Junge Künstler erleben die Stadt Marl Auftakt zur Ausstellung „Es gibt keine Maikäfer mehr“

Eine junge Künstlerin mit ihrer Plüsch-Skulptur im Skulpturenmuseum Marl.
Anfassen erlaubt: In Anlehnung an die Skulptur Habakuk von Max Ernst schuf Alexandra Nikitina ihre Plüschfigur "Fake Habakuk", die reagiert, wenn Besucher sie berühren. © Martina Möller
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Braucht Marl ein Skulpturenmuseum? „Ja, ganz klar“, sagt Alexandra Nikita. Sie war überrascht, dass diese Frage überhaupt im Raum stand, als sie vor rund einem Jahr zum ersten Mal in der Stadt war. Zusammen mit acht weiteren Studierenden der Kunsthochschule für Medien Köln gestaltet sie die neue Ausstellung des Skulpturenmuseums. Die Arbeiten entstehen im Seminar „Urban Stage“ von Professor Mischa Kuball, der seit Jahren eine enge Beziehung zu Marl hat.

Die jungen Künstlerinnen und Künstler haben sich in den vergangenen Monaten mit der Stadt Marl vertraut gemacht. Architektur und Kunstwerke gaben Impulse für eigene Skulpturen, Videos und Klanginstallationen, die jetzt zum Teil bereits in der Ausstellung zu sehen sind. Liedermacher Reinhard Mey gibt mit seiner wehmütigen Ballade „Es gibt keine Maikäfer mehr“ den Herzschlag für die künstlerische Auseinandersetzung mit Marl vor. Die Ausstellungseröffnung ist dabei ein Auftakt. In den kommenden Wochen werden neue Exponate die bereits gezeigten Arbeiten ergänzen.

Der Habakuk ist wieder da

Alexandra Nikita gehört zu den neun Studierenden, die in Marl ausstellen. Sie arbeitet mit künstlicher Intelligenz und hat die KI genutzt, um den Habakuk von Max Ernst neu zu erfinden. Heraus kam ein putziges Plüschtier, das jedem Versuch es von seinem Sockel zu stoßen widersteht und unverwüstlich auf seinem Platz bleibt. „Fake Habakuk“ nennt die Künstlerin ihr Werk. Marler wissen, dass das Original aus der Sammlung des Museums schon lange vor Beginn der Marler Rathaussanierung nicht mehr auf seinem angestammten Platz vor dem Glaskasten stand. „Dieser Habakuk verbindet Vergangenheit und Zukunft“, erklärt Alexandra Nikitina.

Drei von neun Kunststudierenden, die in Marl ausstellen: v.l. Johannes Hoffmann, Mathilde Hawkins und Alexandra Nikitina.
Drei von neun Kunststudierenden, die in Marl ausstellen: v.l. Johannes Hoffmann, Mathilde Hawkins und Alexandra Nikitina.© Martina Möller

Auch Johannes Hoffmann fand eine Inspirationsquelle in der Marler Skulpturensammlung. Er zitiert ein frühes Werk des Konzeptkünstlers Hans Haacke und gibt dem „Condensation Cube“ mit seinem hermetisch abgeriegelten Würfel aus Plexiglas im Marler Schulpavillon, der als Übergangsmuseum dient, eine neue Ästhetik.

Sie arbeitet schnell und kritzelt in winzigen Buchstaben endlose Textzeilen auf ein Schülerpult. Für ihre Arbeit hat sich Mathilde Hawkins vom Schulcharakter des Museumsstandorts einfangen lassen und bearbeitet mit ihrer Installation auch Erinnerungen an ihre eigene Schulzeit.

Veränderung in der Stadt beobachten

Mit Veränderungsprozessen in der Stadt beschäftigen sich Mary Mikaelyan und Helin Sezen Korkmaz in ihren Videoarbeiten. Mary Mikaelyan folgt den Wegen von Insekten in und rund um den Chemiepark. Helin Sezen Korkmaz baut eine symbolische Brücke von Marl nach Köln-Chorweiler, einer modernen Stadtlandschaft mit einigen Parallelen zu Marl.

Dagegen nutzen Thilo Brämer und Tatsiana Licheuskaya eigene Lebenserfahrungen, um Ähnlichkeiten zur Marler Geschichte zu entdecken. Ebenso wie Leila Orth, die Fotografien aus ihrer Kindheit zeigt. Sie erinnern an Museumsbesuche mit der Familie und wie diese Erfahrungen sie geprägt haben.

„Du brauchst Essen, um zu überleben, aber auch die Kunst“, sagt Alexandra Nikitina. Davon wollen die jungen Kunstschaffenden in den nächsten Wochen möglichst viele Menschen in Marl überzeugen und bieten dazu Workshops an, die wir an dieser Stelle noch ausführlich vorstellen.

Die Ausstellung „Es gibt keine Maikäfer mehr“ wird am Sonntag, 12. November, 14 Uhr, im Skulpturenmuseum an der Martin-Luther-King-Gesamtschule, Georg-Herwegh-Straße 63-67 in Marl-Hüls eröffnet. Einführende Worte gibt es von Museumsdirektor Georg Elben und Mischa Kuball.

Die Ausstellung bleibt bis zum 18. Februar geöffnet und wird in den kommenden Wochen durch weitere Arbeiten ergänzt, die in Workshops mit den Studierenden entstehen.

Öffnungszeiten: di-fr, 11- 17 Uhr, sa/so 11 -18 Uhr.

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