
Von Alexandra von Braunschweig
Und dann heißt es: stehenbleiben und genießen. Die Ruine der um das Jahr 1100 errichteten Burg ist bereits ein Blickfang für sich. Noch einmal besonderer ist jedoch die Aussicht, die sich hinter ihr auftut. Der traumhafte Panoramablick über Wetter und die Ruhr ist mehr als eine Entschädigung für die Klettertour. Wer mag, kann sich hier sogar ganz bequem auf einer Bank niederlassen und länger ausruhen.
Dass der Kölner Erzbischof Friedrich I. genau diesen Platz für seinen Außenposten in Westfalen auserkor, hat natürlich weniger mit einer schönen Aussicht als mit strategischen Überlegungen zu tun. Angreifen und erobern? Hier doch noch nicht. Dachte sich zumindest der Bischof.
Keiner ist unfehlbar
Die Geschichte zeigt jedoch, dass auch die Geistlichen des Mittelalters alles andere als unfehlbar waren. Nachdem es im Jahr 1288 zur Schlacht von Worringen gekommen war, fühlte sich Graf Eberhard I. von der Mark herausgefordert, sich nun auch an der Burg Volmarstein um die Kölner zu „kümmern“.
Viele Wochen belagerten der Graf und sein Gefolge das Bauwerk, und bei den vielen Vorstößen, die sie in dieser Zeit unternahmen, wurde das Gebäude auch erheblich beschädigt.
Die Folge: Nur kurze Zeit später wehte eine andere Flagge über den Zinnen. Der Kölner Einfluss auf dem Gebiet der heutigen Stadt Wetter war vorerst beendet.
Dass die Domstadt am Rhein einige Jahre später noch einmal für kurze Zeit die Macht über die Burg erlangen sollte, ist nicht mehr als eine Fußnote in der Geschichte. Im Jahr 1324 war damit nämlich schon wieder Schluss – und die Burg wurde zerstört.
Um all das nachzulesen, muss man übrigens nicht ins Archiv der Stadt Wetter gehen und in dicken Wälzern blättern. Und auch eine ausführliche Internet-Recherche ist nicht erforderlich. Es reicht, wenn man sich an dem ersten Turm der Ruine ein kleines bisschen aufrichtet und die an der Wand angebrachte Gedenktafel liest.
Aufmerksame Gäste merken anschließend schnell, dass diese Tafel nicht die einzige ist, die an der Ruine Informationen weitergibt. Nur ein paar Meter weiter, diesmal allerdings auf Kniehöhe, erinnert eine Inschrift an einen einzigen Nachkommen der Familie Volmarstein, der im Jahr 1870 als Soldat im Deutsch-Französischen Krieg fiel: „Von den Nachkommen des auf dieser Burg einst blühenden Geschlechts fiel ruhmvoll am 18. August 1870 bei St. Privat der Graf Siegfried von der Recke-Volmarstein. Pr. Leutnant im 3. Garde-Gren.-Reg. Königin Elisabeth.“
Dieser Ort bringt also im übertragenden Sinne wirklich viel Schlachtengetöse mit sich. Und so wundert es schließlich nicht mehr, wenn man auf dem Rückweg ins Tal einmal kurz vom Weg abzweigt und eine kleine, kreisrunde Grünfläche inspiziert.
Weitere Denkmale
Hier gedenkt die Stadt nämlich noch zahlreichen weiteren Söhnen, die dereinst in den Krieg zogen und nicht wiederkamen.
Die Aussicht, die sich von hier in die Innenstadt Wetters bietet, kann übrigens durchaus mit dem Fluss-Panorama auf der anderen Seite mithalten.
Ein Ausflug zur Burgruine hoch über der Ruhr bringt also immer auch eine große Portion Sentimentalität mit sich. Wahrscheinlich so ziemlich alle, die hier den Weg hinuntersteigen, haben dabei andere Gedanken im Kopf als beim Anstieg.
Apropos Anstieg: Die Wege sind zwar gut gepflastert und an den wichtigen Stellen auch mit einem Geländer gesichert. Gerade bei feuchtem Wetter kann das Laub, das von den Bäumen am Wegesrand zu Boden fällt, für eine unfreiwillige Rutschpartie sorgen.
Und für Menschen, die auf einen Rollator angewiesen sind, oder solche, die einen Kinderwagen schieben, ist der Weg nur sehr eingeschränkt zu empfehlen. Der steile Anstieg ist nicht zu verachten.