Bahnhof Sinsen - mit Video Neuer Bahnsteig löst nicht alle Pendler-Probleme

Bauarbeiter der Firma Strabag erneuern und verlängern im Auftrag der Bahn den Bahnsteig am Bahnhof Sinsen. © Julia Dziatzko
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Am Bahnhof Sinsen tut sich was. Die Deutsche Bahn hat im August mit den Modernisierungsarbeiten begonnen. Nach Tagen des Schienenersatzverkehrs halten die Züge der Regionalbahn RE42 inzwischen wieder für alle Fahrgäste, die Richtung Essen oder Münster wollen. Im Zuge der Renovierung der in die Jahre gekommenen Steintreppe von der Bahnhofstraße zu den Gleisen hat die Bahn eine provisorische Holztreppe errichtet, die einen sicheren Zugang gewährleisten soll. Derzeit arbeitet die Firma Strabag vor Ort an der Verlängerung und Aufhöhung des Bahnsteigs.

Der Bahnsteig wird auf insgesamt 185 Meter verlängert und auf 76 Zentimeter aufgehöht. Durch die Erhöhung können Reisende zukünftig stufenfrei in die Züge einsteigen. Auch das Bahnsteigdach und die Treppenanlage werden erneuert. Der Bahnhof erhält eine neue energiesparende Beleuchtung. Die Hinweisschilder und Bahnsteigausstattung (Sitzbänke, Vitrinen usw.) werden ebenfalls ausgetauscht.

Insgesamt investieren die Deutsche Bahn und das Land NRW rund 3,3 Millionen Euro in die Modernisierung des Bahnhofs.

Auf der Ostseite des Bahnsteigs haben die Abrissarbeiten an der alten Bahnsteigkante begonnen. Aus- und Einstieg ist für alle haltenden Züge zurzeit auf der Westseite.

Randsteine der Bahnsteige platzen weg

Für Guido Kurtz wird es höchste Zeit, dass die Bahnsteige in Sinsen erneuert werden. „So langsam platzen die Randsteine der Bahnsteige weg“, sagt der 60-jährige Sinsener und weist zudem auf eine tiefe Senke mitten auf der gepflasterten Plattform hin: „Hier bildet sich bei Regen ein kleiner See, das konnte so wirklich nicht bleiben.“ Der Berufspendler fährt nahezu täglich von Sinsen nach Essen. In den Tagen des Schienenersatzverkehrs hat er lieber sein eigenes Auto benutzt. Die Fahrt mit dem Bus war ihm zu langwierig und unbequem. Wenn Guido Kurtz einen Wunsch frei hätte, besäße der Bahnhof Sinsen ein kleines Info-Center, in dem ein richtiger Mensch die Fahrgäste berät. „Aber das ist wohl unrealistisch“, sagt der Marler, der in diesem Augenblick sieht, wie die Regionalbahn RE2 durch Sinsen rauscht, ohne anzuhalten. „Das hätte man für die Marler Pendler auch besser lösen könnten“, meint er.

Dieser Zug fährt durch: Guido Kurtz bedauert, dass de Regionalbahn RE2 wohl in Haltern, aber nicht in Marl-Sinsen hält. Das wird sich auch mit einem neuen Bahnsteig nicht ändern. © Thomas Brysch © Thomas Brysch

Für Mohammad Bilal bringt die Erneuerung der Bahnsteige wenig. „Mein tägliches Problem ist die mangelnde Pünktlichkeit der Bahn“, sagt der 34-jährige Sinsener: „Ich arbeite in einem Restaurant weit außerhalb der Halterner Innenstadt. Von fünf Fahrten in der Woche ist der Zug nur zweimal pünktlich“. Oft genug schaut Bilal in Haltern dann dem Anschlussbus hinterher: „Manchmal muss ich mir dann ein Taxi nehmen, das ist wirklich sehr ärgerlich.“

Bahnreise ist ein Kraftakt für Gehbehinderte

Für Michael Klönne ist das Bahnfahren ein Kraftakt. Nur mit Hilfe von Angehörigen gelingt es dem gehbehinderten Mann, aus seinem Rollstuhl heraus in den Zug zu steigen. Der 50-Jährige wird dabei gestützt, ein Angehöriger trägt den Rollstuhl anschließend in den Doppelstockwaggon. Auf dem Bahnsteig stehen zwar mobile Rampen, die Rollstuhlfahrern den Einstieg erleichtern sollen, Sie können aber nicht eigenständig, sondern nur nach Voranmeldung bei der Bahn genutzt werden. „Ich bin mir nicht sicher, ob die Anhebung der Bahnsteige meine Situation wirklich verbessern wird“, resümiert Klönne.

Der RE42 fährt ein. Gleich beginnt für Rollstuhlfahrer Michael Klönne der mühsame Einstieg. Alleine ist das für ihn nicht zu schaffen. © Thomas Brysch © Thomas Brysch

Im September wird es übrigens noch einmal Schienenersatzverkehr geben: Von Freitag, 17. September (20.40 Uhr) bis Montag, 20. September (4.40 Uhr) halten Züge in Richtung Münster Hbf nicht in Marl-Sinsen. Als Ersatz verkehren Busse zwischen Recklinghausen Hbf und Marl-Sinsen sowie zwischen Sinsen und Haltern am See. In Fahrtrichtung Essen/Düsseldorf können Züge zwischen Samstag, 11. September (4.40 Uhr) und Freitag, 24. September (0.20 Uhr) nicht in Sinsen halten. Auch hier gibt es einen Schienenersatzverkehr.

Eine provisorische Holztreppe führt von der Bahnhofstraße hinauf zu den Gleisen. © Julia Dziatzko © Julia Dziatzko
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