
Ist das Glas halbleer oder halbvoll? Für die Halbzeitbilanz des Radentscheids ist das offenbar eine Frage der Perspektive und des persönlichen Erlebens. Und mag man auf seinem Drahtesel auch zetern und fluchen über tiefe Schlaglöcher und sperrige Baumwurzeln, es hat sich in den letzten Jahren schon etwas getan.
Ja, es stimmt: Es gibt noch immer zahlreiche Rad- und Fußwege im Stadtgebiet, die sind eine Katastrophe. Und genau darum ging es wohl den meisten der gut 6000 Bürgerinnen und Bürger, die 2020 ihren guten Namen für den Radentscheid gaben. Sie wollten ganz einfach sichere Wege, und das möglichst schnell. Ein Reallabor Radschnellweg stand zumindest nicht ganz oben auf der Wunschliste.
64 Millionen Euro in acht Jahren verbauen – am Anfang war pure Euphorie. Heute steht fest: Es ist einfach nicht zu schaffen. Trotzdem: Das leidenschaftliche Engagement der Mitstreiter des Radentscheids war goldrichtig. Es hat etwas begonnen, das unumkehrbar ist. Marl bekommt Zug um Zug ein modernes Radwegenetz. Es wird eben länger dauern und es wird am guten Willen der Verwaltung nicht scheitern.
Wirklich eng wird es an Marls prächtigen Alleen. Gerade hier sind die Radwege in schlechtem Zustand, gerade hier kommen die Verkehrsplaner nicht weiter, denn wohl niemand will für neue Radwege massenhaft Bäume fällen. Kreativität ist gefragt. Ein Bürgerworkshop könnte helfen. Die Stadt stellt dort ihre Pläne vor, die Bürger diskutieren mit, neue Ideen entstehen und alle sitzen an einem Tisch.
Alleebäume bremsen den Radwegebau aus Bürger müssen mitdiskutieren
Ein Kommentar von
Thomas Brysch