Edith Gayk aus Marl ist 90 Jahre alt Ihr Rezept: „Schafft euch ein Hobby an!“

Edith Gayk, eine ältere Frau, sitzt in ihrem Wohnzimmer und hält eine Geburtstagskarte in der Hand.
Edith Gayk ist am 7. Januar 90 Jahre alt geworden. Sie hat mit 21 Freunden und ihrer Familie gebührend gefeiert. © Vivien Caspers
Lesezeit

Fein bemaltes Porzellangeschirr steht in robusten Holzschränken neben Familienfotos und Souvenirs aus fernen Ländern. An den Wänden hängen Landschaftsbilder und bunte Zeichnungen, sie erinnern an viele Begebenheiten aus ihren 90 Lebensjahren. Edith Gayks Wohnung ist voller Leben. Genau wie sie auch. Die gebürtige Marlerin ist mittlerweile zweifache Urgroßmutter. Nach dem schweren Verlust ihres Mannes vor 37 Jahren sei sie in ein tiefes Loch gefallen, erzählt sie uns bei einem Treffen vor ihrem großen Ehrentag am Sonntag. Auch sonst musste sie ein paar Schicksalsschläge verkraften, sagt sie. Aber sie versuche, „immer positiv zu denken“. Das gelinge ihr auch.

Viele Kurse für die Familienbildungsstätte gegeben

Mit neun Jahren musste die Marlerin wegen des Krieges ihre Familie verlassen und lebte eine Zeit in Bayern. Dennoch sagt sie lächelnd: „Ich hatte eine wunderschöne Jugend.“ Schon als kleines Kind habe sie gebastelt und sich kreativ ausgelebt. Das Malen habe sie immer begleitet. Im Jahr 1975 besuchte sie Kreativworkshops und nahm Unterricht bei einem Meistermaler, um in der katholischen Familienbildungsstätte Kurse geben zu können – teilweise bis zu sechs in der Woche. Edith Gayk brachte den Menschen viele Jahre Porzellanmalerei und Batiken bei. Ihr Tipp, um fit und optimistisch zu bleiben: „Schafft euch ein schönes Hobby an! Macht irgendwas, tretet einem Verein bei!“

Die Seniorin ist selbst in vielen Vereinen tätig. Die Stunden füllen sich tagsüber von allein, berichtet sie. „Ich mache immer erst um viertel vor sieben abends den Fernseher an“, sagt sie lachend. Wenn jemand fragt, wie es ihr geht, antworte sie stets: „Danke, ich bin zufrieden.“ Sie denke immer, dass es ihr gut gehe, da sie anderen Menschen noch helfen könne. Edith Gayk gibt leicht lächelnd zu: „Ich hatte schon immer ein Helfersyndrom.“ Deswegen gab sie ihr Leben lang Nachhilfe in Sprachen und half Morti, ihrem Ziehsohn aus dem Iran, sich in Deutschland und mit der Sprache zurechtzufinden. Die 90-Jährige spricht viele Sprachen, dies verdanke sie ihren vielen Reisen.

„Reisen bildet“

„Reisen bildet“, pflegt Edith Gayk zu sagen. An verschiedenen Stränden dieser Welt malte sie, besuchte die Museen großer Städte. Die schönste Stadt der Welt ist für sie (das „alte“) Rom – da war sie bereits achtmal. Sie sei immer bemüht gewesen, etwas von der Sprache mitzunehmen und sie weiterzugeben. Reisen will Edith Gayk jetzt nicht mehr: „Ich habe genug gesehen.“ Auf einer Glückwunschkarte zu ihrem Geburtstag steht ein Zitat von Franz Kafka, das ihr Rezept für ein glückliches Leben ist: „Jeder, der sich die Fähigkeit erhält, Schönes zu erkennen, wird nie alt.“

Mehr Jobs

Sie sind bereits registriert?
Hier einloggen