
Marler, die ihn noch persönlich kannten, dürfte es wohl nicht mehr geben. Denn Theodor Albers starb vor mehr als 100 Jahren. Bis heute erinnert eine Straße im Norden von Marl an den ehemaligen Gemeindevorsteher sowie seinen Hof. Als Teil des Projekts „Straßengeschichten“ enthüllte die Marler Bürgerstiftung jetzt ein Zusatzschild.

Weit im Norden
„Viel weiter nach Norden kann man in Marl nicht kommen, sonst bekommt man nasse Füße“, bemerkt die Vereinsvorsitzende Uta Heinrich bei der Enthüllung in Sickingmühle. Die Aktion findet an der Straße „Alberskamp“ statt, die nah am Wesel-Datteln-Kanal verläuft. Der Name beruht auf dem alten Sickingmühler Hof Albers in der Nähe des Wasserwerks.
Historiker Matthias Pothmann: „Eine Familie Albers ist für den Raum Sickingmühle bzw. Hüppelswick, wie der Ort früher synonym genannt wurde, seit etwa 1520 nachgewiesen.“ Außerdem fand der Marler heraus, dass die Familie dem Haus Ostendorf auf der anderen Lippeseite hörig war. Schriftquellen finden sich mehrfach zu Haus und Familie Albers.
Einsame Lage
In verschiedenen Kriegen scheinen wiederholt Soldaten auf dem Hof einquartiert gewesen zu sein. Auskunft über zerstörtes Mobiliar und gestohlene Lebensmittel geben Schadenslisten über die Einquartierung von Franzosen während des Holländischen Krieges im 17. Jahrhundert. Die einsame Lage des Hofes war begehrt, um dort Halt zu machen.
Ein Albers steche historisch besonders hervor, so Pothmann weiter. Und zwar Theodor Albers. Er war neunfacher Vater und von 1863 bis 1872 Gemeindevorsteher der früheren Gemeinde Hamm. „Als solcher hatte er niedrige administrative Aufgaben zu erledigen und offizielle Bekanntmachungen zu verkünden. Er wurde als lebensfroh und von kleiner Statur beschrieben“, sagt Matthias Pothmann.
Ritt zum Kriegsende
Besonders in Erinnerung geblieben ist sein Ritt mit dem Pferd zur Kirche in Hamm-Bossendorf. Zum Sieg der Preußen im Deutsch-Französischen Krieg 1871 soll Theodor Albers dort das Glockengeläut veranlasst haben. Mit diesem Ritt blieb Albers noch lange im Gedächtnis. Der Hofname Albers geht übrigens auf den Vornamen Albert zurück. Und als „Alberskamp“ wurden die Felder und Wiesen des Hofes bezeichnet.
Jahre später musste die Familie den Hof aus wirtschaftlichen Gründen verkaufen und zog weg. Auch die neuen Eigentümer blieben nicht lange. 1955 wurde der Hof an die Chemischen Werke Hüls verkauft. Uta Heinrich: „Wir können heute nichts mehr von diesem alten Marler Hof sehen, der so viele Geschichten erzählen könnte. Doch seine Historie und seine Bewohner leben ein Stück fort, da dieser Straßenname an sie alle erinnert. Es ist doch toll, wenn wir damit ein weiteres Stück Marler Geschichte lebendig machen können“.