Marler Bürgerstiftung lüftet ein weiteres Geheimnis Was bedeutet eigentlich „Im Beisen?

Gerd und Brigitte Kluth sowie Matthias Pothmann von der Marler Bürgerstiftung enthüllen ein Legendenschild.
Bei der Enthüllung des Legendenschilds mit dabei waren (v.l.) Gerd und Brigitte Kluth sowie Matthias Pothmann von der Marler Bürgerstiftung. © Marler Bürgerstiftung
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Im Lauf der Jahre entwickelte sich der Beisen im nördlichen Brassert zu einer ebenso beliebten wie gepflegten Wohngegend in Marl. In der ehemaligen Zechensiedlung zwischen Kampstraße und Sickingmühler Straße heißen alle Wege „Im Beisen“. Abgesehen von der Mittelstraße, die hier, wie der Name es bereits vermuten lässt, durch die Mitte führt. Über die Herkunft des Namens machte sich jetzt Matthias Pothmann von der Marler Bürgerstiftung schlau.

Ein Straßenschild in der Siedlung Im Beisen in Marl-Brassert.
Das neue Legendenschild weist auf die Herkunft des Namens „Im Beisen“ hin.© Marler Bürgerstiftung

Zerstörung im Krieg

Wie der Historiker mitteilt, wurde die Siedlung gegen Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 schwer beschädigt, danach aber wieder aufgebaut. Der Name der Wohngegend, in der es auch einen Siedlerverein gibt, geht allerdings noch weiter zurück. Auf der Suche nach dem „Geheimnis“ dahinter durchforstete Matthias Pothmann alte Flurkarten und Lexika. Und tatsächlich fand er die gewünschte Antwort.

„Das Wort Beisen kommt in Westfalen relativ häufig vor, da es ein alter und gängiger Flurname ist“, erklärt Matthias Pothmann: „Das Wort ist eine Abwandlung von Binsen für die gleichnamige Pflanzengattung. Übersetzt bedeutet der Straßenname schlicht und einfach ‚In den Binsen‘“. Der Historiker führt aus, dass Binsengewächse krautartige Pflanzen sind, die in Mitteleuropa weit verbreitet sind und nahezu ausnahmslos in morastigen oder überfluteten Gebieten wachsen.

Sumpf wurde Zechensiedlung

Vor dem Beginn der Industrialisierung waren weite Teile des heute bekannten Marls eine eher fruchtlose und karge Sumpflandschaft. Die vielen Bäche, wie beispielsweise nördlich des Beisens der Dümmerbach, führten damals deutlich mehr Wasser, wodurch der Boden häufiger schlammig und feucht war. Matthias Pothmann: „Da verwundert es nicht, dass viele Flur- und Straßennamen in Marl noch heute von dieser Landschaftsart geprägt sind. In der dünn besiedelten Gegend suchten die Menschen nach Besonderheiten oder Eigenheiten der Natur zur Orientierung.“

Über die Jahrhunderte fanden diese Namen so den Weg in das Vokabular oder wie im Fall des Beisens auf die Stadtpläne. Als Beispiele nennt Pothmann Namen wie „Dümmerweg“ und „Hardtstraße“, die auf die morastige Ödnis aus vorindustrieller Zeit verweisen. Uta Heinrich, Vorsitzende der Marler Bürgerstiftung, enthüllte jetzt das neue Legendenschild. Die Finanzierung übernahm das NRW-Heimatministerium. Uta Heinrich: „Wir sind jetzt zum siebten Mal mit unserem Projekt in Brassert. Das zeigt, wie viel unbekannte Stadtgeschichte wir erzählt haben.“ Damit sei die Bürgerstiftung aber noch lange nicht am Ende. „Wir kommen wieder“, verspricht die Vorsitzende. Weitere Informationen zum Projekt gibt es auf der Internetseite www.marlerbuergerstiftung.de.

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