop zuständig ist. Sie weiß: „Ein absichtlicher Messerstich ist juristisch mindestens eine gefährliche Körperverletzung und wird mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren bestraft.“

Plakatmotiv zur Anti-Messer-Kampagne des NRW-Innenministeriums
So sieht das Plakatmotiv zur Anti-Messer-Kampagne aus.© IM NRW

Zunahme von Fällen bei Kindern und Jugendlichen

Meistens seien es junge Männer, die meinen, „zum Schutz“ Messer bei sich tragen zu müssen, dadurch werde das Messer zum regelmäßigen Begleiter. Das Fatale: „Kommt es zum Streit und zu Konflikten, wird das Messer gezückt und eingesetzt“, so Polizeisprecherin Hörst. In der Behördenstatistik für 2023 tauchten Messer 310-mal als Tatmittel auf – eine Zunahme von 67 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Was Kriminaldirektor Jürgen Häusler besonders erschrocken hat: „Bei einem Drittel der Fälle wurden Messer durch Kinder, Jugendliche und Heranwachsende gegen Menschen eingesetzt oder vorgehalten.“ Nach Zahlen des Innenministeriums ist sogar die Hälfte derjenigen, die mit einem Messer in der Öffentlichkeit erwischt werden, unter 21 Jahre alt. Rund 45 Prozent von ihnen haben keinen deutschen Pass.

Die Beamten des Polizeipräsidiums Recklinghausen haben Straftaten mit Messern schon länger im Blick. Und sie gehen dagegen vor. „Bislang wurden in unserem Zuständigkeitsbereich fünf individuelle Waffentrageverbote erlassen“, teilt Polizeisprecherin Hörst mit. Außerdem könne Behördenchefin Friederike Zurhausen eine sogenannte „Strategische Fahndung“ anordnen. Dies ist aktuell für die Dauer von „Recklinghausen leuchtet“ der Fall. „Die ,Strategische Fahndung‘ ermöglicht es den Kollegen, bei Veranstaltungen und in bestimmten Bereichen anlasslos Kontrollen durchzuführen, um für größtmögliche Sicherheit zu sorgen“, erklärt Ramona Hörst. Auch die Einrichtung von Waffenverbotszonen sei regelmäßig auf dem Prüfstand. Bei Schwerpunktkontrollen mit den Ordnungspartnern wie zuletzt am 23. Oktober liege das Augenmerk ebenfalls auf gefährlichen Gegenständen und Messern.

Appell „Besser ohne Messer“ in elf Sprachen

Aktuell verteilt die Polizei Präventionsplakate und -flyer in allen Städten. Die Plakate werden an Wachen, in Ausländerämtern, Schulen und Flüchtlingsunterkünften aufgehängt. „Besser ohne Messer“ lautet der Appell, und zwar in elf Sprachen. „Ein Streit – ein Stich – ein zerstörtes Leben. Diese Folge muss durchbrochen werden“, sagt Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen. „Wir möchten zum Umdenken anregen. Es braucht kein Messer in der Tasche, um sich auf unseren Straßen sicher zu fühlen.“

Unabhängig von Waffenverbotszonen und Trageverboten ist es grundsätzlich nicht erlaubt, Messer mit feststehender oder einhändig feststellbarer Klinge mit einer Länge von mehr als zwölf Zentimetern bei sich zu haben. Verboten sind auch Springmesser mit einer Klingenlänge von mehr als 8,5 Zentimetern sowie Butterflymesser. Wer an Volksfesten, Sportveranstaltungen, Messen, Ausstellungen, Märkten oder Ähnlichem teilnimmt, darf gemäß § 42 des Waffengesetzes keine dieser Waffen führen. Dies gilt auch für Theater-, Kino- und Diskobesuche und Tanzveranstaltungen.

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