Weltladen und Second-Hand-Verkauf Hier gehen globale und lokale Unterstützung Hand in Hand

Im Weltladen des Recklinghäuser Gasthauses aktiv: Die ehrenamtliche Mitarbeiterin Elisabeth Bischoff (l.) und Schwester Franziska.
Im Weltladen des Gasthauses aktiv: Die ehrenamtliche Mitarbeiterin Elisabeth Bischoff (l.) und Schwester Franziska. © Jörg Gutzeit
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Die Kundin ist zufrieden: Sie hat eine Hose, eine Weste und zwei Jacken anprobiert – und für gut befunden. Jetzt steht sie an der Kasse. „Sehr schön, das ist Alcantara“, sagt Verkäuferin Gusti Hütter anerkennend und streicht mit der Hand über den Jackenstoff. „Ein hochwertiges Stück.“ Allerdings nicht neu, wie schon die Aufschrift im Schaufenster ankündigt: „Second-Hand-Mode“ ist da zu lesen. Und: „Weltladen von Gastkirche und Gasthaus“. In dem Geschäft an der Steinstraße 1 in der Recklinghäuser Innenstadt werden zum einen fair gehandelte Waren aus aller Welt, zum Beispiel aus Afrika, Lateinamerika und Asien, verkauft – wie Kaffee, Tee, Schokolade, Knabbereien, Wein, Gewürze, Schmuck, Geschenkartikel und Kunsthandwerk. Zum anderen gibt es hier eine Second-Hand-Abteilung für Damen-Oberbekleidung.

Etwa 35 Ehrenamtliche arbeiten in dem Welt- und Second-Hand-Laden des Gasthauses, den es bereits seit 26 Jahren gibt. „Ich war fast von Anfang an dabei“, erinnert sich Elisabeth Bischoff. Die heute 71-Jährige absolviert nicht nur Verkaufsschichten, sie ist inzwischen auch für die Warenbestellungen zuständig, im sechsköpfigen Leitungsteam dabei. „Eine-Welt-Arbeit und fairer Handel liegen mir sehr am Herzen“, betont die Recklinghäuserin – und nennt dafür gleich eine ganze Reihe von Gründen: gerechte Löhne, Sozialversicherung, Frauenprojekte, keine Kinderarbeit in den Produktionsländern. „Und der Aspekt der Fluchtverhinderung ist bei mir auch verstärkt ins Blickfeld gerückt: Bei fairem Handel haben die Menschen dort ihr Auskommen – und können in ihrer Heimat bleiben.“

„Über den Tellerrand hinausschauen“

Essen, Trinken und Kleidung für Obdachlose, Gesprächsdienst, Trauerbegleitung, Sozialberatung: Das Recklinghäuser Gasthaus bietet viele Hilfen für Menschen aus unserer Region. „Aber wir wollen nicht nur die Not der Menschen hier im Blick haben, sondern auch über den Tellerrand hinausschauen, den Blick weiten für die vielfältige Armut in der Welt“, erklärt Schwester Franziska vom Gasthaus das Weltladen-Engagement. Mit Waren aus der einen Welt und Second-Hand-Mode bilden hier globale und lokale Unterstützung eine Einheit. Zugleich ist der Kleidungsbereich die Finanzierungsgrundlage des Projekts, wie Elisabeth Bischoff erklärt: „Im Second-Hand-Bereich werden gespendete Kleidungsstücke verkauft. Von dem Erlös trägt sich unser Laden. Wir erwirtschaften sogar zeitweise Gewinn, der dann in vom Gasthaus unterstützte Projekte geht.“ Hier gibt es unter anderem Beziehungen nach Peru, Honduras, Guatemala, Namibia, Brasilien und Indien.

Reich und arm treffen aufeinander

„Jacke, Hose und mehr“ versteht sich als Second-Hand-Laden und Begegnungstreff. Bruder Reinhard, Birgit Bremshey (M.) und Anne Ostehr sind hier mit viel Engagement dabei.
„Jacke, Hose und mehr“ versteht sich als Second-Hand-Laden und Begegnungstreff. Bruder Reinhard, Birgit Bremshey (M.) und Anne Ostehr sind hier mit viel Engagement dabei. © Jörg Gutzeit

Second-Hand-Mode steht auch bei einem weiteren Recklinghäuser Geschäft, das vom Gasthaus betreut wird, im Mittelpunkt: „Jacke Hose und mehr“ heißt es bereits seit 1999 an der Dortmunder Straße 124a – ein Laden mit Kinder-, Herren- und Damenbekleidung, mit Second-Hand-Büchern und -Spielzeug. Anne Ostehr ist eine von 13 Ehrenamtlichen, die hier zusammen mit zwei geringfügig Beschäftigten aktiv sind. Die 70-Jährige sieht großen Bedarf im Second-Hand-Bereich: „Dass das Geld weniger wird, ist ein zunehmendes Thema. Zugleich knallen bei uns auch Reichtum und Armut aufeinander: Da gibt ein Mann mehrere gute Boss-Anzüge ab, mit der Begründung, er habe die Farbe geändert. Und auf der anderen Seite ist da eine 80-jährige Frau, die noch putzen gehen muss, um bei uns Weihnachtsgeschenke für ihre Enkel zu kaufen.“

Mehr als eine Verkaufsstelle

Das Projekt „Jacke, Hose und mehr“ versteht sich nicht ausschließlich als Verkaufsstelle. „Hier geht es nicht nur um verkaufen, verkaufen, verkaufen“, betont Bruder Reinhard, der den Laden vom Gasthaus betreut, „hier kann man auch so hereinkommen, sich aufhalten und unterhalten.“ Auch Anne Ostehr ist die Idee eines Bürgertreffs wichtig: „Es werden Gespräche geführt, manchmal verweisen wir da auf die Sozialberatung im Gasthaus.“ Auch Veranstaltungen wie Tage der offenen Tür oder Modenschauen haben die Helfer im Second-Hand-Shop bereits durchgeführt. „Leider ist das alles durch Corona etwas weggebrochen“, bedauert Anne Ostehr – sieht aber optimistisch in die Zukunft: „2023 soll es wieder eine Modenschau geben.“

Öffnungszeiten:

– Weltladen von Gastkirche und Gasthaus sowie Second-Hand-Mode an der Steinstraße 1 in Recklinghausen: montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 14 Uhr.

– „Jacke, Hose und mehr“ an der Dortmunder Straße 124a in Recklinghausen: dienstags bis freitags von 10 bis 12.30 Uhr und 15 bis 18 Uhr.

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SO KÖNNEN SIE SPENDEN

  • Unsere Weihnachts-Spendenaktion gilt in diesem Jahr dem Gasthaus an der Gastkirche in der Recklinghäuser Innenstadt, Hl.-Geist-Str. 7. „Nahe bei den Menschen in Not“ ist der Titel der Aktion, denn das Gasthaus unterstützt in vielfältiger Art und Weise Menschen in Krisensituationen. Das reicht vom täglichen Essensangebot für Wohnungslose und andere Menschen über Sozialberatung bis zur Trauerbegleitung und zu regelmäßigen Gesprächszeiten in der Gastkirche. Der leitende Pfarrer Ludger Ernsting bezeichnet das Gasthaus als „Anlaufstelle für alle Menschen in Not“.
  • Einzelne Aspekte der Arbeit im Gasthaus stellen wir in der Adventszeit vor – jeweils mittwochs und samstags.
  • Und so können Sie das Gasthaus in Recklinghausen mit einer Spende unterstützen:
    – Spendenkonto:
    Volksbank Marl/RE
    IBAN: DE69 4266 1008 5102 8329 03
    -Empfänger:
    Gasthaus Recklinghausen
    -Verwendungszweck:
    „Spende Bauer“
    – Spendenquittung:
    Gerne wird Ihnen auf Wunsch eine Spendenquittung ausgestellt. Geben Sie dazu bitte Ihre vollständige Adresse unter Verwendungszweck an.
    – Bisher gespendet:
    40.982,40 Euro
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