
Für die nächste Runde ihres Projekts „Marler Straßengeschichten“ wählte die Marler Bürgerstiftung die Straße „Försterbusch“. Dabei handelt es sich um eine knapp 150 Meter lange Strecke, die von der Hagenstraße aus an der Polizeiwache vorbei in Richtung des als „Laubfrosch“ bekannten Hochhauses führt. Hier enthüllten Mitglieder der Bürgerstiftung jetzt neue Zusatzschilder, auf denen Infos zur vermutlich bekanntesten Familie aus Marl zu finden sind.

Försterbusch ohne Förster
Im Mittelpunkt steht die Familie Loe. Tatsächlich dürfte vielen Marlern das Wäldchen zwischen den Wohnhäusern und der Rundturnhalle als Försterbusch bekannt sein. Aber woher stammt der Name? Über die Herkunft klärt Vorstandsmitglied und Projektleiter Matthias Pothmann auf: „Einen Förster gibt es hier schon lange nicht mehr. Aber in der Tat stand am Rande des Wäldchens früher ein altes Forsthaus. Dessen Geschichte reicht weit zurück und führt tief in die Geschichte des Marler Adels.“
Ursprünglich war das Forsthaus ein Schafstall. Es gehörte zur ehemaligen Wasserburg „Haus Loe“. Dieses Gebäude befand sich unweit des Stalls, und zwar auf der anderen Seite der Hagenstraße. Genauer gesagt dort, wo heute die Schüler und Sportler auf den Trainingsplätzen trainieren, so Matthias Pothmann. Der Historiker führt aus, dass das Haus Loe der Stammsitz der Marler Adelsfamilie Loe war. Die verfügte in Marl über großen Grundbesitz.
Name prägt die Stadt Marl
Wie kaum ein anderer ist der Familienname Loe bis heute eng mit der Stadt sowie vielen Marler Institutionen verknüpft. Man denke beispielsweise an die Loe- und Loekampstraße, den Loemühlenweg, das Hotel Loemühle, das Bürgerbad an der Loemühle oder die Loe Studios und das abgerissene Loe-Theater. Stichwort Abriss: Nachdem der Herzog von Arenberg als letzter Besitzer das Wasserschloss um 1860 abreißen ließ, baute man einen Stein des Hauses Loe mit Inschriften und eingemeißeltem Familienwappen in das Försterhaus ein.
Davon ist heutzutage nichts mehr zusehen. Allein der Försterbusch wie auch der Hagenbusch sind letzte Überbleibsel des einstigen Anwesens. Matthias Pothmann: „Die kleinen Wälder sind heute die letzten Reste des alten Hagenwalls, einer ringförmigen Anlage aus Wällen und Bäumen, die früher das Haus Loe umgaben. Der Försterbusch war Teil davon.“
Und so vergab der Volksmund dem kleinen Wald schließlich den Namen Försterbusch. Ursprung ist das dortige Forsthaus, das einst ein Schafstall war. Die Stiftungsvorsitzende Uta Heinrich freut sich, dass dieses Kapitel Marler Stadtgeschichte aufgearbeitet wird: „Gemeinsam mit unseren Erläuterungen zur Hagenstraße wird dieser Ort, an dem ein ganz wichtiger Bau für Marl stand, ein wenig erlebbarer.“