Familienparkplatz auch für Väter? „Das hätte es früher nicht gegeben“

Michael Böhm (42) organisiert den Vätertreff des Familienbüros Kreis Unna in Holzwickede.
Michael Böhm (42) organisiert den Vätertreff des Familienbüros Kreis Unna in Holzwickede. © Kevin Kohues
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Papa verdient das Geld, Mama hütet das Haus und kümmert sich um die lieben Kleinen? So ist es in vielen Familien schon lange nicht mehr. Dass beide Eltern arbeiten gehen und sich auch die Kinderbetreuung aufteilen, ist längst gelebte Realität.

Aber: Während Mutter und Kind in vielen Köpfen und an vielen Stellen des öffentlichen Lebens untrennbar zusammengehören, ist das bei Vätern noch nicht so selbstverständlich. Auch das zeigt ein Besuch beim Vätertreff in Holzwickede.

Vor einigen Monaten hat das Familienbüro des Kreises Unna hier ein Angebot aus der Taufe gehoben, das es in dieser Form bis dato nicht gegeben hatte. „Jenseits von erhobenem Zeigefinger, von Erziehungsratgebern oder trockenem Vortrag“, hieß es in der Ankündigung, solle es zum lockeren Austausch über den Familien-Alltag und alle Themen rund ums Vater-Sein kommen. Analog zum Mütter-Treff, den es zu diesem Zeitpunkt längst gab.

„Unsere Frauen haben uns angemeldet“

Als unsere Redaktion den Vätertreff im Familienbüro an der Hauptstraße in Holzwickede besucht, treffen wir auf Michael (42), Marc (45), Christopher (32), Niklas (32), Maximilian (32), Marco (34), Maurice (34) und Frederik (37). Alle haben Kinder im Baby- oder Kleinkindalter, befinden sich in einer ähnlichen Lebenssituation.

Nicht jeder ist auf eigenes Betreiben hier, mitunter haben auch die Frauen die Anmeldung übernommen. Verbunden mit der Begründung „Das ist gut für dich“, wie mancher Vater augenzwinkernd einräumt. Frauen wissen so etwas halt und haben immer Recht, hier stimmt das Klischee. Der Vätertreff ist tatsächlich so beliebt, dass es inzwischen eine längere Warteliste gibt. Die 13 verfügbaren Plätze waren schnell belegt.

Der Vätertreff im Familienbüro Holzwickede in Wohnzimmer-Atmosphäre
Das Familienbüro bietet beim Vätertreff eher Wohnzimmer-Atmosphäre. Zum Austausch über Kind und Kegel gibt es übrigens Pizza und (alkoholfreies) Bier. © Kevin Kohues

Kita-Plätze sind Mangelware

„Wir sind eine sehr geschwätzige Runde“, sagt Michael Böhm (42) und lacht. Er leitet die Familienhilfe bei der Sozialpädagogischen Initiative (SPI) Unna und fungiert als Organisator des Vätertreffs. Betreuungsfragen würden ebenso thematisiert wie Probleme in der Partnerschaft oder auch Ängste.

Kinder zu bekommen, zu versorgen und zu erziehen ist für sich schon eine große Herausforderung. Doch das ganze Drumherum kann ebenfalls herausfordernd sein, sei es die finanzielle Situation oder die Betreuung.

Ein Vater berichtet offen darüber, für August noch keinen Kita-Platz bekommen zu haben. Eine Absage jage die nächste. Das Elterngeld laufe im Sommer aus, „aber vielleicht müssen wir noch Elternzeit dranhängen, wenn sich nicht doch noch ein Kita- oder Tagespflege-Platz findet“, erzählt er.

Ein anderer Vater hat sofort einen Tipp: „Ich weiß eine sehr gute Tagesmutter, die im Sommer Plätze frei hat.“ So hat der Austausch einen ganz praktischen Nutzen.

Bis wann braucht das Kind seine Milch?

Ein weiterer Vater erzählt davon, dass sein Sohn mit 16 Monaten die Milch verweigert. „Gibt es einen Zeitpunkt, bis zu dem er die Milch unbedingt noch braucht?“, fragt er in die Runde. Prompt kommt die fachkundige Antwort: „Nein. Sobald er alles andere isst, kannst du die Milch weglassen.“

Wer den Vätern zuhört, merkt schnell: Die sind nicht hier, um über Fußball zu quatschen, sondern, weil sie sich wirklich kümmern und Gedanken machen.

Vätertreff Familienbüro Kreis Unna in Holzwickede
Marco (34) erzählt beim Vätertreff, dass eine ältere Dame ihn am liebsten vom Familienparkplatz verscheucht hätte. © Kevin Kohues

Was sie nervt, ist das Klischeedenken, das an vielen Stellen noch fest verankert scheint. Zum Beispiel auf Schildern. Das Gehweg-Schild zeigt wie selbstverständlich eine Mutter mit Rock, die ein Kind an der Hand hält. Bei den Familienparkplätzen am Supermarkt – auch bekannt als Mutter-Kind-Parkplätze – das gleiche Bild.

Marco (34) erzählt, dass ihn neulich eine ältere Dame angesprochen habe. „Das ist ein Parkplatz für Mütter mit Kindern“, habe sie gesagt, als er mit seinem kleinen Sohn aus dem Auto stieg. „Nein, das ist ein Familienparkplatz, den darf ich als Vater auch nutzen“, habe er geantwortet. Die Dame habe verneint, hätte ihn wohl am liebsten von dort verscheucht. Schließlich sei sie mit den Worten „Das hätte es früher nicht gegeben“ von dannen gezogen.

Die Geschichte zeigt: Bis Väter gesellschaftlich wirklich den gleichen Stellenwert wie Mütter genießen, ist es zumindest in manchen Köpfen noch ein weiter Weg. Und: Angebote wie den Vätertreff müsste es eigentlich in jeder Stadt und Gemeinde geben. So lässt sich über manches auch einfach gemeinsam lachen.

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