Mutmaßlicher Betrüger schon wieder zurück Der nächste Verein trennt sich von Christian P.

„Ich habe damals von dem Fall Christian P. gelesen, aber hätte nie gedacht, dass ich jemals mit dieser Person in Kontakt kommen würde“, sagt der Vorsitzende des Vereins, bei dem P. jüngst anheuerte.
„Ich habe damals von dem Fall Christian P. gelesen, aber hätte nie gedacht, dass ich jemals mit dieser Person in Kontakt kommen würde“, sagt der Vorsitzende des Vereins, bei dem P. jüngst anheuerte. © dpa
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Er hat es schon wieder versucht. Und diesmal mit Erfolg – wenn auch nur für kurze Zeit: der mutmaßliche Betrüger Christian P. (Name von der Redaktion geändert. Der Trainer heißt weder Christian, noch beginnt sein Nachname mit „P“) hatte Anfang November einen neuen Verein in NRW gefunden.

Bei dem sollte er eine Jugend-Handballmannschaft trainieren. Das hat er auch für wenige Einheiten getan. Doch mit Bekanntwerden wichtiger Details zur Person Christian P. hat sich der Verein wieder von dem Trainer getrennt.

Viele Vereine, bei denen P. in den vergangenen Jahren tätig war – dies waren überwiegend Jugendmannschaften im Norden und Westen Deutschlands-, werfen dem Trainer vor, die Klubs mit einer betrügerischen Masche um viel Geld gebracht zu haben.

Der Trainer soll etwa immer wieder Gelder für erfundene Trainingslager und Vereinskleidung privat von den Eltern oder deren Kindern, die er betreute, eingesammelt haben.

Von den versprochenen Gegenleistungen sahen die Vereine nach Angaben der Klubs meistens nichts. Mindestens um einen mittleren vierstelligen Betrag soll P. die Klubs dabei gebracht haben. Die Dunkelziffer könnte deutlich höher liegen.

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NEUE RECHERCHE

Um den dubiosen Trainer Christian P. war es zuletzt längere Zeit ruhig geworden. Im Herbst 2022 tauchte er wieder auf. In einem neuen Einzugsgebiet in Westfalen bewarb er sich wieder bei zahllosen Vereinen. Die wussten aber, mit wem sie es zu tun hatten. P. überzog sie mit Whatsapp-Terror und drohte mit Klagen. Das zeigt unsere aktuelle Recherche. Sie belegt aber auch: Gegen Christian P. gibt es ein Kinderpornografie-Urteil. Wir fassen auch nochmal die ganze Geschichte des Christian P. zusammen.

Die Vereine trennten sich alle meist ziemlich schnell von dem Übungsleiter. Dann kehrte erst einmal Ruhe ein um Christian P. Bis zum Sommer 2021. Mitten in der Vorbereitung heuerte er bei einem Fußball-Klub aus Westfalen an, wäre hier beinahe Trainer der ersten Seniorenmannschaft geworden. Der Verein trennte sich jedoch frühzeitig vom Coach, als dieser von der Identität P.‘s erfuhr.

Keine fünf Monate später hatte P. schon den nächsten Verein gefunden. Im November stellte ihn ein Handballverein aus NRW als Coach einer Jugendmannschaft vor. Ein Hinweis durch einen Spielervater deckte dann aber auch hier die Identität des Trainers auf.

Nach zwei Wochen endete die Zusammenarbeit mit Christian P.

„Ich habe damals von dem Fall Christian P. gelesen, aber hätte nie gedacht, dass ich jemals mit dieser Person in Kontakt kommen würde“, sagt der Vorsitzende des Vereins, bei dem P. jüngst anheuerte. Der Vorstand sprach mit einem Verein, bei dem P. bereits tätig war. „Die sagten mir: ‚Lasst bloß die Finger von dem‘ und konnten nichts Positives berichten“, so der Vereinsboss.

Der Vorstand beriet sich in dem Fall und kam schließlich einstimmig zu dem Entschluss: Dieser Trainer ist nicht zu halten. Der Klub setzte P. am Dienstag (23. November) wieder vor die Tür. Zwei Wochen hatte er zu diesem Zeitpunkt schon Trainingseinheiten seiner neuen Mannschaft geleitet.

Christian P. hätte eine Chance bekommen

Noch am Dienstag leitete er eine Einheit seiner Jugendmannschaft. Der Vorstand sah sich das genau an. Danach stellte ihn der Vorstand zur Rede. „Er hat unsere Entscheidung auf eine Art sogar verstanden. Trotzdem hat er immer wieder betont, er hätte sich ja ändern wollen und sich uns gegenüber nichts zu Schulden kommen lassen“, erklärt der Jugendleiter des betroffenen Vereins.

Womöglich hätte P. bei dem Verein eine Chance bekommen, „wenn er denn von Anfang an mit offenen Karten gespielt hätte. So hätten wir eventuell unter ganz anderen Voraussetzungen starten können. Aber so ist es eine Sache, die nicht geht“, erklärt das Vorstandsmitglied.

Co-Trainer soll „ein komisches Bauchgefühl“ gehabt haben

Der Jugendleiter gibt weitere Einblicke in die Gespräche mit P. „Er meinte immer wieder, dass Menschen ja eine zweite Chance verdient hätten und beteuerte, es wäre alles nicht so gewesen, wie es in den Medien dargestellt wird. Das Geld sei ihm geklaut worden.“

Zehn Minuten nach dem Gespräch, bei dem es um die Freistellung P.‘s ging, habe dieser sämtliche Messenger-Gruppen des Vereins verlassen. P.‘s Co-Trainer, der erst danach von all dem erfuhr, sei geschockt gewesen. „Der Co-Trainer meinte im Nachhinein zu uns, er hätte eh schon ein komisches Bauchgefühl bei P. gehabt“, sagt der Jugendleiter.

Alleine mit den Kindern hätte der Co den Neuen aber nicht gelassen. Der Klub hatte bisher nämlich nicht die Möglichkeit, Einsicht in das Führungszeugnis P.‘s zu erhalten.

Wie P. an den Verein gekommen ist, deckt sich mit den Maßnahmen, die der Trainer bei seinen letzten Vereinen ebenfalls ergriffen hatte. „Er hat sich bei uns beworben, hat erklärt, dass er im Besitz eines Jugendtrainerscheins ist.

Jugendleiter zieht Lehren

Den hat er aber nie vorgezeigt“, so der Jugendleiter. Nach zwei Telefonaten leitete P. eine erste Einheit mit den Kindern und sei danach sofort bereit gewesen, die Mannschaft dauerhaft zu trainieren.

Nach nur zwei Wochen endete das Kapitel für P. jedoch jäh. „Ich habe daraus meine Lehren gezogen und werde künftig keinen externen Trainer ungeprüft etwas machen lassen. Bevor ich einen Trainer auf die Mannschaften loslasse, werde ich mir immer die Lizenzen und ein Führungszeugnis zeigen lassen“, erklärt der Jugendleiter.

Jugendleiter zieht Lehren aus dem Fall

Vom Verein käme ihm zufolge kein Vorwurf, denn der Kassierer des Vereins, der normalerweise die Führungszeugnisse von neuen Übungsleitern einfordert, sei in der gesamtem Zeit, in der P. beim Verein tätig war, abwesend gewesen.

Dem Jugendleiter fällt nun ein Stein vom Herzen. „Es ist besser so. Mit seinen eventuellen Kompetenzen hatte unsere Entscheidung nichts zu tun. Denn er hat ein gutes Training geleitet, da kann ich nicht meckern. Aber so eine Personalie fällt vielleicht mal negativ auf den Verein zurück, deshalb mussten wir so entscheiden“, sagt der Jugendleiter. Auch bei diesem Verein nahm die Causa Christian P. also ein Ende mit Schrecken.

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