Weltfahrradtag Teil der Hervester Straße wird Luxus-Fahrradweg

Andreas Hellmons (l.) und Ludger Vortmann (r.) weisen auf die Hervester Straße, wo morgen für zwei Stunden ein Luxus-Radweg eingerichtet wird. © Thomas Brysch
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Es ist eine herzliche Einladung an alle Pedalritter. Am Fronleichnamstag verwandelt sich ein Stück der zweispurigen, an Werktagen vielbefahrenen Hervester Straße zwischen Zalaegerszeg-Fußgängerbrücke und Willy-Brandt-Allee in einen knapp 300 Meter langen Luxus-Fahrradweg – zumindest für zwei Stunden.

Der 3. Juni ist Weltfahrradtag. Die Marler Initiative Radentscheid will den Bürgerinnen und Bürgern hier die Gelegenheit geben, mit dem eigenen Rad und am eigenen Körper zu spüren, wie ein gut ausgebauter Radweg sein kann: breit, glatt und makellos. Und den vielen Marler Radlern soll noch einmal vor Augen geführt werden, wie weit die meisten Radwege im Stadtgebiet noch davon entfernt sind.

Für die Aktion, die am Donnerstag ursprünglich am Nachmittag geplant war, jetzt aber wegen Gewittergefahr schon zwischen 11 und 13 Uhr läuft, wird eine Fahrspur der Hervester Straße für die Radler abgezweigt, eine Spur bleibt für den Kraftverkehr.

Initiative Radentscheid fordert Umsetzung der Beschlüsse

„Wir brauchen sichere Radwege und wollen dafür werben“, sagt Radentscheid-Mitinitiator Ludger Vortmann vor Ort. Und Mitstreiter Andreas Hellmons ergänzt: Die Politik hat die Notwendigkeit erkannt. Jetzt kommt es auf die konsequente Umsetzung an.“

Und darum geht es: Seit 1993 führte Marl den Titel „Fahrradfreundliche Stadt“, verliehen von der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen (AGFS). 2014 dann der Eklat. Der Titel wurde aberkannt – ein bundesweit einmaliger Vorhang, sagt Vortmann. Die Stadt hatte sich ausgeruht auf ihren Lorbeeren. Die Radwege verfielen. „Das Geld war da, es fehlte der politische Wille“, bilanziert Vortmann.

Die von Marler Radlerinnen und Radlern gegründete Initiative Radentscheid brachte die Wende. 6275 Unterschriften wurden gesammelt für einen Acht-Punkte-Plan, der seit einem Jahr auch offizielle Politik der Stadt ist. Jetzt geht es Hand in Hand. Bis 2028 sollen nun jedes Jahr acht Millionen Euro ins Marler Radwegenetz gesteckt werden. Das käme einer Verkehrswende nach niederländischem Vorbild gleich.

Stadt soll Fachpersonal für Planung einstellen

Mit ihrer Aktion an der Hervester Straße will die Initiative Radentscheid jetzt noch einmal sanften Druck dafür machen, dass die Pläne Wirklichkeit werden. Ihr Anliegen: Die Stadt möge doch bitte endlich die Radwegeplanungsstellen ausschreiben. „Nur wenn das Fachpersonal da ist, nur wenn geplant wird, liegen die Voraussetzungen vor, um die millionenschweren Fördermittel beantragen zu können,“, sagt Hellmons.

Vortmann betont noch einmal das Grundanliegen der Initiative: „Es geht darum, dass die Buckelpisten endlich verschwinden, dass Radwege nicht zugeparkt werden, das Radwege nicht plötzlich aufhören, es geht darum, dass Radfahren in Marl stressfrei wird.“

Ludger Vortmann, der NRW-Landessprecher des Fahrradclubs ADFC ist, treiben auch persönliche Erlebnisse an. In seiner Familie hat es schon mehrere Radunfälle gegeben. Und dort, an der Schachtstraße, wo einst seine Mutter mit dem Rad von einem Pkw erfasst wurde und schwer verunglückte, sind heute seine Kinder unterwegs. Und an dieser Stelle fehlt der sichere Radweg noch immer.

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