
Hätte Pfarrer Ulrich Müller das Sagen gehabt, wäre der Rathaussturm 2023 ganz anders abgelaufen. Und zwar mit einer großen Polonaise, die vom „Übergangsrathaus“ am Schacht AV 3/7 entlang der Carl-Duisberg-Straße über die Glückauf-Brücke bis ins Pfarrheim St. Barbara führt. „Dann hätten wir hier auch Toiletten. Beim Karneval ist es ja wichtig zu wissen, wo man hin kann.“ Mit solchen und anderen witzigen Sprüchen brachte Ulrich Müller die Gäste zur Begrüßung im Pfarrheim am Bachackerweg zum Lachen.
Narren haben Lust auf Karneval
Die Aktion an der St. Barbarakirche geht aber auch so als eine gelungene Veranstaltung in die Marler Karnevalsgeschichte ein. Das lag vor allem an den Menschen, die daran teilnahmen. „Die Leute haben einfach wieder richtig Lust auf Karneval“, sagt Jörg Terlinden. Der Vorsitzende des Heimatvereins Colonia spielt damit auf die coronabedingte lange Auszeit an. Tatsächlich ließen sich die Mitglieder der Marler Karnevalsvereine den diesjährigen Rathaussturm nicht nehmen. „Toll, dass die Stimmung sofort wieder da war“, so Jörg Terlinden.
Weil das Rathaus auf dem Creiler Platz immer noch eine Baustelle ist, wichen die Organisatoren auf das Pfarrheim St. Barbara am Bachackerweg in der Waldsiedlung aus. Darin bastelten sie einen provisorischen Balkon zusammen. Darauf versammelten sich unter anderem Bürgermeister Werner Arndt, die stellvertretende Bürgermeisterin Petra Kläsener und Mitglieder der Stadtverwaltung. Stellvertretend für die Karnevalisten lieferte sich Nicole Prinz-Stojek von den Sternburgern ein Rededuell mit dem Bürgermeister.

Darin ging es um die Radwege in Marl. Das Motto „Fahr Ma(r)l Rad!“ ist übrigens auch auf dem Orden zum Rathaussturm verewigt. Am Ende des Duells hatte Werner Arndt jedenfalls keine Chance – und ließ den Narren den Schlüssel zum Rathaus herunter. Jetzt konnte es richtig losgehen.
Abwechslungsreiches Programm
Auf einer Eckbühne gegenüber im Saal führte Werner Arndt durch das abwechslungsreiche Programm. Auf der Bühne gaben sich nacheinander viele Gäste das Mikro in die Hand. Unter anderem mit dabei waren das Dreigestirn von St. Franziskus, Baudezernentin Andrea Baudek und Kulturdezernentin Claudia Schwidrik-Grebe (beide verkleidet als Radschnellweg), Narrenkönig Oliver sowie Schwester Aloysiana, die das Publikum mit einem schlüpfrigen Witz begeisterte.
Mit Orden geehrt wurden auch Marcel Koritnik von der Fahrradwerkstatt der Alten Schmiede und das Ehepaar Birgit und Theodor Jacoby. Es organisiert seit Jahren den Umzug in Sickingmühle. Abschließender Höhepunkt waren Choreographien der Tanzgarde der Sternburger.

Nach dem Rathaussturm stürmten die Jecken am frühen Nachmittag noch das Medienhaus Bauer. Für die Lokalredaktion hatten sowohl die Sternburger als auch die Colonia-Mitglieder Orden im Gepäck. Die Redaktion bedankte sich im Gegenzug mit Sekt und alkoholfreien Getränken sowie den an Karneval natürlich unverzichtbaren Berlinern in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Im Medienhaus an der Kampstraße gab die Sternburger-Tanzgarde eine weitere Vorführung zum Besten. Der Klassiker „Viva Colonia“ war dafür die perfekte Wahl.

Übrigens: Die große Prinzengarde der Sternburger wird künftig von einer Kindertanzgarde unterstützt. Michelle Paetschke, Sherin Prinz und Christine Kütting machen den Trainerinnenschein, um mit Mädels zwischen vier und zwölf Jahren das Tanzen zu üben. Kinder, die mitmachen wollen, können sich mit ihren Eltern bei der Sternburger-Vorsitzenden Nicole Prinz-Stojek melden, Tel. 0173 9333757. Sie freut sich, dass wieder so viele Menschen Spaß am Feiern haben: „Schön, dass in Marl der Gemeinschaftskarneval wieder aufblüht.“














