
Der evangelische Friedhof in Lenkerbeck verändert weiter sein Gesicht. Nach der Eröffnung des Trauerparcours vor einem Jahr konnten sich Besucher beim Tag des Friedhofs am Samstag davon ein aktuelles Bild machen.
Neu fertiggestellt sind zwei Urnengrabfelder, ein von Bäumen umsäumtes Feld, an dessen Rand auch Sargbestattungen möglich sind, und ein Horizontfeld. „Beides wird sehr stark nachgefragt“, sagt Pfarrerin Sabine Bärenfänger, die Vorsitzende des Friedhofsausschusses der evangelischen Stadtkirchengemeinde esm.

Zusammen mit ihrem Vorgänger Pfarrer Peter Neumann van Doesburg führte sie am Samstag Besuchergruppen über das etwa zwei Hektar große Friedhofsgelände. Und sie begrüßte einen besonderen Gast: Komponist und Klangkünstler Burkard Schmidl war aus der Nähe von Würzburg angereist. Er komponiert zurzeit eine Klangcollage, die in Zukunft in einem neuen Klanggarten auf dem Friedhofsgelände zu hören und zu erleben sein wird.
Eine „Dutzendphonie“ für den Friedhof
Auf dem Gelände wird ein kleiner Hügel entstehen und davor eine Mulde, in der man Platz nehmen kann. Rundherum werden auf 12 Stelen Lautsprecher installiert. „Aus allen werden ruhige instrumentale Klänge zu hören sein, aber aus jedem etwas anderes“, erläutert Burkard Schmidl seine Idee vor Ort. „Dazu werden einige Tierstimmen eingearbeitet. Ich nenne es eine Dutzendphonie.“
Die Installation in Marl ist die erste des Klangkünstlers auf einem Friedhof. „Die Idee hatte ich aber schon länger, deshalb freue ich mich auf diese Arbeit“, sagt er. In den nächsten zwei Jahren soll der Klanggarten fertig installiert werden.

Der Lenkerbecker Friedhof ist im März 2020 in das Verzeichnis des immateriellen Erbes der Friedhofskultur aufgenommen worden. Auf Empfehlung der deutschen UNESCO-Kommission hatte dies die Kultusministerkonferenz der Länder beschlossen. 100 Friedhöfe sind deutschlandweit mit den entsprechenden Hinweisen versehen worden – auch Lenkerbecker Friedhof.
Ein Trauerparcours mit fünf Stationen
2015 hatte Pfarrer Peter Neumann van Doesburg begonnen, die Konzeption für den neuen Friedhof und den Trauerparcours zu entwickeln. Ausgangspunkt der Überlegungen waren die Veränderungen in der Friedhofskultur. Neue Bestattungsformen sorgten dafür, dass der Flächenbedarf auf den Friedhöfen rückläufig war – und bis heute ist. Auf dem evangelischen Friedhof in Lenkerbeck nutzt die esm jetzt einen Teil des Raumes für ihren Trauerparcours: An fünf Stationen können die Phasen der Trauer nach dem Verlust eines Angehörigen nacherlebt und verarbeitet werden.

„Die klassische Familiengruft wird heute kaum noch nachgefragt, ihr Anteil an den Neugräbern ist verschwindend gering“, sagt Sabine Bärenfänger. Der Friedhof in Lenkerbeck ist inzwischen aber auch zu einem Ort der Begegnung geworden. „Das wurde insbesondere in der Coronazeit deutlich“, so Bärenfänger weiter. „Zahlreiche Menschen haben sich hier getroffen, um sich zu unterhalten, gerade in den Zeiten, als soziale Kontakte eingeschränkt waren.“
Quizrallye für die Kinder
Nach einer Andacht am Samstagvormittag hatten nachmittags nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder Gelegenheit, den Friedhof zu besuchen. Für sie war ein Quizparcours aufgebaut, auf dem es galt, Tiere des Friedhofs an unterschiedlichen Stellen im Gelände zu entdecken.
„Trauer ist ein Thema, das man sehr gut mit Kindern besprechen kann“, sagt Sabine Bärenfänger. „Deshalb gehen wir Pfarrer damit auch in die Kindergärten. Außerdem ist ein Besuch auf dem Lenkerbecker Friedhof auch ein Teil des Programms für alle Konfirmanden in der esm.“