
Holz wird auf den Beschaffungsmärkten immer knapper. „Die USA und China kaufen den europäischen Markt leer“, sagt Peter Hönighaus, Inhaber des Holzlands Bunzel an der Zechenstraße.
Die Entwicklung habe sich seit Beginn des Jahres verschärft. „Es ist inzwischen schon so weit, dass sogar Versteigerungen durchgeführt werden, auf denen Holz zum Höchstgebot verkauft wird“, sagt er. Im letzten halben Jahr habe sich der Holzpreis etwa verdoppelt. Seine Lieferanten haben ihre Lieferverträge gekündigt. Holz kann nur noch zum Tagespreis gekauft werden. Und der steigt immer weiter.
Hersteller von Gartenhäusern hätten zum Teil ihre Angebote komplett aus dem Internet genommen, weil sie keine neuen Aufträge mehr annehmen können und es kaum schaffen, bestehende Aufträge zu erfüllen, so Peter Hönighaus. Das Schrauben an der Preisspirale weite sich inzwischen auch schon auf andere Branchen der Bau-Zulieferindustrie aus. „Und ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht.“
Schreinerei in Marl bestätigt hohe Lieferpreise
Das bestätigt auch Michael Elfering von der Schreinerei Elfering in Brassert. „Es gibt längere Lieferzeiten und die Preise steigen. Das betrifft zum Teil schon einfache Kanthölzer oder Dachlatten, die wir nur mit Verzögerung bekommen.“ Elfering ist deshalb dazu übergegangen, keine konkreten Termine mehr für die Ausführung von Aufträgen anzugeben. „Wir nennen nur einen ungefähren Zeitrahmen und melden uns dann beim Kunden, wenn das Material da ist“, sagt er. Bei der Preiskalkulation bleibt der Posten des Materials so lange offen, bis der Einkaufspreis feststeht. „Die Materialkosten belassen wir zunächst freibleibend“, sagt Michael Elfering.
Auch auf das Dachdeckerhandwerk wirkt sich die Holzknappheit inzwischen aus. „Seit einigen Wochen hat sich die Lage deutlich verschärft“, sagt Dachdeckermeister Thomas Lürkens. „Bestimmte Dachlattenhölzer sind schon gar nicht mehr zu bekommen.“
Dachdecker in Marl hat sich mit Holzvorräten eingedeckt
Lürkens hat sich deshalb mit Holzvorräten eingedeckt. „Ich hatte das richtige Näschen“, sagt er. Seine Holzvorräte reichen, um ein Dreivierteljahr seine Aufträge noch fristgerecht ausführen können. „Danach wäre dann Schluss“, sagt er. Es fallen allerdings Lagerkosten an, die Preisentwicklung wird deshalb nach oben zeigen.
Durch den Bauboom steigt die Nachfrage
Der Grund für die Holzknappheit und den Preisanstieg ist zum einen der Bauboom in Coronazeiten. Die Nachfrage im In- und Ausland steigt. Viele große Sägewerke exportieren derzeit massiv. Laut Bundesverband der Deutschen Säge- und Holzindustrie waren es 20 Millionen Festmeter Rund- und Schnittholz im vergangenen Jahr. Das sind über 80 Prozent mehr als noch im Jahr 2019. Hauptabnehmer sind China und die USA. Dort wird mehr gezahlt als in Deutschland – sogar für minderwertiges Fichtenholz, das wegen Trockenheit, Sturmschäden oder Borkenkäferbefall in Deutschland notgefällt wurde und dadurch massenhaft anfiel.
Exportmengen begrenzen
Thomas Lürkens kann diese rasante Entwicklung nicht nachvollziehen. Er findet, jetzt sei die Politik am Zuge: Die Exportmengen müssten begrenzt werden, damit es gelingt, den Markt wieder zu beruhigen.