
Willi Klönne ist sauer. Der langjährige Anwohner an der Wallstraße in Sinsen musste in den letzten Tagen immer wieder erleben, dass mehrere schwere Lkw gleichzeitig die verkehrsberuhigte Straße verstopften und stundenlang Materialien für die Renovierung des Bahnhofs Sinsen ausluden. Es gab immer wieder Lärm und Staub, mit dem Pkw war kein Durchkommen mehr. Auch parkende Autos waren blockiert, der Borgsheider Weg war ebenfalls betroffen.
“Ich verstehe das nicht“, sagt der 71-jährige Rentner: „Wieso gibt es seitens der Bauunternehmung keinen Anfahrtplan, der die Situation entzerrt? Vor allem: Wieso fahren die ausführenden Firmen nicht den großen, kaum genutzten Pendlerparkplatz an der Gräwenkolkstraße an? „Dort hätte man viel Platz, käme auch an die Gleisanlagen heran und würde die Anwohner in keiner Weise stören“, weiß der Sinsener, der vom Fach ist und auf 40 Jahre Tätigkeit im Bereich konzeptionelle Planung bei der Bahn zurückblicken kann.
Bahnsteig wird angehoben und verlängert
Bekanntlich wird am Bahnhof Sinsen der Bahnsteig auf insgesamt 185 Meter verlängert und auf 76 Zentimeter aufgehöht. Durch die Erhöhung können Reisende zukünftig stufenfrei in die Züge einsteigen. Auch das Bahnsteigdach und die Treppenanlage werden erneuert. Der Bahnhof erhält eine neue energiesparende Beleuchtung. Die Hinweisschilder und Bahnsteigausstattung (Sitzbänke, Vitrinen usw.) werden ebenfalls ausgetauscht. Insgesamt investieren die Deutsche Bahn und das Land NRW rund 3,3 Millionen Euro in die Modernisierung des Bahnhofs.
„Eigentlich wäre es doch sinnvoll gewesen, die Baumaterialien mit der Bahn selbst heranzuschaffen, alles wäre dann direkt vor Ort gewesen“, wundert sich Klönne und versteht überhaupt nicht, warum man deshalb eine Wohnstraße verstopfen muss. Er fragt: „Wäre das nicht ein Fall für das Marler Ordnungsamt?“
Willi Klönne sieht Hoffnungszeichen
In der Tat hat die Stadt Marl inzwischen reagiert. Nach Auskunft von Sprecher Daniel Rustemeyer hat die Stadt dort bis zum 30. September eine Halteverbotszone zwischen den Hausnummer 49 und 53 eingerichtet. „Diese dient aber lediglich dazu, die Baustellenzufahrt freizuhalten. Sie dient nicht dazu, Parkplätze für schwere Lkw zum be- und entladen zu schaffen“, sagt Rustemeyer: „Das Ordnungsamt wird in den nächsten Tagen an der Wallstraße verstärkt kontrollieren und auch Kontakt zu Bahn und Bauunternehmung aufnehmen.“
Bei Willi Klönne ist zuletzt die Hoffnung wieder gestiegen, dass sich etwas ändern könnte: „Ich habe Arbeiten an den Gleisen beobachtet, die darauf hindeuten, dass demnächst vielleicht doch von der Gräwenkolkstraße aus angeliefert wird.“
Die Bahn fand sich bis zum Wochenende zu keiner Stellungnahme bereit.