
Der auf dem Gelände der ehemaligen Gärtnerei Pasch in Alt-Marl geplante, vor Ort umstrittene Lidl-Markt wird voraussichtlich von Anfang an eine deutlich größere Verkaufsfläche haben als vom Marler Stadtrat beschlossen. Wie Baudezernentin Andrea Baudek jetzt gegenüber unserer Redaktion erklärte, rechnet sie damit, dass im Zuge der Reform des Baugesetzbuches der Discounter Lidl die Möglichkeit bekommen könnte, am geplanten Standort Dorstener Straße auch 1000 Quadratmeter Verkaufsfläche durchzusetzen.
Im Stadtplanungsausschuss des Marler Stadtrates musste die Baudezernentin einräumen, dass sie im Augenblick keine rechtliche Möglichkeit aufzeigen kann, wie Lidl gezwungen werden könnte, die vom Stadtrat eingeforderte Begrenzung der Verkaufsfläche auf 800 Quadratmeter einzuhalten. „Wir sind dazu im Augenblick nicht sprechfähig“, so Andrea Baudek im Ausschuss.
Wie mehrfach berichtet, versucht die Bürgerinitiative „Kein Lidl in Alt-Marl – Wohnbebauung, ja bitte“ den Bau des Marktes zu verhindern. Sie fürchtet eine massive Belastung der Anwohner durch Verkehrslärm. Erreicht hat die BI die Begrenzung der Verkaufsfläche von ursprünglich geplanten 1450 auf 800 Quadratmeter. Doch auch dieser Kompromiss scheint nun infrage gestellt.
Im Stadtplanungsausschuss forderte CDU-Ratsherr Andreas Kolk einen sofortigen Stopp des Bauleitplanverfahrens. „Mich schockiert die Aussage der Verwaltung, dass es immer noch keine konkrete Vereinbarung mit Lidl über eine Begrenzung auf 800 Quadratmeter gibt“, so Kolk: „Wir müssen mit einem Stopp jetzt ein klares Zeichen für Lidl und die Bürgerinnen und Bürger setzen.“

Der Ausschussvorsitzende Andreas Täuber (SPD) widersprach: „Der Aufstellungsbeschluss des Rates ist noch kein Bebauungsplan, der Lidl ist noch nicht beschlossen.“ Täuber möchte das laufende Bauleitplanverfahren nutzen, um alle strittigen Punkte mit Lidl zu klären. Auf Antrag der SPD beschloss der Ausschuss einstimmig, die Verwaltung möge prüfen, wie die Verkaufsfläche von 800 Quadratmetern dauerhaft gesichert werden kann.
Baukörper ist für 1450 Quadratmeter Verkaufsfläche ausgelegt
Bis jetzt sind die Gespräche der Verwaltung mit Lidl über die Verkaufsfläche nach Angaben der Baudezernentin allerdings ergebnislos verlaufen. Lidl hatte schon früh durchgesetzt, dass auf dem Pasch-Gelände ein Baukörper errichtet werden soll, der einen Markt mit 1450 Quadratmeter Verkaufsfläche mühelos aufnehmen kann.
Eine von CDU-Ratsherr Tom Stoltenberg vorgeschlagene Aufteilung des Baukörpers auf zwei Baufelder hält Andrea Baudek für keinen zielführenden Weg, um eine vergrößerte Verkaufsfläche zu verhindern. Aktuell sind 800 Quadratmeter die „Vermutungsgrenze für den Beginn der Großflächigkeit“ eines Supermarkts. Für das von der Stadt angestrebte baurechtliche „Mischgebiet“ an der Dorstener Straße sind großflächige Märkte unzulässig. Doch mit der Reform des Baugesetzbuches auf Bundesebene wird die Grenze zur Großflächigkeit vermutlich verschoben.
„Auch Discounter brauchen heute deutlich mehr Platz, um Kundenwünschen zu entsprechen und ihre Waren zeitgemäß zu präsentieren“, so Andrea Baudek: „Dem wird die Reform des Baugesetzbuches voraussichtlich Rechnung tragen.“