Marathon-Behandlung im Krankenhaus Chemiepark-Mitarbeiter Maurice Weiß kämpft sich zurück

Maurice Weiß an Krücken und sein Arzt Dr. Lars-Christoph Linke.
Maurice Weiß (l.) hat seine angeborene Hüftfehlstellung ungewöhnlich spät behandeln lassen. Dr. Lars-Christoph Linke hat ihn operiert. © Knappschaft Kliniken Vest
Lesezeit

Maurice Weiß, der im Chemiepark Marl als Rohrkanalreiniger arbeitet, bemerkte vor vier Jahren immer wiederkehrende Schmerzen in der Leistengegend. „Ich habe die Schmerzen zunächst als Überlastung durch meinen Arbeitseinsatz angesehen“, berichtet Weiß. Der heute 38-Jährige arbeitete regelmäßig in Zehn-Stunden-Schichten mit schweren Hochdruckreinigern, die bis zu 3000 bar Druck aufbringen. „Irgendwann hat es sich angefühlt, als würden meine Knochen aufeinander reiben“, blickt er zurück.

Unerkannte Hüftdysplasie

Als sich Taubheitsgefühle im Bein einstellten, holte er ärztlichen Rat ein. Die Diagnose: Hüftdysplasie – die häufigste angeborene Knochenerkrankung. Drei bis fünf Prozent der Neugeborenen sind betroffen. Jährlich kommen in Deutschland rund 30.000 Kinder, überwiegend Mädchen, mit einer Hüftdysplasie auf die Welt. Schlimmstenfalls muss das Hüftgelenk bei einer späten Diagnose durch ein künstliches ersetzt werden.

Davon ist der 38-Jährige verschont geblieben. Dr. Lars-Christoph Linke, Chefarzt der Klinik für Orthopädie in den Knappschaft Kliniken Paracelsus Marl, hat Maurice Weiß helfen können, wie die Klinik selbst mitteilt. Er gelte als einer der wenigen Fachärzte weltweit, die diese Art von Fehlstellung auch bei Erwachsenen operativ korrigieren können.

Die Paracelsus-Klinik.
Am Lipper Weg steht die Paracelsus-Klinik, die heute unter dem Namen Knappschaft Kliniken Parcelsus Marl firmiert.© A. Rehkopp/Knappschaft Kliniken

Maurice Weiß hatte keine Wahl: „Wenn ich damit leben könnte, wäre ich nicht hier“, sagt er. Weil er ein Mensch sei, der selten einen Arzt aufsucht, wurde die Liste unerkannter Erkrankungen immer länger: Bandscheibenvorfall, eingeklemmte Nerven, Fehlstellung der Hüftpfanne in Kombination mit einer Fehlstellung des Oberschenkelknochens. Irgendwann stand fest, dass die Operation unvermeidbar ist.

Vierstündiger Eingriff

In einem vierstündigen Eingriff trennte Dr. Linke den Beckenknochen an drei Punkten, brachte die Hüftpfanne in ihre korrekte Position und fixierte sie mit Schrauben. Ebenfalls führte er eine Korrektur des Oberschenkelknochens durch, um das Hüftgelenk optimal einzustellen.

Die unmittelbare Zeit nach der Operation war für Maurice Weiß herausfordernd. Die ersten Tage waren schwierig, Bewegungen waren nur im Bett möglich, und die Schmerzlinderung erfolgte über einen Schmerzkatheter.

„Kann nicht mehr im alten Job arbeiten“

Der Genesungsprozess ist langwierig, sie erfordert auch Geduld und Durchhaltevermögen. Inzwischen sind seit der OP drei Monate vergangen. Maurice Weiß rechnet mit einer Ausfallzeit von mindestens sechs Monaten. „Danach kann ich nicht mehr in meinem alten Job arbeiten“, sagt er. Sein Arbeitgeber zeige Verständnis und biete ihm eine andere Stelle an.

Derzeit darf Maurice Weiß sein operiertes Bein erstmals leicht belasten – ein entscheidender Meilenstein in seiner Genesung. Trotz der Herausforderungen bleibt er positiv eingestellt: „Jammern hilft nicht. Ich muss einfach da durch.“ Worauf er sich am meisten freut? „Auf jede Art von Bewegung. Jede einzelne wird ein Erfolgserlebnis für sich sein.“ Wenn alles gut verheilt, wird Maurice Weiß im Sommer wieder auf den Beinen sein.

Mehr Jobs

Sie sind bereits registriert?
Hier einloggen