Eine Ausbildungsstätte mit Seltenheitswert In Recklinghausen geben Mechaniker ordentlich Gummi

Horst Kornetka ist Obermeister bei der Innung Rhein-Ruhr. Er ist zuständig für das Ausbildungszentrum für das Vulkaniseur- und Reifenmechaniker-Handwerk an der Maria-von-Linden-Straße in Recklinghausen.
Horst Kornetka ist Obermeister bei der Innung Rhein-Ruhr. Er ist zuständig für das Ausbildungszentrum für das Vulkaniseur- und Reifenmechaniker-Handwerk an der Maria-von-Linden-Straße in Recklinghausen. © Tobias Mühlenschulte
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Horst Kornetka (78) zeigt noch keine Abrieberscheinungen. Neben fachlichen Anmerkungen hält er drei junge Männer mit markig-lustigen Sprüchen auf Trab. Der Obermeister ist für das Ausbildungszentrum der Innung Rhein-Ruhr an der Maria-von-Linden-Straße zuständig. Das eröffnete im März dieses Jahres im Gewerbepark Ortloh in Berghausen seine Pforten – und richtet sich an das Vulkaniseur- und Reifenmechanikerhandwerk. In ganz Deutschland wohlgemerkt, eine Einrichtung wie die in Recklinghausen gibt es laut Kornetka bundesweit nur noch einmal – in Ostdeutschland.

Michael Ewert im Bildungszentrum der Innung für das Vulkaniseur- und Reifenmechaniker-Handwerk Rhein-Ruhr in Recklinghausen
Mit einer Art Bügeleisen erhitzt Kfz-Meister Michael Ewert aus Salzhemmendorf während einer Reparatur Gummi auf einem defekten Autoreifen. Er nimmt an einem zehntägigen Kurs im Recklinghäuser Ausbildungszentrum der Innung Rhein-Ruhr teil.© Tobias Mühlenschulte

„Du musst die Rippen weghauen, die darf ich nicht mehr sehen“, erklärt der 78-Jährige einem der drei jungen Männer, die allesamt an Reifen hantieren. Nick Inkmann ist 23 Jahre alt, seinem Vater gehört ein Reifenhandel in Münster: „Vor Kurzem habe ich meinen Kfz-Meister gemacht. Jetzt noch die Zusatzbefähigung 7a – dann können wir vernünftig arbeiten.“

7a, das ist ein Paragraf in der Handwerksordnung. Nur Kfz-Meister mit dieser Zusatzzulassung dürfen Reifen für Autos und Lkw reparieren. Es gebe durchaus Hinterhof-Werkstätten, so Kornetka, die das ohne diese Zulassung machen. Werde ein solcher Betrieb der Innung bekannt, erfolge eine Meldung an die Handwerkskammer und das Ordnungsamt. Eine erste Mahnung, so der Duisburger, koste 700 Euro, im Extremfall würden bis zu 20.000 Euro fällig.

Bei einem 300-Euro-Reifen macht eine Reparatur durchaus Sinn

Kornetka zeigt auf einen großen Autoreifen am Boden der Werkstatt: „Ein einzelner davon kostet 300 Euro. Den kann ich doch nicht wegschmeißen, nur weil ein Nagel drin ist.“ Um so einen Schaden zu simulieren, jagen die drei Männer – neben Nick Inkmann sind das Michael Ewert aus Salzhemmendorf südlich von Hannover und Daniel Simon aus Erfurt – einen Bohrer durch ausgediente Pneus.

Und dann geht es ans Vulkanisieren. Dabei wird die beschädigte Stelle zunächst gereinigt und aufgeraut. Anschließend wird Gummi über das Loch gelegt und erhitzt. Und unter Umständen muss das Profil dann noch nachgearbeitet werden.

Nick Inkmann aus Münster nimmt an einer zehntägigen Schulung für Meister des Kfz-Handwerks im Bildungszentrum der Innung für das Vulkaniseur- und Reifenmechaniker-Handwerk Rhein-Ruhr. Das Zentrum befindet sich an der Maria-von-Linden-Straße im Gewerbepark Ortloh in Recklinghausen-Berghausen.
Bevor das Gummi auf den Reifen geklebt wird, muss dessen Oberfläche behandelt werden – wie hier von Nick Inkmann aus Münster.© Tobias Mühlenschulte

Das neue Zentrum bietet laut Innung für das Vulkaniseur- und Reifenmechanik-Handwerk Rhein-Ruhr als zentrale Ausbildungsstätte für NRW optimale Bedingungen für überbetriebliche Lehrgänge, Zwischen- und Gesellenprüfungen sowie die Vorbereitung auf die Meisterprüfung. Ergänzt wird das Angebot – neben den Schulungen zur Sachkundeprüfung nach § 7a der Handwerksordnung – durch eine Vielzahl an Fachlehrgängen, wie etwa zum Klimaschein, Hochvolt-Systemen sowie zur Heißreparatur für Pkw und Lkw.

Kornetka, seit 33 Jahren Obermeister bei der Innung, denkt mit seinen 78 Jahren gar nicht daran, aufzuhören: „Es macht mir immer noch sehr großen Spaß. Wenn ich eines Tages mitbekommen sollte, wie die jungen Leute hinter meinem Rücken sagen ,Was will der Alte?‘ – dann höre ich auf.“

Daniel Simon aus Erfurt macht eine zehntägige Schulung für Meister des Kfz-Handwerks im Bildungszentrum der Innung für das Vulkaniseur- und Reifenmechaniker-Handwerk Rhein-Ruhr. Das Zentrum befindet sich an der Maria-von-Linden-Straße im Gewerbepark Ortloh in Recklinghausen-Berghausen.
Daniel Simon aus Erfurt ist der Dritte im Bunde des aktuellen Schulungslehrgangs. Hier bohrt er ein Loch in einen Reifen, das es anschließend fachmännisch zu schließen gilt.© Tobias Mühlenschulte
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