
Die Zeugnisse heißen hier Zertifikate und – anders als in manchen Schulklassen am letzten Schultag – gibt es am Entlassungstag an der Bergstraße in Marl nur strahlende Gesichter. 14 Frauen sitzen an den Tischen und sind bester Stimmung,. Hinter ihnen liegen 20 anstrengende Monate, in denen sie gebüffelt und sich auf die Abschlussprüfung im Bildungsgang „Staatlich geprüfte Erzieherin /
Externenprüfung“ des Bildungsträgers Rebeq vorbereitet haben. Jetzt feiern sie ihren Erfolg.

Milena Marschall (30) aus Haltern erzählt, wie sie während des Corona-Lockdowns mit sieben Büchern um sich herum ausgebreitet zu Hause zwischen ihren Kindern (heute 8 und 9 Jahre alt) saß. „Da haben sie mal gesehen, dass Mama auch Einsen und Zweien schreibt. Das hat sie beeindruckt.“, erzählt die 30-Jährige schmunzelnd. „Erzieherin, das war schon immer mein Berufswunsch.“, sagt sie. Aber mit zwei kleinen Kindern zu Hause schien dieses Ziel lange unerreichbar. Nach einer sozialpädagogischen Ausbildung hatte Milena Marschall sich als Tagesmutter qualifiziert und wollte sich selbstständig machen. Doch dann fand sie beim Bildungsträger Rebeq in Marl eine Alternative: die 20 Monate dauernde Qualifizierung in Teilzeitform.
Von der Optikerin zur Erzieherin
Auch für die gelernte Augenoptikerin Julia Cordes (35) kam dieses Angebot zur rechten Zeit. Über die Agentur für Arbeit kam sie in Kontakt zum Bildungsträger Rebeq. Während Julia Cordes wochentags von 8.30 bis 14.30 Uhr wieder die Schulbank drückte, wurde ihre kleine Tochter – inzwischen fast 4 Jahre alt- in der Kita betreut. „Perfekt für meinen Neustart“, betont die Marlerin. Jetzt ist Julia Cordes in ihrem Wunschberuf angekommen. Die Stelle für das Anerkennungsjahr hat sie schon in der Tasche. Sie wird in einem Kindergarten arbeiten. Alle 14 Absolventinnen der Rebeq werden in Kindertageseinrichtungen beschäftigt sein.
Die Frauen haben in den vergangenen 20 Monaten einiges geschafft – 30 Unterrichtsstunden pro Woche, Haushalt, Kinderbetreuung – und nicht zuletzt der Corona-Lockdown mit Distanzunterricht waren ihre Herausforderungen.
Zielgruppe vor allem die 30- bis 40-Jährigen
„Zu unserer Zielgruppe gehören vor allem Mütter und Väter um die 30, für die wegen ihrer familiären Verpflichtungen eine Ausbildung in Teilzeit eine echte Alternative ist“, sagt Kerstin Krummet-Hansen, Bereichsleitung Erziehung und Soziales. „Für sie liegen Schulzeit und Ausbildung eine Weile zurück. Da heißt es erstmal das Lernen wieder zu lernen.“ Weil es nicht immer leicht ist, Ausbildung und Familienleben unter einen Hut zu bringen, gibt es neben dem Fachunterricht bei Dr. Anike Krämer und Britta Hardwigsen als Lehrkräfte bei der Rebeq eine sozialpädagogische Betreuung für die Azubis mit Familienanhang.
Zusammen ein bisschen geweint vor Freude
So gelang auch Anja Neumann der Neustart ins Berufsleben. „Ich habe es geschafft“, sagt die Mutter von drei Kindern und hält ihr Zertifikat in den Händen. Die 40-jährige Marlerin hat drei Kinder, die jetzt natürlich stolz auf ihre Mama sind. „Wir haben zusammen ein bisschen geweint vor Freude“, berichtet die Marlerin fröhlich.

Alle Absolventinnen des aktuellen Kurses auf einen Blick: Milena Marschall, Carolin Lübbers, Julia Cordes, Anja Neumann, Manuela Franke,
Natascha Breuing, Tanja Eickmann, Vanessa Klahn, Julia Fiebelkorn
Wer sich für die berufliche Qualifizierung (Vorbereitung auf die Externenprüfung) interessiert, braucht die Allgemeine Hochschulreife oder die Fachoberschulreife und eine Berufsausbildung. Infos gibt es bei Kerstin Krummet-Hansen, Bereichsleitung Erziehung und Soziales der Rebeq, Telefon: 02365-974437-0, E-Mail fb-erziehung-soziales@rebeq.de