Heiße Woche - mit Video Hitze in Marl: Wenn Asphalt schmilzt und die Waschstraße zum Tropenhaus wird

Zwei Bauarbeiter asphaltieren Woche die Rappaportstraße.
Heißer Job: Hubert Rolter und Viktor Nuss (re.) asphaltieren in dieser Woche die Rappaportstraße. © Patrick Köllner
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Wenn es um Arbeit bei Hitze geht, gehören Viktor Nuss und seine Männer zu den Hauptgewinnern. Ausgerechnet in dieser warmen Woche begannen sie mit der Asphaltierung der Rappaportstraße. „Das wird bis zu 150 Grad heiß“, sagt Vorarbeiter Viktor Nuss. Sein Kollege Hubert Rolter steuert die Teermaschine, ein weiterer Kollege folgt ihnen mit einer Walze und lässt dabei noch in zehn Metern Entfernung die Erde unter den Füßen erbeben. Eine Flasche Wasser für den Schluck zwischendurch hat Hubert Rolter griffbereit auf seinem Steuerpult. Die Straßenbauarbeiter gehören zu vielen Menschen in Marl, die trotz Hitze ihren Dienst verrichten.

Asphalt wird weich

Ab Temperaturen von 50 Grad kann Asphalt weich werden. Je nach Alter ist sogar Blasenbildung möglich, sagt Michael Lauche vom Zentralen Betriebshof (ZBH). Für den Mensch sei das noch lange nicht so gefährlich wie für Hunde. Denn: Die Vierbeiner können sich die Pfoten verletzen. „Die große Gassirunde sollte nicht in der Mittagszeit oder am Nachmittag stattfinden“, rät der ZBH-Leiter. Hundehalter sollten vorsichtshalber mit der Hand über den Boden fühlen, um mögliche Gefahren für ihre Tiere auszuschließen.

Rezger Dohouki verkauft Hähnchen und Haxen vom Drehspieß.
Rezger Dohouki verkauft Hähnchen und Haxen vom Drehspieß. Bei hohen Temperaturen ist das kein Vergnügen für ihn. © Patrick Köllner

Heißer Hähnchenwagen

Heiß her geht es auch im Hähnchenwagen von Rezger Dohouki. Wenn kein Kunde da ist, sitzt er lieber auf einem Stuhl davor. „Das ist schon ganz schön warm da drin“, beschreibt der Händler seine Arbeit. Warmes Wetter hätte noch einen weiteren Effekt auf das Geschäft. „Dabei kommen bestimmt 50 Prozent weniger Kunden. Die Leute bleiben lieber zu Hause und grillen im Garten“, vermutet Rezger Dohouki. Bei der Arbeit im Hähnchenwagen achtet er auf möglichst großen Abstand zu den Drehspießen. „Anders geht es nicht“, sagt Rezger Dohouki und lacht.

Drachenfrucht und Waldmeister

Bei Hitze gut lachen hat Marco Marino. Der Betreiber eines Eiscafés in Brassert spricht von ordentlicher Nachfrage. „Im Sommer sind besonders fruchtige Sorten beliebt.“ Dazu zählen Mango, grüner Apfel, Drachenfrucht oder Waldmeister. Die Klassiker Schokolade, Erdbeere und besonders Vanille gehen aber auch wie gewohnt sehr oft über die Ladentheke. „Vanille ist und bleibt die Nummer Eins“, versichert Marco Marino.

Eisverkäufer Marco Marino freut sich über das warme Wetter.
Marco Marino freut sich: Warmes Wetter ist immer gut für den Eisverkäufer. Gut seien auch seine neuen Waffelschälchen. Die verhindern Plastikmüll. © Patrick Köllner

Die Arbeit in einem Eiscafé bei Hitze sei übrigens nicht zu unterschätzen. „Wir haben zwar Maschinen, die Kälte produzieren. Die geben aber gleichzeitig zusätzliche Wärme ab“, erklärt der Eisspezialist. Dazu kommt eine Art antizyklischer Arbeitsablauf. „Wenn wir abends langsam müde werden, kommen noch viele Kunden vom Schwimmen auf ein Eis vorbei. Körperlich möchte man Feierabend machen, aber das geht dann natürlich nicht“, sagt Marino augenzwinkernd.

Tropisches Klima

Erstaunlich warm ist es auch in der Waschstraße von Gökhan Atar. Der Einsatz von Wasser aus Sprühpistolen und Düsen vermittelt dabei einen falschen Eindruck. „In der Waschstraße haben wir eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit“, teilt Gökhan Atar mit.

Wie im Regenwald: Im Waschpark von Gökhan Atar (li.) macht den Mitarbeitern besonders die hohe Luftfeuchtigkeit zu schaffen.
Wie im Regenwald: Im Waschpark von Gökhan Atar (li.) macht den Mitarbeitern besonders die hohe Luftfeuchtigkeit zu schaffen. © Patrick Köllner

Beim Vorreinigen der Autos kommen seine Mitarbeiter in dieser tropenartigen Atmosphäre schnell ins Schwitzen. Um nicht zu lange in der Sonne warten zu müssen, sollten Autofahrer möglichst morgens in die Waschstraße fahren. „Von 8 bis 10 Uhr sind die Preise auch günstiger“, sagt Gökhan Atar und lacht.

Tipps für den Garten

Zu viel Wärme wirkt sich auch schnell auf die Pflanzen in der Gärtnerei Gehron aus. Betroffen sind vor allem Topfblumen im Außenbereich. „Wir gießen die mehrmals täglich“, sagt Mitarbeiter Sven Reiners. Trotzdem lassen einige davon die Köpfe hängen und gehen sogar ein.

Ramina Overbeck gießt die Pflanzen in der Gärtnerei Gehron.
Ramina Overbeck gießt mehrmals täglich die Pflanzen in der Gärtnerei Gehron. Trotzdem gehen bei großer Hitze einige davon ein. © Patrick Köllner

Der Fachmann empfiehlt, Pflanzen im Garten nie in praller Sonne zu gießen. Das Wasser sollte nicht direkt auf die Blüten und Blatter kommen. Tropfen wirken dann wie eine Lupe und sorgen für braune Stellen. Auf Rasenmähen in der Sonne sollte ebenfalls verzichtet werden.

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